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Für jede Lösung ein Problem

Für jede Lösung ein Problem

Titel: Für jede Lösung ein Problem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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nur, wie Charly gesungen hatte, sondern auch, was die anderen Hochzeitsgäste dazu sagten.
    »Himmel, wer hat die denn engagiert?«
    »Sicher ist sie mit irgendwem verwandt.«
    »Kein Wunder, dass die Brautmutter heult.«
    »Danke« , hatte Ulrich mir zugeraunt. »Es war wirklich höchste Zeit, dass jemand diesem Spuk ein Ende bereitet hat.«
    »Gern geschehen«, hatte ich erwidert, obwohl mir das Herz geblutet hatte, weil Charly sich so inbrünstig durch die falschen Töne gejubelt hatte.
    »Brust raus, Kopf hoch«, sagte sie jetzt, und ich tat, was sie sagte. Es gab wirklich keinen Grund, sich zu schämen. Nicht vor meinen Freunden.
    Es war eigentlich wie jeden Samstagabend. Wir kochten und versuchten, die lärmenden Kinder so gut es ging zu ignorieren. Unddoch war es natürlich keineswegs wie sonst. Zum einen, weil Marius und Martha mich immer so komisch anschauten und nur ganz langsam und überdeutlich akzentuiert mit mir sprachen, zum anderen, weil Ole vermied, mich anzugucken, Mia mich hingegen mit ihren Blicken erdolchte.
    Ich überlegte tatsächlich, mich auf den Küchentisch zu stellen und eine Erklärung abzugeben: »Ich stehe nicht unter Psychopharmaka, und ich hatte niemals etwas mit Ole. Das schwöre ich bei meinem Leben.«
    Aber das traute ich mich natürlich nicht. Außerdem hatte ich zwar nichts mit Ole gehabt, aber das fing ich mehr und mehr an zu bedauern. Denn weder für Ole noch für Mia machte es einen Unterschied.
    Fast hatte ich den Eindruck, dass Mia unbedingt wollte, dass ich ihre Dolchblicke bemerkte.
    »Na, wie war deine Fortbildung letzte Woche, Mia?«, fragte ich, als ich es gar nicht mehr aushielt und wir endlich am Tisch Platz genommen hatten, um unsere Lachsnudeln zu essen. Flo hatte sich wie immer auf meinen Schoß gequetscht und ließ sich von mir füttern, als ob sie noch ein Baby wäre.
    »Langweilig wie immer«, sagte Mia. »Während du, wie man hört, ein ziemlich aufregendes Wochenende hattest.«
    »Mia!«, zischte Marius, aber Mia tat so, als hörte sie das Zischen nicht.
    »Mund auf, hier kommt die Eisenbahn«, sagte ich zu Flo.
    »Ich bin neugierig, Gerri, wie war das?« Mia lehnte sich ein bisschen vor, und ihre roten Haare leuchteten im Schein der Lampe wie Feuer. »Du hast also Schlaftabletten nehmen wollen, und dann ist was dazwischengekommen? Darf man fragen, was? Oder wer?«
    »Mia, jetzt hör schon auf damit«, fauchte Caroline sie an. »Ich bin heilfroh, dass sie es nicht getan hat. Und denk bitte auch mal an die Kinder!«
    »Ich bin doch nur interessiert«, sagte Mia. »An Gerris Stelle würdeich mich über Interesse freuen. Das ist doch besser, als so zu tun, als wäre nichts gewesen. Oder, Gerri? Also, erzähl uns doch mal, wie das so war.«
    »Normalerweise fragen die Leute eher, warum«, sagte ich und ließ einen weiteren voll beladenen Güterwagen in Flos Mund fahren.
    »Oh, also, wenn du es wirklich tun wolltest, dann hättest du mein vollstes Verständnis«, sagte Mia. »Du lebst in einer armseligen Einzimmerwohnung im Haus deiner grässlichen Tante, schreibst peinliche Pornos und hast einen Hintern, der für zwei reichen würde.«
    »Mia, sag mal, hast du ’nen Sockenschuss?«, sagte Bert. »Gerri schreibt doch keine Pornos! Was ist das überhaupt für eine Art, mit einer Freundin umzugehen, die gerade einen Selbst… Ihr wisst schon was hinter sich hat? «
    »Also wirklich!«, schnaubte Marta.
    »Gerris Leben ist objektiv kein bisschen schlechter als deins oder meins«, sagte Charly.
    »Was sind Pornos?«, fragte Martas und Marius’ Tochter Odette.
    »Siehst du, das hast du jetzt davon«, sagte Caroline zu Mia. Zu Odette sagte sie: »Schätzchen, Pornos nennt man spannende Geschichten über Ponys.«
    »Schade, dass du keine Pornos schreibst, Gerri«, sagte Odette bedauernd.
    Mir fiel auf, dass kein Mensch was zur Verteidigung meines Hinterns sagte. Dabei war mein Hintern nicht wirklich überdurchschnittlich groß, um das hier mal klar und deutlich zu sagen. Und in letzter Zeit war er sowieso noch kleiner geworden. Ich aß ja kaum noch was.
    »Oh, entschuldige bitte, Gerri, ich wollte dir nicht zu nahe treten«, sagte Mia übertrieben sanft. »Sicher hast du deine ureigenen Gründe gehabt.«
    »Halt doch einfach die Klappe, Mia«, sagte Ole. Das tat Mia dann auch, zumindest, bis die Kinder mit dem Essen fertig waren,vom Tisch aufstanden und ihre üblichen Krachmacherspiele veranstalteten, bei denen sich alle fünf Minuten einer weh tat und heulend

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