Für jede Lösung ein Problem
weißt, bin ich Single.«
»Und keiner versteht das«, sagte Ole. Er flirtete immer auf eine nette, harmlose Weise mit mir, gerade so viel, dass ich mich gut fühlte, ohne mir falsche Hoffnungen machen zu müssen. Ole war immer noch mein Typ. Manchmal – ganz selten nur – gestattete ich mir den Gedanken daran, was wäre, wenn es Mia nicht gäbe.
Caroline nahm mich in den Arm, als wäre ich gerade erst angekommen.
»Ist der Pulli neu?«, fragte sie. »Er steht dir einfach wunderbar, stimmt’s, Ole, Gerri sieht super aus, wie diese Schauspielerin, die sie beim Klauen erwischt haben.«
»Winona Ryder«, sagte Ole.
»Genau«, sagte Caroline. »Gerri sieht genauso aus wie Winona Ryder.«
»Ha ha ha«, sagte Mia.
Caroline sah sie böse an. Sie mochte Mia nicht, sie hatte es Ole niemals verziehen, dass er wieder was mit ihr angefangen hatte, damals, als sie und Bert versucht hatten, Ole mit mir zu verkuppeln. »Gerri ist ganz klar ein Winona-Ryder-Typ, die großen braunen Augen, die dunklen Locken …«
»… der dicke Hintern«, ergänzte Mia.
»Wenn Gerris Hintern dick ist, was ist denn dann meiner?«, fragte Caroline.
»Noch dicker«, sagte Mia.
»Eigentlich bin ich ein Marilyn-Monroe-Typ«, sagte ich schnell, damit Caroline nicht auf Mia losging.
»Nein, wirklich nicht, Süße«, mischte sich Charly ein und küsste mich überschwänglich. »Marilyn war blond und hatte dicke Möpse. So wie ich, fühl doch mal!«
»Ja, freu du dich, solange es noch einen Grund dafür gibt«, sagte Caroline. »Ich zeige dir bei Gelegenheit gerne mal meine Dehnungsstreifen.«
Mia verdrehte die Augen. »Ole, hast du schon Charlys Möpse betatscht? Wenn nicht, dann bring es bitte hinter dich, sonst nervt sie uns den ganzen Abend damit.«
»Nur kein Neid«, sagte Charly. »Gerri, hast du eigentlich auch die E-Mail von Britt Emke bekommen? Ist das nicht gruselig, dass schon einer von uns gestorben ist? Was meinst du, wer es ist? Und woran mag er wohl gestorben sein? Ach, ich bin wirklich froh, dass ich mit dem Rauchen aufgehört habe. Das kann ja so schnell gehen. Wir sind jetzt allmählich in dem Alter, wo man mehr auf sich Acht geben muss.«
Ulrich schlug mir krachend auf die Schulter. »Na, altes Haus!«, sagte er. Seit er mit Charly zusammen war, benahm er sich mir gegenüber, als wären wir zwei alte Saufkumpane und hätten nie was miteinander gehabt. »Was sagst du zu unseren Neuigkeiten?«
»Herzlichen Glückwunsch«, sagte ich.
»Ja, von mir auch«, sagte Mia. »Wirklich super Möpse.«
»Tut uns leid mit dem Lamm, Leute«, sagte Bert. »Aber das gibt es dann nächsten Samstag, versprochen.«
»Nächsten Samstag bin ich leider nicht dabei«, sagte Mia. »Da bin ich auf einer Fortbildung in Stuttgart.«
»Könnte sein, dass ich auch nicht da bin«, sagte ich.
»Wo bist du denn?«, fragte Caro.
»Ich – äh«, stotterte ich. Verdammt! Jetzt hatte ich mich doch verraten. Glücklicherweise deuteten die anderen meine Verlegenheit völlig falsch.
»Oho«, sagte Marius. »Gerri hat ein Date!«
»Ein Rendezvous für Gerri!«, rief Bert. »Das wurde ja auch mal wieder Zeit.«
Ein Rendezvous? Ja, so konnte man es auch ausdrücken. Ich bekam eine leichte Gänsehaut. Ein Rendezvous mit dem Tod. Wie in dem Film mit Brad Pitt. Rendezvous mit Joe Black.
»Wie heißt er denn?«, fragte Charly.
»Äh, Joe«, sagte ich und wurde rot.
»Und was ist er von Beruf?«, wollte Ole wissen.
»Er ist, äh, ein hohes Tier im, äh, also, die stellen Sensen her und so was«, sagte ich.
»Rasenmähermesser?«, fragte Marius.
Ich schüttelte den Kopf. »Mehr so altmodische … Klingen.«
»Solinger Messer, wahrscheinlich«, sagte Bert. »Vielleicht kannst du ein paar gute Sushi-Messer für uns abstauben. Apropos: Wer kümmert sich heute um die Vorspeise?«
Marta gähnte. »Von mir aus ich.«
»Hört mal, sollen wir die Suppe nicht lieber ganz weglassen?«, fragte Caroline und gähnte auch. »Ich meine, das dauert sonst wiederewig. Und wenn wir das Gemüse einfach zu dem Filet in die Pfanne schmeißen und mit andünsten, müsste das auch gehen, oder? Dann hätten wir auch weniger Spül.«
»Von mir aus gerne«, sagte Marius und gähnte ebenfalls.
Ole tauschte einen vielsagenden Blick mit Mia und mir und suchte nach dem Korkenzieher. Wir hielten ihm wortlos unsere Weingläser hin.
***
Am nächsten Tag beendete meine Mutter meine Grübeleien, indem sie mir, wie Sie ja schon wissen, ihre Schlaftablettensammlung zu treuen Händen
Weitere Kostenlose Bücher