Für jede Lösung ein Problem
Bikini, was tun Sie dann? Genau.
»Guten Morgen«, sagte Adrian und gab mir die Hand. Ich versuchte, ihm möglichst unbefangen in die Augen zu sehen und nicht daran zu denken, dass er wusste, dass ich ihn sexy fand. Und das fand ich immer noch. Obwohl er kleiner war, als ich es mir vorgestellt hatte. Vielleicht ganz knapp über einen Meter achtzig, deutlich kleiner jedenfalls als Ole.
»Ich bin froh, Sie so lebendig vor mir zu sehen«, sagte er. Zwinkerte er mir etwa zu? Ich zupfte mein Kermit-T-Shirt zurecht und ärgerte mich, dass ich nichts anderes angezogen hatte. Aber wie auch, wo ich doch alle meine Sachen weggeworfen hatte und es unter Charlys Klamotten so gut wie nichts gab, was man tagsüber anziehen konnte, ohne verhaftet zu werden.
»Möchten Sie ein Glas Sekt?«, fragte Lakritze.
»Gibt es denn etwas zu feiern?«, fragte Adrian zurück und wandte sich Lakritze zu, wobei er mir die Gelegenheit gab zu überprüfen, warum er bei der Belegschaft »Knackarsch« hieß. Hm, ja! Diesen Namen trug er wohl zu Recht.
»Aber sicher: Wir haben Gerri für die Ronina-Reihe gewinnen können und einen großartigen ersten Roman vorliegen«, sagte Lakritze.
»Also gut, ein Glas«, sagte Adrian.
»Ich hole schnell saubere Gläser aus der Küche«, sagte Lakritze und schob ihren Tweedpo durch die Tür. »Gerri, für Sie doch auch?«
»Nein, danke, ich hatte in letzter Zeit zu viel Alkohol«, sagte ich.
»In vino veritas«, sagte Adrian.
»Ja, aber ich habe Wodka getrunken, keinen Vino«, sagte ich. »Da schreibt man auch durchaus mal was, was man nicht so meint.«
»Dann ist es ja gut, dass Sie nicht mehr wissen, was Sie geschrieben haben«, sagte Adrian und guckte, wenn ich mich nicht sehr täuschte, auf meinen Busen.
Ich wurde, wenn überhaupt möglich, noch röter.
Lakritze kam mit Gläsern zurück und entkorkte die Sektflasche. »Der Roman ist wunderbar, nicht wahr? Wenn das so weitergeht, werde ich selber noch zum Vampir-Fan. Gerri, ist der nächste schon in Arbeit? Auf Ihr Wohl und auf Auroras neuen Kassenschlager.«
»Zum Wohl«, sagte Adrian.
»Nicht so schnell«, sagte ich. »Ich bin bereit, für diese Vampirreihe zu schreiben, allerdings nur, wenn das Konzept noch einmal überarbeitet wird.«
»Einverstanden«, sagte Adrian. »Ich sagte Ihnen ja bereits am Telefon, dass ich Ihre Verbesserungsvorschläge sehr einleuchtend fand. Sie können mit Frau Krietze darüber reden, damit sie alles in der Präsentation für die nächste Vertretertagung berücksichtigen kann.«
»Nein, Sie haben mich nicht richtig verstanden.« Ich legte eine Klarsichtmappe auf den Tisch. »Das hier ist bereits die Neukonzeption. Es hat mit dem alten Konzept wenig zu tun, ich habe sämtliche Charaktere überarbeitet, ein gutes Dutzend neue kreiert, eine Rahmenhandlung konstruiert und das Ganze in beliebig fortsetzbare Staffeln von je zehn Romanen gefasst. Ein dreiseitiges Glossar und die Zehn goldenen Regeln der Welt der Vampire erleichtern den Autoren die Arbeit und vermeiden störende Widersprüche.«
Lakritze und Adrian schauten mich gleichermaßen konsterniert an.
»Ich weiß, das klingt ein bisschen hochgestochen«, sagte ich. »Aber nachdem ich das nun alles mal im Internet recherchiert habe, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es wirklich ein großes Käuferpotenzial gibt. Sie hatten Recht. Vampire sind schwer im Kommen. Und da möchten wir doch, dass unsere Vampire aus der Masse der schlechten Produkte angenehm hervorbeißen, nicht wahr? Deshalb habe ich auch Roninas sprechende Fledermaus Java gestrichen. Ein sprechendes Tier gehört doch wohl eher in die Comics der Kinderabteilung.«
»Java kann nicht im herkömmlichen Sinne sprechen, sie kann sich nur mit Ronina verständigen «, sagte Adrian.
»Also bitte!«, sagte ich. »Die Frau beherrscht doch wirklich schon unglaublich viel: Telepathie, Kung-Fu, Telekinese, Heilkunst – muss sie denn auch noch die Fledermaussprache sprechen? Ich meine, nein. Java kann ja von mir aus bleiben, als zahmes, exotisches Haustier, aber er muss keine tragende Rolle beim Ausspionieren des Feindes spielen.«
»Hm«, machte Adrian, nahm meinen Schnellhefter auf und blätterte unschlüssig darin herum.
»Ich brauche zwar dringend Arbeit, aber ich kann das hier nur machen, wenn die Sache wenigstens ein gewisses Niveau hat«, sagte ich. »Sonst muss ich leider ablehnen.«
»Und was wollen Sie dafür haben?«, fragte Adrian.
Ich legte einen zweiten Schnellhefter vor ihn hin. »Das
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