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Für Nikita

Für Nikita

Titel: Für Nikita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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sei alles in Ordnung. Doch knapp zwei
     Monate später erklärte er, Godunow betreibe sein finsteres Geschäft weiter.
    Wenn Viktjuk ehrlich war, hing ihm die Geschichte mit dem Schriftsteller zum Halse heraus. Er wollte endlich sein Geld. Sein
     Gehirn und seine Zeit waren dafür zu viel wert, mehr, als Russow zahlte. Und nun saß Viktjuk im Auto und rang um eine Entscheidung.
    Wenn er Russow einfach mitteilte, Anton sei erschienen und habe das Geld kassiert? Er könnte ihm erzählen, der Junge habe
     sehr schlecht ausgesehen, sei bis obenhin voll Drogen gewesen und habe kein klares Wort herausgebracht. Wie sollte Russow
     das überprüfen? Gar nicht. Er würde in nächster Zeit nicht aus seinem Sinedolsk rauskommen, als frischgebackener Gouverneur
     hatte er alle Hände voll zu tun.
    Viktjuk stieg schließlich doch aus dem Auto und ging gemächlich hinüber zu McDonald’s. Diesmal nahm er lieberkeinen Cheeseburger, sondern beschränkte sich auf ein Glas Tee. Er hatte sich gerade hingesetzt, da klingelte sein Handy.
    »Kannst du zu mir nach Hause fahren?« fragte Russows heisere Stimme.
    »Wieso?«
    »Die Resnikowa ist gerade dort. Allein. Ich möchte, daß du sie mal gründlich abtastest.«
    »Lohnt es sich denn?« spöttelte Viktjuk.
    »Laß das. Deine schlüpfrigen Witzchen sind hier fehl am Platz. Die Resnikowa hat Rakitin bei sich wohnen lassen. Womöglich
     hat er ihr einiges erzählt, ihr vielleicht Disketten, Kassetten und Filme gegeben. Sie war in Sinedolsk und hat meine Frau
     abgeholt, ihretwegen ist Nika von meiner Amtseinführung abgehauen, und nun wohnt sie bei mir, in meiner Wohnung, und hetzt
     Nika gegen mich auf.« Russow war offenkundig nicht zu Scherzen aufgelegt. Sobald es um seine kostbare Gattin ging, wurde er
     panisch und verlor die Kontrolle über sich.
    »Moment mal, wie kann sie sie aufhetzen? Wer ist sie denn für deine Frau?«
    »Sie sind seit der ersten Klasse befreundet. Durch die Resnikowa haben sich Nika und Rakitin kennengelernt.«
    »Na und?«
    »Es gefällt mir nicht, wie Nika sich verhält. Irgend jemand erzählt ihr Gemeinheiten über mich. Das kann nur die Resnikowa
     sein.«
    »Mit anderen Worten, du glaubst, deine Frau hat einen Verdacht?« hakte Viktjuk nach. In solchen Dingen war er für Klarheit.
    »Nein!« schrie Russow. »Red keinen Schwachsinn!«
    »Hör zu, brüll mich nicht an«, sagte Viktjuk leise. Er hatte es satt, wie Russow mit ihm umging. Noch vor kurzemwar er vollkommen von Russow abhängig gewesen, doch inzwischen hatte er selbst genug Macht und Beziehungen, um im Fall des
     Falles auch ohne dessen erlauchte Protektion auszukommen.
    »Entschuldige. Ich bin furchtbar erschöpft. Ich bin nervös.« Russow spürte, daß er den Bogen überspannt hatte. Viktjuk war
     schließlich der einzige Mensch in Moskau, dem er vollkommen vertrauen konnte, an den er sich mit jedem noch so heiklen Auftrag
     wenden konnte. Die treuen Wachhunde Kostik und Stassik zählten nicht. Sie waren lediglich stumpfsinnige Vollstrecker.
    »Schon gut. Ich verstehe«, sagte Viktjuk sanfter, »ich soll mich also um die Resnikowa kümmern?«
    »Nicht kümmern. Nur überprüfen. Darin bist du doch gut. Geh einfach hin, sag, du kommst von der Haustechnik, von einer Versicherung,
     von der Gesellschaft für Barmherzigkeit – was weiß ich. Schwatz ein bißchen, trink einen Tee mit ihr.«
    »Meinst du, sie bietet mir einen an?«
    »Ganz bestimmt. Sie schwatzt gern.«
    »Mag ja sein. Aber wenn deine Frau zu Hause ist? Oder im unpassendsten Moment reinplatzt?«
    »Das laß meine Sorge sein. Ich sag meinen Jungs, sie sollen sie nicht aus den Augen lassen. Du mußt nur sofort losfahren,
     sobald ich dir Bescheid gebe. Red mit ihr über neue Literatur und dann über Rakitin, das heißt, über Godunow. Na ja, du machst
     das schon.«
    »Moment mal, was genau soll ich eigentlich rausfinden?«
    »Was weiß die Resnikowa? Was hat Rakitin ihr erzählt oder übergeben? Was will sie von meiner Frau? Warum war sie in Sinedolsk?«
    »Stop, stop!« unterbrach Viktjuk ihn gereizt. »Halt mal die Luft an und überleg in Ruhe, was für einen Schwachsinndu da redest. Jemand, den sie überhaupt nicht kennt, kommt zu ihr – warum sollte sie offen zu mir sein?«
    »Aber was soll ich denn machen?« Aus dieser Frage klang eine so bodenlose, so hysterische Hoffnungslosigkeit, daß Viktjuk
     unwillkürlich spöttisch lächeln mußte und dann ganz sanft und mitfühlend sprach, wie mit einem kranken Kind: »Was du

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