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Für jede Lösung ein Problem

Für jede Lösung ein Problem

Titel: Für jede Lösung ein Problem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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wischte sich die Tränenspuren aus dem Gesicht. »O Gott, das ist mir alles so peinlich. Wirklich! Du freust dich auf einen schönen Abend, und ich, ich heule dir hier die Ohren voll. Das ist wirklich – also, ich schäme mich. Tut mir echt leid.«
    »Schon gut. Wie wäre es denn, wenn wir draußen ein Taxi für dich suchen und du gemütlich …«
    Ole schüttelte den Kopf. Er sah auf die Uhr. »Pünktlich ist er ja nicht gerade, dein Joe.«
    Der Kerl schien an seinem Barhocker zu kleben wie Pech an Schwefel. Ich drehte mich zur Tür. Die Japaner waren nicht mehr da. Aber ein Mann stand gerade an der Rezeption. Ich könnte auf ihn zustürzen und so tun, als sei er Joe. Aber dann sah ich, dass er entsetzlich abstehende Ohren hatte. Selbst auf die Entfernung sahen sie furchtbar aus. Ich wollte nicht, dass Ole dachte, dass ich auf Männer mit solchen Ohren stünde.
    »Im Lexington würde Mia Mitarbeiter-Rabatt bekommen«, sagte Ole. »Aber da kann sie sich ja schlecht mit ihrem Liebhaber treffen. Dumm gelaufen, was? Kann ich noch einen Whiskey haben? Einen doppelten und dreifachen, bitte.«
    »Die Frage ist, warum treffen sie sich nicht bei ihm zu Hause?«, sagte ich.
    Ole zuckte mit den Achseln. »Vielleicht wohnt er weiter weg. Oder er hat eine unaufgeräumte Drecksbude.«
    »Oder der Mann ist auch verheiratet«, sagte ich.
    »Oh mein Gott«, sagte Ole. »So ein Schwein .«
    »Ich nehme an, es ist für beide nur eine Affäre. Ihre Ehe ist ihnen wichtig, und sie möchten sie nicht aufgeben«, schlug ich vor. »Wenn du so tust, als wüsstest du von nichts, bleibt alles beim Alten, und ihr werdet glücklich miteinander alt.«
    »Bist du jetzt total verrückt geworden?«, rief Ole. »Was wäre denn das für eine kranke Beziehung?« Er sah wieder auf die Uhr. »Vielleicht steckt dein Joe ja im Stau. Von wo kommt er denn?«
    Direkt aus der Zwischenwelt, Mann. Mit seiner Sense.
    »Von ähm aus Frankfurt«, sagte ich.
    »Oh je«, sagte Ole. »Ich hoffe, er spricht nicht hessisch. Du hast mal gesagt, das fändest du total unerotisch.«
    »Ja, finde ich auch. Aber Joe spricht hochdeutsch. Er kommt ursprünglich aus ähm Bremen.«
    » Wenn er denn kommt«, sagte Ole. »Das ist ja nicht die feine Art, jemanden warten zu lassen. Allein in einer Bar.«
    Allmählich ging er mir auf den Wecker. »Hör mal, ich warte auch gern allein. An deiner Stelle würde ich jetzt nach Hause fahren.«
    »Kommt ja gar nicht infrage«, sagte Ole. »Ich lasse dich doch hier nicht allein in einer Bar sitzen, begafft von fremden Männern.«
    »Hier gafft doch keiner«, sagte ich.
    »Natürlich. Alle gaffen. Den zwei Typen da vorne läuft schon die ganze Zeit der Sabber aus dem Mund. Dieses Kleid ist aber auch … ziemlich scharf.«
    »Hm, danke«, sagte ich.
    »Wirklich. Habe ich noch nie an dir gesehen. Die Schuhe auch nicht.«
    »Och, die sind aber schon uralt«, sagte ich.
    »Und beim Friseur warst du auch«, sagte Ole. »Mia war auch beim Friseur, gestern.« Sein Whiskey kam, und er nahm zwei kleine Schlucke. »Was schätzt du, wie alt er ist?«
    »Joe?«
    »Nein, Mias Lover. Er sah alt aus, oder?«
    »Mitte, Ende vierzig, würde ich sagen.«
    »Alter Sack«, sagte Ole. »Lebt vermutlich seine Midlifecrisis mit Mia aus. Wie alt ist Joe?«
    »Fünfunddreißig«, sagte ich. Das war die Anzahl der Schlaftabletten, die oben in meinem Zimmer auf mich warteten und sich fragten, wo um Himmels willen ich denn steckte.
    »Und wo bleibt der Kerl?«, fragte Ole. »Er könnte ja wenigstens mal anrufen, dass es später wird.«
    »Ich habe mein Handy oben im Hotelzimmer gelassen«, sagte ich. »Ich gehe besser mal und hole es.«
    Ole sah mich entgeistert an. »Du hast ein Zimmer hier gemietet?«
    »Äh, ja.«
    »Aber warum? Du kannst doch mit Joe in deine Wohnung gehen. Oder – oh nein, jetzt sag nicht, dass ihr beiden auch so eine heimliche Affäre habt, von der niemand was wissen darf.«
    »Quatsch«, sagte ich. »Ihr wisst doch alle davon.«
    »Er ist verheiratet, stimmt’s?«
    »Nein« , sagte ich. »Nein, nein!«
    Ole schwieg, aber es war ein irgendwie mitleidiges Schweigen. Der Piano-Man spielte schon wieder »As time goes by«. Wahrscheinlich kannte er nichts anderes. Ich wollte hier raus.
    »Möchten Sie noch ein Glas Champagner?«, fragte der Kellner.
    »Nein, danke. – Ach, doch, von mir aus.« Ich seufzte. Ich konnte doch nicht einfach hochgehen und mich umbringen, während Ole hier furchtbaren Liebeskummer litt. Wenigstens musste ich

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