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Für jede Lösung ein Problem

Für jede Lösung ein Problem

Titel: Für jede Lösung ein Problem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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gebratenem Fleisch. Ich merkte plötzlich, dass ich den ganzen Tag so gut wie nichts gegessen hatte, und beeilte mich auf dem Weg zur Straßenbahnhaltestelle.
    Unsere Kochabende waren mal sehr lustig gewesen. Wir hatten anspruchsvolle, gerne exotische Gerichte gekocht, dazu köstliche Aperitifs und Weine getrunken und bis in die Nacht hinein geschlemmt und erzählt. Aber seit die Kinder auf der Welt waren, schienen meine Freunde den Sinn fürs Exotische vollkommen verloren zu haben, und Rohmilchkäse, Alkohol und Tandoori waren auf einmal »gefährlich« geworden. Weil entgegen der Absprache immer mindestens ein Kind dabei war – »der Babysitter hat abgesagt«, »sie wollte so gerne mitkommen«, »er kriegt Zähnchen« –, gab’s auch kein Sushi mehr, weil die Kinder das nicht mochten.
    Und während der kostbare Heilbutt in handliche Fischstäbchen verwandelt wurde (zu denen dann später Ketschup gereicht wurde), spielten die Kinder Nachlaufen um den Küchenblock. Später schlief dann immer mindestens eins auf meinem Schoß ein, und ich wagte nicht mehr, mich zu bewegen, mir schliefen die Beine ein, und ich hatte Mühe, wach zu bleiben und dem dahinplätschernden Gespräch über Kinderhotels und Kindergartengebühren zu folgen. Wenn nicht ich, dann schlief mindestens ein anderer Erwachsenerein, was dann meistens das Zeichen zum Aufbruch war, in der Regel noch lange vor dreiundzwanzig Uhr.
    Ole und Mia – außer mir, Ulrich und Charly die Einzigen ohne Kinder – hatten in letzter Zeit verdächtig oft die Grippe oder andere ansteckende Krankheiten. In Wirklichkeit, vermutete ich, gingen sie am Samstagabend einfach nur gemütlich zusammen ins Kino. Oder sie kochten sich etwas Unpüriertes, Scharfes, Rohes in ihrer eigenen Küche.
    Und jetzt waren Ulrich und Charly auch noch schwanger, und ich hatte niemanden mehr, mit dem ich mich über die anderen lustig machen konnte.
    Früher hatten wir überall gekocht, reihum in unseren Wohnungen, auch in meiner winzigen Küche, und im Sommer sogar im Park, mit Gasgrill und Wok. Aber jetzt trafen wir uns immer nur bei Caroline und Bert, denn die beiden hatten die größte Küche, die leiseste Spülmaschine, die meisten Kinder und den unzuverlässigsten Babysitter. Sie wohnten in einem Reihenhaus, das im Grunde sehr geschmackvoll eingerichtet war, wenn man denn die Einrichtung vor lauter Spielzeug und anderem herumfliegenden Kinderkram überhaupt gesehen hätte.
    Caroline begrüßte mich mit einer herzlichen Umarmung, kickte mit dem Fuß ein Legoauto und eine kleine rosa Strickjacke beiseite und sagte: »Du bist die Erste, pünktlich wie immer, komm rein, ich habe Florine gesagt, dass du noch mal hochkommst und ihr Gute Nacht sagst, du weißt ja, wie sie an dir hängt, wow, ist der Pulli neu, du siehst super aus, wirklich, du erinnerst mich immer an diese Schauspielerin, wie heißt sie noch gleich, Schatz, die, die beim Klauen erwischt wurde, meinst du, es ist sehr schlimm, dass wir Schweinefilets statt Lammrücken gekauft haben, weißt du, der Lammschmortopf muss doch Stunden im Ofen garen, und die Schweinefilets könnten wir schnell in der Pfanne braten, das würde – Schatz, hast du gesehen, dass übermorgen der Elternabend ist, also das kann ich dir gleich sagen, da gehst diesmal du hin, das ist furchtbar, letztes Mal hätten sie mich beinahe zum Schatzmeistergewählt, und das, wo ich überhaupt nicht rechnen kann und unser Konto immer im Minus … – Wow, ist der Pulli neu, der steht dir total gut …« Irgendwann zwischen dem zweiten und dem dritten Kind hatte Caroline aufgehört, Punkte zu machen. Sie redete einfach so lange, bis ihr die Luft wegblieb. Und sie sagte ziemlich viel doppelt.
    »Hallo, Gerri, Süße«, sagte Bert. Er hatte das Baby – Severin – auf dem Arm und küsste mich auf die Wange. Severin griff nach meinem Froschkönig-Ohrring. »Ich gehe nicht zu diesem Elternabend.«
    »Ich auch nicht«, sagte Caroline. »Ich war die letzten fünf Male und habe mir den Kram angehört, das hält doch kein Mensch aus, immer diese geheimen Abstimmungen, zieht sich bis spät in die Nacht …«
    Severin versuchte, mir den Froschkönig vom Ohr zu reißen. Er hatte Bärenkräfte, und es wäre ihm sicher auch gelungen, wenn ich nicht eingegriffen hätte. Als ich seine Finger löste, verzog er weinerlich das Gesicht. Ich rieb mir das Ohrläppchen.
    »Dann geht eben keiner von uns«, sagte Bert. Severin strampelte wütend in Berts Armen, weil er nicht mehr an meinen

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