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Für Menschen ungeeignet

Für Menschen ungeeignet

Titel: Für Menschen ungeeignet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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drei Monate dürfte ich dann meine Einteilung als Opfer erhalten.«
    »Ich halte mich in Bereitschaft. ’Nen guten Schuß, Mr. Frelaine.«
    »Danke. Bis bald.« Er legte auf. Es war eine kluge Vorsichtsmaßnahme, jederzeit auf einen guten Scout zurückgreifen zu können. Nachdem er sein Opfer erwischt hatte, würde Frelaine selbst als Gejagter an der Reihe sein. Dann war Morrow wieder einmal seine beste Lebensversicherung.
    Und was für einen erstklassigen Scout er da in Morrow hatte! Ein ungebildeter, gewöhnlicher Kerl, aber mit einem ungewöhnlich scharfen Blick für Menschen! Morrow war ein Naturtalent. Er erkannte einen Fremden auf den ersten Blick und besaß teuflisches Geschick beim Fallenstellen. Ein Mann wie Morrow war durch nichts zu ersetzen.
    Frelaine nahm sich den Umschlag vor und lachte dabei leise vor sich hin, als ihm einige der Tricks einfielen, mit denen Morrow ihm die Jäger ins Schußfeld getrieben hatte. Er zog das Datenblatt heraus.
    Janet-Marie Patzig!
    Sein Opfer war eine Frau.
    Frelaine sprang auf und wanderte durch sein Apartment. Dann las er die Benachrichtigung noch einmal sehr sorgfältig. Janet-Marie Patzig. Irrtum ausgeschlossen. Ein Mädchen. Dem Schreiben lagen drei Photos und die Adresse bei, außerdem die übliche Personenbeschreibung.
    Frelaine runzelte die Stirn. Er hatte noch nie ein weibliches Opfer gehabt.
    Nach kurzem Zögern griff er zum Telefon und rief die Auskunftsstelle des Amts für Aggressionsabbau an.
    »Amt für Aggressionsabbau, Auskunft«, meldete sich eine männliche Stimme.
    »Sagen sie mal«, erkundigte sich Frelaine, »ich habe da gerade meine Opferzuweisung bekommen und ein Mädchen erwischt. Ist das in Ordnung?«
    Er gab die Daten der Frau durch.
    »Alles in Ordnung«, bestätigte der Mann eine Minute später, nachdem er seine Mikrokartei abgerufen hatte. »Die Dame hat sich freiwillig gemeldet. Nach dem Gesetz stehen ihr die gleichen Rechte und Privilegien zu wie einem Mann.«
    »Können Sie mir sagen, wieviele Abschüsse sie schon hat?«
    »Tut mir leid, Sir. Dazu sind wir nicht berechtigt. Auskünfte dürfen wir nur über den Status und Erkennungsmerkmale geben. Die entsprechenden Daten dürften ihnen bereits vorliegen.«
    »Verstehe.« Frelaine schwieg einen Augenblick. »Könnte ich eine andere Zuteilung bekommen?«
    »Sie können natürlich die Jagd ablehnen. Das gehört zu ihren gesetzlichen Rechten. Aber sie bekommen kein anderes Opfer zu geteilt, bevor Sie nicht selbst als Opfer an der Reihe waren. Wünschen Sie auf die Jagd zu verzichten?«
    »Nein«, sagte Frelaine hastig. »Das war nur eine Überlegung. Danke.«
    Er legte auf, setzte sich in seinen größten Sessel und lockerte sich zur weiteren Bequemlichkeit den Hosengürtel. Die Sache wollte überdacht sein.
    Verdammtes Weibervolk! Warum mußten sie sich bei jeder Männersache einmischen, anstatt zu Hause zu bleiben, wo sie hingehörten?
    Aber sie waren natürlich freie Bürger, gestand er sich ein. Trotzdem, zu einer Frau paßte sowas einfach nicht. Das war unweiblich.
    Er wußte, daß das Amt für Aggressionsabbau zunächst für Männer und nur für Männer eingerichtet worden war. Es war nach dem sechsten Weltkrieg geschaffen worden – oder nach dem vierten, über die Zählweise stritten sich die Historiker.
    Damals hatte es einen so überwältigenden Wunsch nach dauerhaftem Frieden gegeben, daß sich die Politiker dem nicht mehr entziehen konnten. Die Entwicklung immer mörderischerer Massenvernichtungswaffen hatte zudem eine Situation entstehen lassen, bei dem durch einen weiteren Krieg wirklich für niemanden mehr etwas zu gewinnen gewesen wäre.
    Man schaffte weltweit das Militär ab. Was blieb, war die menschliche Aggressionslust und das Verlangen nach Feindbildern. Zunächst waren gigantische pazifistische Umerziehungsprogramme im Gespräch, aber man erkannte, daß die Aggression zu wertvoll war, um sie einfach dem Weltfrieden zu opfern.
    Die Neigung zur Gewalttätigkeit war der Antrieb für Erfindungsgabe, Forschergeist und freien Wettbewerb. Also brauchte man etwas, um die Aggressionen der Menschen zu kanalisieren, sodaß sie nicht zu selbstmörderischen globalen Konflikten führten.
    Der erste Schritt dazu war die Wiedereinführung von Gladiatorenkämpfen mit Blut und echten Toten. Doch das reichte noch nicht. Die Menschen, eine große Gruppe von ihnen jedenfalls, konnte nicht alle Aggressionen sublimieren. Sie brauchte mehr.
    Für Mord gab es keine Ersatzhandlung.
    Also wurde Mord

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