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Für jede Lösung ein Problem

Für jede Lösung ein Problem

Titel: Für jede Lösung ein Problem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Mia nämlich auf Fortbildung, und ich war allein zu Hause. Entschuldigung, ich wollte dich nicht anschreien.«
    »Schon okay. Also, sie war nicht in Paris, sondern auf Fortbildung?«
    »Nein! Verstehst du denn nicht? Sie belügt mich und alle anderen nach Strich und Faden. Sagt denen, sie ist mit mir in Paris, und mir sagt sie, ist auf Fortbildung. Und in Wirklichkeit …«
    »Ach so«, sagte ich.
    »Jedenfalls bin ich nach Hause und habe so getan, als wüsste ich von nichts. Wusste ich ja zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht. Ich dachte, vielleicht vertut sich diese Kollegin ja, und alles ist ganz harmlos … Aber dann ist Mia heute Morgen losgefahren, nach Stuttgart zur Fortbildung, und ich bin hinterher.«
    »Bis nach Stuttgart?«
    »Nein«, schrie Ole wieder. Die Geschäftsmänner sahen neugierig zu uns herüber. Ole dämpfte seine Stimme wieder. »Nur bis ins nächste Parkhaus. Da hat sie nämlich den Wagen abgestellt und ist einkaufen gegangen. Unterwäsche! Dunkelrote!«
    »Hm, hm«, machte ich. »Und du immer hinterher?«
    Ole nickte. »Ja, wie ein schäbiger, zweitklassiger Privatdetektiv habe ich meine Frau beschattet. In der Unterwäscheabteilung von Kaufhof musste ich mich hinter Ständern von BHs ducken. Die anderen Kunden dachten, ich sei ein Perverser.«
    »Vermutlich«, sagte ich. »Ich meine, ach was.«
    »Die Praxis ist heute geschlossen geblieben«, fuhr Ole fort. »Meine Helferinnen haben den ganzen Vormittag telefoniert, um den Patientenabzusagen. Weil der Doktor seiner Frau hinterherspionieren muss. Wo war ich stehen geblieben?«
    »Was passierte, nachdem Mia Unterwäsche gekauft hatte?«
    »Sie bummelte durch die Boutiquen, so gemütlich, dass ich dachte, sie habe das mit der Fortbildung vielleicht nur erfunden, um mal in aller Ruhe shoppen gehen zu können. Aber dann, in diesem Café in der Ehrenstraße, traf sie sich mit diesem Mann.«
    »Dem von vorhin?«
    »Ja, natürlich mit dem«, sagte Ole. »Er schob ihr sofort seine Zunge in den Hals, da hatte ich nicht mal Zeit zu überlegen, ob es vielleicht ein mir unbekannter Cousin sein könnte.«
    »Und dann?«
    »Ach, es war widerlich. Sie liefen händchenhaltend zum nächsten Taxistand und nahmen ein Taxi zu diesem Hotel.«
    »Warum nahmen sie nicht ihr Auto?«, fragte ich. »Oder seins?«
    »Ich – keine Ahnung.« Ole sah mich ärgerlich an. »Spielt doch auch überhaupt keine Rolle. Ich glaube, sie waren so scharf aufeinander, dass sie keine Zeit verlieren wollten und sich schon im Taxi befummeln mussten. Außerdem ist es ein ganzes Stück von der Ehrenstraße bis zum Kaufhofparkhaus, und vielleicht wollten sie nicht gesehen werden. Jedenfalls fuhren sie mit dem Taxi zu diesem Hotel. Weißt du, was hier die Nacht kostet?«
    Ich nickte.
    »Hoffentlich bezahlt das wenigstens dieser Sausack«, sagte Ole. »Die Unterwäsche war schon teuer genug.«
    »Wie konntest du denn das Taxi verfolgen?«, fragte ich.
    »Mit einem anderen Taxi«, sagte Ole. »Ich stand total unter Schock.«
    »Der Taxifahrer hat sich aber bestimmt gefreut«, sagte ich. »Folgen Sie diesem Wagen da … Darauf hat er sicher jahrelang gewartet.«
    »Und ich habe ihm zehn Euro Trinkgeld gegeben«, sagte Ole. »Mia und der Typ haben sich ein Zimmer genommen und sind den ganzen Nachmittag drin geblieben. Ich war total durcheinander. Wusste nicht, was ich tun sollte.«
    »Das kann ich verstehen«, sagte ich.
    »Also habe ich mich in die Bar gesetzt und gewartet. Keine Ahnung, was ich hier wollte, aber einen klaren Kopf habe ich nicht bekommen. Irgendwann kamen die beiden dann hier tatsächlich rein. Ich habe mich in meiner Ecke ganz klein gemacht, aber sie hatten sowieso nur Augen füreinander. Die ganze Zeit hat sie so komisch gekichert.«
    »Vielleicht hat seine Zunge in ihrer Nase gekitzelt«, sagte ich.
    »Und dann kamst du herein«, sagte Ole. »Wie ein Engel in deinem roten Kleid. Ich dachte, jetzt hätte ich Halluzinationen! Aber ich war auch erleichtert. Ehrlich, ich weiß nicht, was ich gemacht hätte, wenn du nicht gekommen wärst. Wahrscheinlich hätte ich mir den Kerl vorgeknöpft und ihm eine reingehauen.«
    »Nein, das glaube ich nicht«, sagte ich.
    »Ach, ich auch nicht«, sagte Ole und sackte in sich zusammen. »Ich habe ganz feige da in meiner Ecke gehockt und die Luft angehalten. Furchtbar. Was bin ich doch für eine mickrige Memme.«
    »Du bist keine Memme, du stehst nur unter Schock.«
    »Ja, ja, das stimmt. Glücklicherweise bist du ja jetzt hier.« Ole

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