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Für Nikita

Für Nikita

Titel: Für Nikita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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zweitenmal hierher. Im McDonald’s sollte er sich mit dem Mann treffen, für den er einen Umschlag mit
     fünftausend Dollar in der Aktentasche hatte. Doch der Mann kam nicht, rief nicht einmal an.
    Viktjuk bezweifelte nicht, daß der Auftrag erledigt worden war. Er hatte die Leiche mit eigenen Augen gesehen. Sie war zwar
     schwer zu identifizieren gewesen, aber Größe, Alter, Körperbau sowie Papiere und persönliche Gegenstände belegten, daß es
     sich um Nikita Rakitin handelte.
    Der Killer war eine zweifelhafte, äußerst unzuverlässige Person. Drogensüchtig, sexuell abartig. Seinen Vorschuß hatte er
     umgehend in Drogen und Waffen umgesetzt, obwohl er letztere in dieser Menge gar nicht brauchte. Der infantile Psychopath hatte
     einfach Spaß daran, er kaufte sich die Schießeisen genauso lustvoll und sinnlos, wie ein kleiner Junge sich im Laden auf Spielzeug
     stürzt. Na ja – Hauptsache, das Kind hatte Freude daran.
    Der Tod des renommierten Autors Viktor Godunow war laut offiziellem Bericht die Folge eines Unfalls. Er hatte einen Stromschlag
     erlitten, anschließend war ein Feuer ausgebrochen – alles war bestens gelaufen. Viktjuk brannte darauf zu erfahren, wie der
     Mörder seinen Job erledigt hatte.
    Daß er zur verabredeten Zeit nicht erschien, überraschte den Menschenkenner Viktjuk sehr. Er war sich sicher gewesen, daß
     der Mann umgehend sein Honorar kassieren würde. Er hatte den Vorschuß fast vollständig ausgegeben und war bereits auf den
     Geschmack des großen Geldes gekommen (und das waren fünftausend Dollar für ihn allerdings). Was also konnte ihn am Erscheinen
     gehindert haben?
    Beim erstenmal, vor zwei Tagen, als Viktjuk bei feinem Nieselregen an einem Tisch auf der Straße anderthalb Stunden auf den
     Vollstrecker gewartet hatte, hatte er überlegt, daß es wohl vernünftig wäre, sich mit seinen Leuten im Leichenschauhaus in
     Verbindung zu setzen und eine »versehentliche« Einäscherung zu bestellen.
    Viktjuk bekam Sodbrennen von dem Cheeseburger mit Pommes und redete sich zu, nicht vorzeitig nervös zu werden. Der Junge vergnügte
     sich bestimmt mit irgendeiner Oma, er mochte doch alte Omas, das war seine Abartigkeit. Oder er hatte zuviel Drogen genommen.
     Jedenfalls sah Viktjuk vorerst keinen Grund zur Besorgnis.
    Das einzige, was er fürchtete, war die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens. Der Tote war eine prominente Persönlichkeit
     gewesen, außerdem sollten in ein paar Tagen seine Eltern aus Amerika zurückkommen. Wer weiß, was denen alles einfiel? Vielleicht
     verlangten sie irgendwelche zusätzlichen Gutachten, wandten sich an verschiedene Instanzen? Er wußte ja noch immer nicht,
     auf welche Weise Rakitin getötet worden war, deshalb sollte er vorsichtshalber dafür sorgen, daß der Unfall auch ein Unfall
     blieb und keine Anzeichen für einen gewaltsamen Tod gefunden wurden.
    Er bezahlte noch am selben Tag die Einäscherung und beruhigte sich erst einmal. Doch das Verschwinden des Killers machte ihm
     immer mehr Sorgen. Der Junge war wie vom Erdboden verschluckt.

Einundzwanzigstes Kapitel
    »Kommen Sie schon wieder wegen Rakitin?« Soja Astachowa hob erstaunt die Brauen, als Hauptmann Leontjew in ihr Büro kam. »Entschuldigen
     Sie, ich habe viel zu tun.«
    »Nein. Ich komme aus einem ganz anderen Grund.« Ohne eine Einladung abzuwarten, setzte sich Leontjew in einen Sessel.
    »Sehr interessant.« Die Cheflektorin lachte spöttisch. »Womit kann ich dienen?«
    »Soja Anatoljewna, wann haben Sie Ihren Neffen Anton Sliwko das letztemal gesehen?«
    Das mußte man ihr lassen: Sie beherrschte sich großartig. Der Hauptmann würde gar nicht bemerkt haben, welchen starken Eindruck
     die Frage auf sie gemacht hatte, hätte er ihr ins Gesicht gesehen. Aber sein Blick fiel auf ihre Hände. Sie preßte die Finger
     so heftig zusammen, daß die Gelenke ganz weiß wurden. Die lackierten Nägel bohrten sich in die Handfläche, so daß er fürchtete,
     jeden Moment würde Blut fließen.
    »Wieso, worum geht es denn?« fragte sie gleichgültig.
    »Es geht darum, daß Sliwkos Fingerabdrücke auf einer Büchse mit hundert Gramm der äußerst starken Droge Psilocybin gefunden
     wurden. Ich denke, Ihnen als Medizinerin muß ich nicht erklären, was das ist. Außerdem wurde in der Wohnung, in der Sliwko
     sich eine Woche lang aufhielt, Waffen entdeckt. Drogen und Waffen gehören Ihrem Neffen. Und er selbst ist verschwunden.«
    »Was für eine Wohnung? Was für eine Wohnung?«

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