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Für jede Lösung ein Problem

Für jede Lösung ein Problem

Titel: Für jede Lösung ein Problem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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die aus mir einen Mann machte, der seiner Frau hinterherspioniert.«
    »Du, nein, das geht nicht, ich … ich habe noch etwas anderes vor«, sagte ich. Auch wenn Ole offensichtlich durcheinander war, würde es nicht lange dauern, bis er fragen würde, was ich eigentlich in diesem Hotel zu suchen hatte. Und dann war mein Plan in akuter Gefahr.
    Ole strich sich das Haar aus dem Gesicht. »Entschuldige, natürlich, du hast ja eine Verabredung. Joe hieß er, nicht wahr? Wahrscheinlich hast du hier auf ihn gewartet, stimmt’s?«
    Ich nickte.
    »Oh, na klar, dann hast du jetzt sicher alles andere im Kopf, nur nicht mit mir über meine verfahrene Ehe zu sprechen, das verstehe ich.« Ole sah aus, als würde er gleich in Tränen ausbrechen.
    »Es ist wirklich ein schlechter Zeitpunkt«, sagte ich unglücklich.
    »Natürlich. Absolut. Verstehe ich. Es war nur so, als du zur Tür reinkamst, dachte ich, das muss eine überirdische Fügung sein oder so was … – ein vertrautes Gesicht! Jemand, der mir hilft, Licht in diesen Wahnsinn zu bringen … Tut mir so leid.«
    »Schon gut«, sagte ich.
    »Das wäre ja auch zu schön gewesen, um wahr zu sein.« Ole sah auf seine Uhr. »Erst Viertel vor acht. Weißt du was? Ich setze mich einfach hier neben dich an die Bar und betrinke mich, bis dein Freund kommt. Für wann wart ihr denn verabredet?«
    »Äh, eigentlich für acht«, sagte ich, während ich wieder auf dem Barhocker Platz nahm und die Gedanken in meinem Kopf rotierten. Himmel, wie wurde ich Ole denn jetzt wieder los? Ach, wäre ich doch niemals auf die hirnverbrannte Idee gekommen, noch einmal das Zimmer zu verlassen! »Aber es, äh, sei mir bitte nicht böse, es wäre irgendwie merkwürdig, wenn wir hier gemeinsam auf ihn warten würden, oder? Ich glaube nicht, dass das …«
    »Oh, verstehe, verstehe«, sagte Ole und setzte sich auf den Hocker neben mir. »Ich will dir auf keinen Fall dein Rendezvous verderben.«
    »Gut«, sagte ich.
    »Mach dir keine Sorgen, ich behalte die Tür im Auge, und sobald dein Lover reinkommt, tu ich so, als ob ich dich gar nichtkennte«, sagte Ole. »Als ob ich einfach ein besoffener Typ wäre, der zufällig neben dir an der Bar sitzt. Ich hätte gern einen Whiskey. Einen doppelten, bitte. Oder einen dreifachen, wenn es das gibt. Ohne Eis.«
    Ich nippte an meinem Champagner. Das war ja wirklich ein ärgerliches Zusammentreffen von Zufällen. Da wollte man sich einmal umbringen …
    Vielleicht sollte ich einfach »Ach, da ist er ja«, schreien, hinaus ins Foyer stürzen und in mein Zimmer flüchten, bevor Ole geschnallt hatte, was los war. Das war die einzige Möglichkeit, die mir einfiel, wie ich ihm entkommen konnte.
    Ich sah durch die Glastür hinaus. Eine Gruppe Japaner bevölkerte gerade das Foyer. Das war eine gute Gelegenheit. Nichts wie weg hier.
    »Ach, da ist …«, begann ich, aber da brach Ole in Tränen aus. Er legte seinen Kopf an meine Schulter und heulte los. Der Kellner stellte das Whiskeyglas vor uns ab und schenkte mir ein mitleidiges Lächeln.
    »Ach du Scheiße«, sagte ich.
    »Das ka-hann man wohohol sagen«, schluchzte Ole. Eine Weile ließ ich ihn weinen. Aber als ich die Tränen durch mein Kleid hinweg auf meiner Haut spürte, schob ich ihn sanft von mir. »Hey, hey«, sagte ich. »So schlimm ist das nun auch wieder nicht. Statistisch gesehen betrügen mindestens 60 Prozent aller Frauen ihre Männer. Und siebzig Prozent aller Männer ihre Frauen.«
    Ole schniefte. »Ich dachte nicht, dass ich zu den sechzig Prozent gehören würde, die betrogen werden«, sagte er. »Ich dachte immer, mit Mia und mir, das wäre was ganz Besonderes.«
    »Aber das ist es ja sicher auch«, sagte ich. »Trotz…-dem.«
    »Ach ja? Soll ich dir mal was sagen? Das geht schon Jahre so! Seit Jahren betrügt sie mich, da bin ich mir jetzt ganz sicher. Und ich Doofi habe nicht das Geringste davon gemerkt. Hätte ich auch immer noch nicht, wäre ich gestern Morgen nicht am Aachener Weiher gejoggt und hätte dabei zufällig Mias Kollegin getroffen.«
    »Ja, ja, immer diese Zufälle«, sagte ich.
    »Ja, wirklich! Sonst jogge ich immer im Stadtpark«, sagte Ole. »Na ja, jedenfalls haben wir uns nett unterhalten, die Kollegin und ich, und dabei stellt sich heraus, dass sie nichts von einer Fortbildung in Stuttgart weiß, wohl aber, dass Mia und ich vor vier Wochen in Paris waren.«
    »Ach ja? Da hattet ihr gar nichts von erzählt.«
    »Weil wir gar nicht in Paris waren!«, schrie Ole mich an. »Da war

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