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Für Nikita

Für Nikita

Titel: Für Nikita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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nie gefunden wird?
    Es heißt, es gebe spezielle geheime Schulen und Ausbildungslager, für die ehemalige Afghanistan-Soldaten, Tschetschenien-Veteranen,
     pensionierte Offiziere von Milizund FSB, ehemalige Angehörige von Spezialeinheiten und Sportler angeworben würden. Die existieren zwar tatsächlich, aber sie
     überleben nie lange, ebensowenig wie ihre Organisatoren. Eine Organisation, und sei sie noch so geheim, ist immer leichter
     aufzuspüren als ein Privatmann, darum ist es gefährlich und unvorteilhaft, einen Killer aus einer Spezialtruppe zu engagieren.
     Ein guter Experte erkennt anhand der Spuren, wo der Schütze sein Handwerk gelernt hat, und von da führt die Ermittlung bald
     zum Killer und zu dessen Lehrern, die häufig zugleich seine Vermittler sind.
    Viele Mythen erweisen sich bei genauerer Betrachtung also als haltlos.
    Viktjuk gab nie etwas auf Mythen, er ging kreativ an sein Geschäft heran. Jemand, der auf den ersten Blick völlig untauglich
     schien, war manchmal genau der Richtige.
    Ein halbverrückter Drogensüchtiger, der zehn Jahre wegen Mordes abgesessen hatte, der Neffe einer langjährigen Bekannten von
     Russow, lechzte nach Taten; ganz besonders reizte ihn der romantische Beruf des Killers. Russows Leute hatten Viktjuk diesen
     Anton schon vor einem Monat zur Bearbeitung übergeben. Viktjuk hatte sich den Jungen wie üblich erst einmal angesehen, sich
     ein paarmal mit ihm getroffen, ihm auf den Zahn gefühlt. Anfangs hatte Anton ihn nicht sonderlich interessiert. Eine unangenehme
     Schwäche, trübe Augen, eine gewisse Unterwürfigkeit – Viktjuk war sicher: Der kommt nicht in Frage. Dennoch hielt er die Verbindung
     aufrecht, gab Anton seine Telefonnummer.
    Und nun dieser Zufall! Endlich fiel Viktjuk wieder ein, warum ihm die Adresse Sredne-Sagorski-Gasse 40 so bekannt vorkam.
     Genau in diesem Haus versteckte sich Anton bei einer verrückten Oma vor den wachsamen Augenseiner besorgten Tante. Hatte sich verkrochen wie in einer Höhle und wagte sich nicht hervor, aus Angst, die Tante könnte
     ihn finden und wieder an das demütigende Stricken setzen. Doch eines Nachts hatte er Viktjuk angerufen, ihm die Adresse genannt,
     wo er zu finden sei, und dummdreist gefragt, wann Viktjuk endlich einen richtigen Männerjob für ihn habe.
    Wie zum Ausgleich für den Mißerfolg gab das Schicksal Viktjuk und Russow nun eine glänzende neue Chance. Selbst wenn der Irre
     keine professionelle Inszenierung zustande bringen sollte, würde das Ganze doch nicht nach Auftragsmord aussehen.
    Schließlich lief die Sache sogar besser als geplant, denn wenn die Profis den Auftrag erledigt hätten, würden jetzt garantiert
     Ermittlungen laufen. Daran war niemandem gelegen. Und gespart hatten sie auch noch – ganze zwanzigtausend.
    Was also beunruhigte Viktjuk so? Na schön, Anton war verschwunden. Aber der Auftrag war erledigt. Die Leiche eingeäschert.
     Keinerlei Spuren. Das gesamte für Russow so gefährliche Material – Disketten, Kassetten, Filme – war verbrannt. Zum Teufel
     mit Anton – er war drogensüchtig, Wegwerfmaterial. Womöglich hatte er sich mit Psilocybin vergiftet. Dieses Dreckzeug hatte
     er ja in rauhen Mengen gekauft.
    Die Crux war nur, daß ein Auftrag erst dann als erledigt galt, wenn der Vollstrecker sein Honorar kassiert und über seine
     Arbeit Rechenschaft abgelegt hatte. Erst danach bekam auch Viktjuk den ihm zustehenden Anteil. Solange Anton nicht auftauchte,
     hing er also in der Luft.
    Russow hatte Viktjuk seinen Konflikt mit dem renommierten Schriftsteller nur sehr vage erklärt. Seine Frau Nika war mal mit
     Rakitin verlobt gewesen, und nun wolle der sichangeblich an Russow rächen, weil der ihm die Braut weggenommen hätte, und sammle Belastungsmaterial gegen ihn. Warum gerade
     jetzt? Ganz einfach: Früher war Nikita Rakitin ein Niemand gewesen. Nun aber, als einer der populärsten Krimiautoren Rußlands,
     wollte er seinen Ruhm zu niederen Zwecken ausnutzen.
    An die Geschichte von Liebe und heimtückischer Rache glaubte Viktjuk kaum, aber das mit dem Belastungsmaterial – o ja, davon
     konnte man jede Menge finden.
    Rakitin war gewissermaßen ein doppelter Auftrag. Ein paar Monate vor dessen Beseitigung hatte Viktjuk die glänzende Operation
     mit dem Schuldschein geplant und umgesetzt. Ein voller Erfolg, wie nicht anders zu erwarten. Viktjuk hatte alles genau berechnet,
     die subtilsten psychologischen Nuancen berücksichtigt. Russow hatte ihm mitgeteilt, nun

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