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Für Leichen zahlt man bar

Für Leichen zahlt man bar

Titel: Für Leichen zahlt man bar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Drittel von ihnen waren Chinesen, die übrigen
westlicher Herkunft. Ich kannte keine Menschenseele.
    Eine ältere Dame — Typ reiche
Witwe — mit juwelenbehangenem Busen segelte auf mich zu wie eine siegreiche
Fregatte.
    »Finden Sie es nicht auch
wundervoll, daß Wyatt für einige Tage in New York ist ?« sagte sie strahlend. »Er soll der bedeutendste lebende Fachmann der Welt auf
dem Gebiet der Jade sein. Wir haben wirklich Glück. Ich besitze eine kleine
Skulptur, die mir seit Jahren Sorge bereitet. Ich bin sicher, daß sie aus der
frühen Tschu -Periode stammt, aber ein paar bösartige
Mitmenschen wollen mir weismachen, es sei T’ang .
Natürlich gebe ich nichts auf ihr Gerede, aber jetzt kann ich unseren lieben
Wyatt als Schiedsrichter anrufen. Seine Entscheidung werden sie kaum anzuzweifeln
wagen, meinen Sie nicht ?«
    »Kennt Wyatt denn die Herren Tschu und T’ang persönlich ?« fragte ich eingeschüchtert.
    Die Juwelenfassade zitterte wie
unter einem gewaltigen Erdbeben.
    »Sie sind ja ein ganz
Schlimmer«, lachte sie schallend. »Das war ein glänzender Witz !« Sie gab mir mit einem ihrer gewaltigen Ellenbogen einen
neckischen Stoß, und ich hörte förmlich meine Rippen krachen. »Da ist er ja«,
rief sie plötzlich in den höchsten Tönen. Die Juwelen funkelten, als sie Segel
setzte und quer durch den Raum davonschoß .
    Ich leerte mein Glas in einem
Zug und tauschte es gegen ein volles von einem vorbeischwankenden Tablett ein.
Inzwischen waren weitere Besucher angekommen, und das Gespräch wurde lauter.
Neben mir entspann sich eine hitzige Debatte zwischen zwei Kunstkennern über
den Verwendungszweck von Opferplatten und ob sie wirklich ein Symbol des
Himmels wären. Das Gespräch war so fesselnd wie ein Vortrag über die
Relativitätstheorie und ungefähr ebenso allgemeinverständlich.
    Plötzlich erschien wie eine
Fata Morgana in der Wüste die einzige Art von Skulptur, der ich je mein ganzes
Herz schenken werde. Die Skulptur war blond und besaß jene freischwingenden
Kurven, die selbst der beste Künstler aus totem Material nicht nachzugestalten
vermag. Ihr rötlich-blondes Haar lag glatt um ihren hübschen Kopf und war im
Nacken zu einem vollen Knoten geschlungen. Sie hatte ein wunderschönes
hochmütiges Gesicht mit einer sehr vollen Unterlippe, die ständig in leiser
Verachtung zuckte. In ihren dunkelgrauen, strahlenden Augen funkelte Spott.
    Sie trug ein kleines schwarzes
Abendkleid aus Seidenkrepp mit schwarzer Spitze und einer raffinierten
Spitzenrüsche am Saum. Der Ausschnitt ließ der Phantasie des Beschauers kaum
noch etwas zu tun übrig. Wenn dieses Supermädchen auch kluge Reden über Tschu und T’ang schwingt, dachte
ich, schnappe ich über und kippe ihr den faden Sekt in ihren so einladend
tiefen Ausschnitt I
    »Guten Abend !« sagte sie mit dunkelschwingender, etwas gelangweilter Stimme. »Mein Name ist
Judith Montgomery. Ich bin die Sekretärin dieser Gesellschaft. Sie sind neu
hier, nicht wahr ?«
    »Danny Boyd«, stellte ich mich
vor und drehte meinen Kopf so, daß sie ausgiebig mein linkes Profil genießen
konnte. »Ein Freund von mir hatte mich für heute abend eingeladen, aber er ist wohl aufgehalten worden. Ich kann ihn nirgends
entdecken .«
    »Vielleicht kann ich ihn für
Sie aufspüren !«
    »Er heißt Jonathan Cook !«
    »Nein, er ist nicht hier«,
sagte sie sofort.
    »Ich erwarte eigentlich noch eine
andere Bekannte, aber auch sie habe ich bis jetzt nicht gesehen: Laka Tong !«
    Die Blondine runzelte
nachdenklich die Stirn. » Laka Tong? Ich glaube nicht,
daß ich sie kenne .«
    Ich lächelte entmutigt. »Ja,
Pech muß der Mensch haben !«
    »Sicherlich wird einer Ihrer
Bekannten bald kommen, Mr. Boyd«, sagte sie mit pflichtschuldiger Höflichkeit. »Darf
ich Sie mit unserem Ehrengast, Wyatt Thorpe, bekannt machen ?«
    »Spricht er nur von
Opferplatten ?« erkundigte ich mich mißtrauisch. »Ich
dachte bisher, daß Platten überhaupt ein Thema für Teenager sind. In meinem
Alter läßt man sich nicht gern seine Illusionen rauben !«
    »Sie sind kein Bewunderer
chinesischer Kunst, Mr. Boyd ?«
    Ich betrachtete nachdenklich
die von schwarzem Seidenkrepp umspannte Kurvenlandschaft und schüttelte
bedauernd den Kopf.
    »Mein Kunstverständnis geht in
eine etwas andere Richtung, Miss Montgomery .«
    Ihre Unterlippe zuckte ein
wenig. »Sie haben da einen sehr eindeutigen Blick, Mr. Boyd, und das in Ihrem
Alter !«
    »Miss Montgomery, haben Sie
sich schon einmal gefragt, ob

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