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Für jede Lösung ein Problem

Für jede Lösung ein Problem

Titel: Für jede Lösung ein Problem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Ohrring drankam.
    »Ich sag dann mal Flo Gute Nacht«, sagte ich.
    »Ja, das ist lieb, ich fange dann schon mal an mit dem Gemüseputzen«, sagte Caroline. »Ich habe keinen Kerbel bekommen, aber Brunnenkresse ist doch auch lecker, oder? Wenn keiner von uns beiden hingeht, dann entscheiden sie hinter unserem Rücken, dass Nutella auf dem Frühstücksbrot erlaubt ist oder dass ein Haustiertag veranstaltet wird und alle ihre Chinchillas mitbringen dürfen …«
    »Ist doch egal«, sagte Bert.
    »Mir aber nicht«, sagte Caroline. »Ich muss mich nämlich hier den ganzen Tag mit quengelnden Kindern herumschlagen, die auch gern Chinchillas hätten oder Nutella oder …«
    »Du tust ja so, als wäre ich nie zu Hause«, sagte Bert.
    »Bist du ja auch nicht …« Severin fing an zu heulen, als ich die Treppe hochging. »Guck mal, wie süß«, sagte Caroline. »Er magdich. Alle unsere Kinder mögen dich. Ist der Pullover eigentlich neu? Steht dir super. Nicht wahr, Gerri sieht toll aus, Schatz, wie diese Schauspielerin, die sie beim Klauen erwischt haben …«
    Flo lag noch wach in ihrem Bett, als ich ins Zimmer kam. Ihr Bruder Gereon schlief bereits tief und fest im Bett über ihr. Das traf sich gut, denn ich hatte nur Flo etwas mitgebracht: meine alte Spieluhrdose mit der Tänzerin, die sich drehte, wenn man den Deckel hob.
    »Was ist das für eine Melodie?«, fragte Flo.
    »Der Donauwalzer«, sagte ich.
    »Und du willst sie mir wirklich richtig schenken? Nicht nur leihen?«
    »Nein, die gehört jetzt dir.«
    »Oh, danke! Du bist wirklich die Beste der Welt, Gerri. Gerri, als du klein warst, hattest du da ein Haustier?«
    »Wir hatten eine Katze«, sagte ich. »Aber die musste ich mit meinen drei Schwestern teilen. Und weil ich die Jüngste war, gehörte mir nur der Schwanz.«
    »Besser als gar kein Tier«, sagte Flo. »Kannst du mir nicht ein Kaninchen zum Geburtstag schenken, Gerri? Dann können Mama und Papa es nicht wieder weggeben.«
    »Mal sehen, vielleicht«, sagte ich und hatte plötzlich einen Kloß im Hals. Flos Geburtstag war im Juli, und da würde ich nicht mehr da sein. Sie war mein Patenkind, und ich muss zugeben, dass ich sie viel lieber hatte als Habakuk, den man mir ebenfalls als Patenkind aufgezwungen hatte.
    »Ich wäre auch ganz lieb zu dem Kaninchen«, sagte Flo. Dann fragte sie wie jeden Samstag: »Hast du diese Woche einen Mann kennen gelernt, Gerri?«
    »Ja«, sagte ich und dachte an Gregor Adrian. »Einen mit grünen Augen und einem schönen Namen.«
    »Und – hat dein Herz geklopft?«
    »Schon«, sagte ich. »Aber der Mann ist leider schon vergeben. An eine Vampir-Lady.«
    »Die guten sind immer alle schon vergeben«, seufzte Flo. »Drückstdu mich mal?« Sie legte mir die Arme um den Hals. »Hm, du riechst lecker.«
    »Das ist Pampelune «, sagte ich. »Ich vererbe es dir, wenn du willst.«
    »Noch lieber hätte ich ein Kaninchen«, sagte Flo.

Liebe Tante Evelyn, lieber Onkel Korbmacher,
    hiermit kündige ich die Wohnung zum nächsten Ersten.
    Leider kann ich die vereinbarte Kündigungsfrist nicht einhalten, weil ich mich bereits kommenden Freitag umbringen werde. Ich bin aber sicher, ihr werdet schnell einen Nachmieter finden, vielleicht eine ältere Dame aus dem Kirchenkreis oder eine gläubige Austauschstudentin aus Korea. Besser wäre die Studentin, denn eine ältere Dame könnte auf der Feuerleiter ausrutschen und euch verklagen.
    Es wäre sicher auch im Interesse der nächsten Mieterin, wenn ihr Hilla eine Spülmaschine kaufen würdet. Und anstatt der Neuen Broschüren mit dem Titel »Lade Jesus in dein Leben ein« in den Briefkasten zu stecken, könntet ihr sie doch auch ab und zu mal zum Abendessen einladen.
    Liebe Tante Evelyn, du denkst vielleicht, ich war noch zu klein, um das mitzukriegen, aber ich kann mich noch gut erinnern, dass du mich des Öfteren als »Wechselbalg« bezeichnet hast. Ich weiß noch wie gestern, wie du und Tante Alexa immer darüber spekuliert habt, dass ich wegen meiner Haarfarbe im Krankenhaus vertauscht worden sei oder vom Briefträger abstammen müsse, und dann habt ihr immer zu kichern angefangen. Damals fand ich das schon sehr gemein, aber erst als wir Vererbungslehre im Biologieunterricht hatten, verstand ich, worauf ihr eigentlich immer hinauswolltet. Aber ich kann dich beruhigen: Ich bin die Tochter meines Vaters. Er hat mir die dunklen Haare und die braunen Augen vererbt, das ist ein bisschen kompliziert, da er selber nur hellbraune Haare hat, aber wenn

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