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Für jede Lösung ein Problem

Für jede Lösung ein Problem

Titel: Für jede Lösung ein Problem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Gerri-Mausilein?«
    Ich wollte es nicht, aber ich fing schon an zu heulen, bevor ich die Tür erreicht hatte.
    »Rattenpack!«, schimpfte Charly. »Anstatt sich zu freuen, dass du noch lebst, und sich zu fragen, warum du das gemacht hast …«
    »Warum hast du es gemacht, Gerri?«, fragte Ole.
    »Ich habe es ja nicht gemacht«, sagte ich. »Das ist ja gerade mein Problem.«
    »Du hattest dich also nur in diesem Hotel eingemietet, weil du dich umbringen wolltest?«, fragte Ole.
    »Lass mich in Ruhe, Ole«, sagte ich und versuchte, die Eierkartontür zu schließen. »Du hast genug eigene Probleme, und da mischen wir uns ja auch nicht ein.«
    Ole schob den Fuß zwischen die Tür. »Ich möchte nur ein paar Dinge klären.«
    »Da gibt es nichts zu klären«, sagte ich. »Du warst einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.«
    »Zur richtigen Zeit am richtigen Ort«, verbesserte Charly. »Ohne Ole wärst du heute tot.«
    »Ja, und schön wär’s«, sagte ich.
    Charly legte Ole die Hand auf die Schulter. »Sie braucht noch ein paar Tage. Am besten gehst du wieder.«
    »Ja, gleich«, sagte Ole. »Ich habe nur noch ein paar Fragen. Was ist mit Joe?«
    Ich sagte nichts, sondern presste nur die Tür gegen Oles Schuh.
    »Hast du es seinetwegen getan?«, fragte Ole.
    »Ach Ole! Joe ist doch nur ein Dings, ein, äh, Sarkonom«, sagte ich.
    »Was?«
    »Akropolis!«
    »Hä?«
    »Akronym«, sagte ich. »Was weiß ich, wie man so was nennt!«
    »Anonym«, schlug Charly vor. »Pseudonym. Metapher.«
    Ole runzelte die Stirn. »Ich verstehe immer noch nicht.«
    »Ihr habt Joe selber erfunden«, sagte ich. »Ihr habt mir ein Rendezvous angedichtet, und das hat mir gefallen. Ein Rendezvous mit dem Tod. Wie in dem Film mit Brad Pitt.«
    »Rendezvous mit Joe Black« , sagte Charly. »Sterbenslangweilig. Bis auf die Sexszene.«
    »Also gibt es überhaupt keinen Joe?«, fragte Ole.
    »Doch, massenhaft«, sagte ich gereizt. »Aber ich persönlich kenne keinen, nein. Geh jetzt nach Hause, Ole. Ich möchte allein sein.«
    Aber Oles Schuh blieb hartnäckig in der Tür stehen. Es war ein feiner, teurer, handgenähter italienischer Schuh, und er litt sicher unter der schlechten Behandlung. »Woher hattest du die Tabletten?«
    »Geschenkt bekommen«, sagte ich und trat Ole fest auf die Zehen. Er zuckte nicht mal mit der Wimper.
    »Warum bist du in die Bar gekommen? Was wolltest du da?«, fragte er.
    »Ein letztes Glas Champagner trinken«, sagte ich. »Ja, ich weiß, das war richtig blöde. Aber es ist nun mal passiert. Geh jetzt bitte!«
    »Unfassbar!«, sagte Ole. »Wenn ich mir vorstelle, ich hätte wirklich ein Taxi genommen und wäre nach Hause gefahren …«
    »Du hast Gerri das Leben gerettet«, sagte Charly warm.
    »Ja«, sagte Ole und grinste schwach. »Irgendwie schon. Aber wenn ich doch nur gemerkt hätte, dass etwas nicht stimmt, dann könnte ich mir jetzt wenigstens was darauf einbilden.«
    »Dafür bin ich dir jedenfalls ewig dankbar.« Charly küsste ihn auf die Wange, und Ole war vorübergehend abgelenkt. Ich nutztedie Gelegenheit, schob seinen Fuß aus dem Weg und knallte die Tür zu.
    »Hey!«, rief Ole. »Ich war noch nicht fertig!«
    »Lass sie«, sagte Charly. Trotz der Eierkartons konnte ich jedes Wort verstehen. »Sie macht eine Menge durch im Moment. Du natürlich auch. Es tut mir leid wegen der Sache mit Mia. Habt ihr euch ausgesprochen?«
    »Das ist alles sehr kompliziert«, sagte Ole. Das konnte man wohl sagen.
    »Liebt sie den anderen Mann?«, fragte Charly.
    »Woher soll ich das wissen?«, fragte Ole. »Wir haben nicht über den anderen Mann gesprochen.«
    »Aber sie weiß, dass du weißt, dass sie dich betrügt?«
    »Weiß ich nicht«, sagte Ole. »Ich weiß nicht, was Mia so denkt. Wie gesagt, es ist alles sehr kompliziert. Wir sprechen in letzter Zeit nicht viel miteinander, Mia und ich.«
    »Aber …«, sagte Charly. »Also, ich könnte das nicht aushalten! So etwas muss doch geklärt werden. Immerhin seid ihr miteinander verheiratet.«
    »Ich weiß«, sagte Ole. »Deshalb bin ich ja hier.«
    »Was hat denn Gerri damit zu tun?«, fragte Charly. »Ah, ich verstehe! Weil Mia denkt, dass du und Gerri was miteinander habt!«
    »Wie gesagt, ich weiß nicht, was Mia denkt«, sagte Ole. »Und ich weiß auch nicht, was Gerri denkt.«
    Gerri weiß auch nicht, was sie denkt, dachte ich, verließ meinen Horchposten hinter der Tür und legte mich aufs Sofa.
    Nur eine Minute später kam Charly herein.
    »Ole ist weg«, sagte sie.

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