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Für Menschen ungeeignet

Für Menschen ungeeignet

Titel: Für Menschen ungeeignet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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unangenehm wurde, brachte ein Angestellter die Post herein. Er legte sie auf Frelaines Schreibtisch.
    Frelaine griff sofort nach den Briefen. Er sah die Umschläge hastig durch, und entdeckte endlich, worauf er gewartet hatte – den langen, weißen Umschlag vom AAA mit dem Regierungsstempel.
    »Da ist er!« sagte er strahlen. »Da haben wir das gute Stück. Sehr gut«, sagte Morger und blickte auf den Umschlag. Er bat jedoch Frelaine nicht etwa, ihn zu öffnen. Das wäre nicht nur äußerst taktlos gewesen, sondern auch ein Verstoß gegen geltendes Recht. Niemand durfte den Namen des Opfers erfahren außer dem Jäger selbst. »Gute Jagd!«
    »Waidmannsdank«, erwiderte Frelaine zuversichtlich. Sein Schreibtisch war schon seit Wochen für diesen Augenblick aufgeräumt. Er griff nach seinem Aktenkoffer.
    »Ein guter Schuß ist jetzt genau das richtige für dich«, meinte Morger und legte ihm sachte den Arm um die wattierte Schulter. »Das ist genau das, was dir schon lange gefehlt hat.«
    »Ich weiß.« Frelaine lachte fröhlich und drückte Morger die Hand.
    »Ich wünschte, ich wäre nochmal jung«, sagte Morger und blickte wehmütig grinsend auf sein steifes Bein. »Manchmal vermisse ich es schon sehr, den Finger nicht mehr am Abzug zu spüren.«
    Zu seiner Zeit war der alte Mann ein hervorragender Jäger gewesen. Zehn erfolgreiche Jagden hatten ihn zum Mitglied im exklusiven Club der Zehn gemacht. Und da er bei zehn Jagden auch zehnmal hatte Gejagter sein müssen, konnte er insgesamt zwanzig Abschüsse aufweisen.
    »Hoffentlich ist mein Opfer kein Kerl, wie du einer warst«, meinte Frelaine in leicht scherzhaftem Ton.
    »Da mach dir keine Gedanken. Das wievielte Mal ist es jetzt?«
    »Das siebte.«
    »Sieben ist eine Glückszahl. Halt dich ran«, sagte Morger. »Wir möchten dich bald bei den Zehnern begrüßen können.«
    Frelaine winkte und ging durch die Tür.
    »Sei aber nicht leichtsinnig«, rief Morger ihm nach. »Ein kleiner Ausrutscher, und ich muß mir einen neuen Partner suchen. Falls du nichts dagegen hast, ich würde lieber meinen derzeitigen behalten. Der gefällt mir nämlich sehr gut.«
    »Ich passe auf«, versprach Frelaine.
    Statt den Bus zu nehmen, ging Frelaine zu Fuß zu seinem Apartment. Er brauchte Zeit, sich erst mal abzuregen. Es hatte keinen Zweck, wenn er sich aufführte wie ein junger Bursche bei seiner ersten Jagd.
    Beim Gehen hielt Frelaine den Blick stets geradeaus gerichtet. Jemand anzustarren, kam einer Einladung zum Selbstmord gleich, falls die Person, auf die man blickte, zufällig ein Opfer war. Manche Opfer ballerten schon los, wenn sie sich nur scharf angesehen fühlten. Nervöse Kerle. Also blickte Frelaine bewußt über die Köpfe derer hinweg, die ihm entgegen kamen.
    Über ihm an der Hauswand entdeckte er ein riesiges Plakat, das die Dienste J.F. O’Donovans anbot.
    »Opfer!« verkündete das Plakat. »Gehen sie kein Risiko ein. Nehmen Sie sich einen voll lizenzierten O’Donovans-Scout. Wir finden Ihren Jäger. Sie zahlen erst, wenn Sie ihn abgeschossen haben.«
    Beim Anblick des Plakates fiel Frelaine etwas ein. Er mußte Morrow anrufen, sobald er zu Hause war.
    Er überquerte die Straße und beschleunigte seinen Schritt. Er konnte es kaum noch erwarten, seine Wohnung zu erreichen und den Umschlag aufzureißen, um zu erfahren, wer diesmal sein Opfer war. Würde es raffiniert oder dumm sein? Reich, wie Frelaines viertes Opfer, oder dumm wie Nummer eins und zwei? Würde es einen Scout haben oder alles alleine erledigen wollen?
    Das Blut strömte ihm schneller durch die Adern und der Herzschlag beschleunigte sich. Das Jagdfieber hatte ihn gepackt. Ein wunderbares Gefühl. Zwei Straßen weiter fielen Schüsse, zwei kurz hintereinander, dann noch einer.
    Da hatte einer seinen erwischt, dachte Frelaine. Gut gemacht!
    Eine herrliche Sache war das, freute er sich. Jetzt merkte er erst wieder, daß er wirklich lebte.
    In seinem Apartment rief er als erstes Ed Morrow an, seinen persönlichen Scout. Zwischen seinen Einsätzen arbeitete der Mann bei einer Garage.
    »Hallo, Ed. Hier ist Frelaine.«
    »Oh, Mr. Frelaine. Hallo. Wie steht’s?« Frelaine konnte sich das hagere, ölverschmierte Gesicht gut vorstellen, das da dünnlippig grinsend am Telefon ging.
    »Ich hab’ meines, Ed.«
    »Gute Jagd, Mr. Frelaine«, wünschte Morrow. »Ich nehme an, ich soll mich schon mal zur Verfügung halten?«
    »Ja. Ich brauche kaum mehr als eine, höchstens zwei Wochen. Innerhalb der nächsten

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