Für jede Lösung ein Problem
Mietzahlungen für deine alte Wohnung zu verhandeln. Diese grabschige, geldgierige Person. Ich musste deinem Vater erst mal erklären, dass sie nachweislich zu Provinzialität neigt, meine fromme Schwester.«
»Provin… – oh, du meinst Promiskuität, oder?«
»Wie auch immer, ich muss Schluss machen«, sagte meine Mutter. »Wenn du ein Fremdwort nicht kennst, frag Lulu danach, sie kennt sie alle.«
Charly hielt einen Daumen in die Luft. »Der hast du es aber gegeben«, sagte sie.
»Wenn ich morgen das rote Kleid anziehen will, muss ich mindestens eine Stunde vorher anfangen, mich zu betrinken«, sagte ich. »Vielleicht sollte ich mir Wachs in die Ohren träufeln wie Odysseus’ Leute bei den Sirenen. Dann höre ich nicht, wie meine Verwandten mich beleidigen und meine Mutter mich beschimpft, und ich kann die ganze Zeit über entspannt lächeln.«
»Ach, Gerri-Mausilein, bleib doch einfach zu Hause, leg die Beine hoch, und guck mit mir eine DVD«, sagte Charly.
»Das wäre aber auch nicht gerade revolutionär«, sagte ich.
»Es wäre eine stille Revolution«, sagte Charly. »Ich finde, das ist erlaubt.«
Hallo Gerri!
Mama sagt wir sollen dier schreiben das wir fro sind das du diech nich umgebracht hast und das wir diech lieb haben.
Wir finden es aba total gemein das du Chisola alle guten Sachen verärben woltest aba uns nich. Wenn du diech noch mal umbringst sei bite gerecht. Du kanst Chisola ja die Kete geben aba wir möchten das Notebook und den Ipod haben und wenigstens etwas Geld um noch einen I-Pod zu kaufen weil wir sind ja Zwillinge und brauchen ales dopelt.
Viele Grüße Von Deinem diech liebenden Arsenius und deinem diech liebenden Patent kind Habakuk
P.S Den Fernseher nehmen wir auch gerne wenn ihn sonst keiner wil.
S iebzehn
Ich bin stolz darauf, sagen zu können, dass ich mir keinen Mut antrinken musste, um am Freitagabend in das rote Kleid zu klettern. Stocknüchtern trug ich den glänzenden roten Lippenstift auf, föhnte mir die Haare (über die Rundbürste, aber so, dass man das hinterher nicht sah) und schlüpfte zum Schluss in die wundervollen, roten Schmetterlingssandaletten. Stocknüchtern hörte ich mir Charlys und Ulrichs Komplimente an, stocknüchtern verließ ich ihre Wohnung, stocknüchtern kam ich im Lexington – Fünf Jahreszeiten an. Hier aber wünschte ich mir so ziemlich sofort, ich hätte mich nicht so verdammt tapfer angestellt, sondern lieber doch ein paar Gläser Wodka in mich hineingekippt.
»Sieh doch, Heinrich, da ist die Gerri«, rief meine Großtante Elsbeth, als ich gerade mal das Foyer erreicht hatte und nicht rechtzeitig hinter dem monströsen Fontänenbrunnen in Deckung gehen konnte. »Die Gerri, die das Meißner Porzellan der Familie auf dem Gewissen hat und sich vorige Woche umbringen wollte.«
Überflüssig zu sagen, dass sich nicht nur Großonkel Heinrich nach mir umschaute. »Aber nicht deswegen, Großtante Elsbeth«, sagte ich. »Außerdem ist das schon was länger her.«
»Ich bin nicht deine Großtante Elsbeth, sondern deine Großtante Adelheid«, sagte Großtante Elsbeth oder von mir aus auch Großtante Adelheid. Ich sagte ja bereits, dass sie alle gleich aussahen. »Du siehst gut aus, liebes Kind, bist du ein wenig fülliger geworden?«
»Nein«, sagte ich.
»Das steht dir aber gut«, sagte Großonkel Heinrich, schnalzte mit der Zunge und kniff mich in die Taille.
»Stimmt es wirklich, dass du diese Pornohefte schreibst, die sie unter der Ladentheke verkaufen?«, fragte Großtante Adelheid.
»Sie werden nicht unter der Ladentheke verkauft«, seufzte ich. »Man kann sie in jedem Kiosk bekommen. Und im Supermarkt. Es ist kein Porno.«
»Ach ja, die Zeiten haben sich geändert«, sagte Großtante Adelheid. »Heutzutage verteilen sie den Schweinkram wirklich überall offen, auch an Minderjährige. Du erinnerst mich irgendwie an meine Schwester Hulda, als sie jung war. Die hatte auch so einen Hang zum Skandalösen. Wusstest du, dass sie mal Striptease-Tänzerin war? Sie hatte nur solche Bommeln auf ihren Brustwarzen, bei denen man nie weiß, wie sie eigentlich halten. Vielleicht mit doppeltem Klebeband?«
»Das glaube ich aber nicht«, sagte ich.
»Nein, ich auch nicht«, stimmte Großtante Adelheid zu. »Es ist sicher ein anderer Trick dabei.«
»Ich meinte, ich glaube nicht, dass Großtante Hulda Striptease-Tänzerin war«, sagte ich.
»Kann auch sein, dass ich das in einem Film gesehen habe«, gab Großtante Adelheid zu und hakte sich bei
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