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Für jede Lösung ein Problem

Für jede Lösung ein Problem

Titel: Für jede Lösung ein Problem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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man sich das Schema nach Mendel genau anschaut, versteht man es. Ich habe dir daher mein altes Biologiebuch in den Briefkasten gelegt, damit du das Kapitel 5 (S. 146 ff.)in Ruhe studieren kannst. Bei meinen Eltern trafen interessante gemischte Erbanlagen aufeinander. Tine ist blond und braunäugig, Rika ist blond und blauäugig, Lulu blond und grünäugig und ich eben brünett und braunäugig. Aber natürlich können Augenund Haarfarben nicht beliebig gemischt und weitergegeben werden, hier kommen die Begriffe »dominant« und »rezessiv« zum Einsatz. Es ist, laut der Mendel’schen Vererbungslehre, unmöglich, dass eine blauäugige Frau (wie z. B. du) und ein blauäugiger Mann (wie zum Beispiel Onkel Korbmacher) ein braunäugiges Kind (wie zum Beispiel Volker) bekommen.
    Aber das kannst du ja nun in aller Ruhe nachlesen. Es ist ein hochinteressantes Thema, je mehr man sich damit beschäftigt, desto intensiver schaut man seinen Mitmenschen wieder in die Augen.
    Liebe Grüße auch an Volker, Hilla, Johannes Paul, Petrus, Theresa und Bernadette. Ich denke, es kann nicht schaden, für mich zu beten.
    Eure Gerri

S echs
    Als ich vom Gute-Nacht-Sagen wieder nach unten kam, waren auch die anderen angekommen, Marta und Marius, Ulrich und Charly und sogar Ole und Mia. Ausnahmsweise hatten Marta und Marius kein Kind dabei, außer dem in Martas Bauch natürlich. Das allerdings konnte, gemessen an den Ausmaßen von Martas Bauch, auch gut und gerne ein kleiner Elefant werden.
    Charly war total aufgedreht. »Ich bin jetzt schon drei Tage Nichtraucher«, rief sie. »Ganz ohne Hypnose. Ist das nicht toll? Außerdem habe ich Hunger auf Salat! Aber das Beste sind diese Möpse. Endlich brauche ich keinen Wonderbra mehr. Fühlt doch mal, alles echt!«
    Marius wollte dieser Aufforderung sofort nachkommen, aber Marta schlug ihm auf die Finger.
    »Charly macht doch nur Witze«, sagte sie. Ihre eigenen Brüste waren verglichen mit den, sagen wir mal, Apfelsinen von Charly prämierte Halloween-Kürbisse, aber gegen den Achtmonatsbauch, der sich darunter wölbte, waren sie verschwindend klein.
    »Nein, ich meine das bitterernst«, sagte Charly. »Ihr müsst alle mal fühlen! Los! Nur keine Scheu.« Sie erinnerte mich ein bisschen an hammerhart31 , damals im Café, zier dich nicht, los, fühl doch mal, ist echt hammerhart.
    »Heute mal keine ansteckende Krankheit?«, fragte ich, als Ole mich zur Begrüßung in den Arm nahm. Er hatte immer noch das widerspenstige blonde Haar, das ihm ständig in die Stirn fiel. Sehr sexy, der Mann. Mir tat es immer noch leid, dass er mit einer anderen Frau verheiratet war. Allerdings roch er immer ein wenig nach Zahnarzt, egal, wie frisch er auch geduscht hatte.
    »Psssst«, sagte er und lachte. »Uns ist keine Ausrede mehr eingefallen. Außerdem liebe ich provenzalischen Lammschmortopf.«
    »Hoffentlich auch ohne Lamm«, sagte ich. »Caro hat nämlich Schweinefilet besorgt.«
    »So ein Mist«, sagte Ole und sah zu seiner Frau hinüber, die gerade von Charly gezwungen wurde, ihre Brüste zu befühlen. »He, Mia, du fährst, heute bin ich dran mit betrinken.«
    »Nein, ich «, sagte Mia. Sie war eine ziemlich hübsche Rothaarige mit beneidenswert langen Beinen. Sie arbeitete als stellvertretende Empfangschefin im Nobelhotel Lexington – Fünf Jahreszeiten , dem Hotel übrigens, in dem Tante Alexas Silberhochzeit stattfinden würde. Die Miete des »Spiegelsaals« betrug zweitausendfünfhundert Euro ohne Service, das hatte ich Mia im Auftrag meiner Mutter fragen müssen. Aus irgendeinem Grund war meine Mutter der vornehme Spiegelsaal ein Dorn im Auge. Vermutlich, weil ihre eigene Silberhochzeit zu Hause im Leoparden- und Engelwohnzimmer stattfinden hatte müssen, worüber Tante Alexa die Nase gerümpft hatte.
    »Zweitausendfünfhundert Euro Saalmiete zahlen, aber bei Tante Hulda über finanzielle Engpässe jammern«, hatte meine Mutter gerufen und sofort zum Telefonhörer gegriffen. Großtante Hulda wurde auch »Erbtante Hulda« genannt, weil sie keine eigenen Kinder, aber ein großes Vermögen und eine wunderbare Villa hatte. Meine Mutter und ihre Schwestern setzten schon seit Kindesbeinen alles daran, Großtante Huldas Lieblingsnichte zu werden und zu bleiben. Das schloss regelmäßiges Petzen über die Konkurrenz mit ein.
    »Du hast schon beim letzten Mal trinken dürfen«, sagte Mia zu Ole. »Hallo Gerri, schön dich zu sehen. Oder bist du auch schwanger?«
    »Nein«, sagte ich. »Wie du vielleicht noch

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