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Für Nikita

Für Nikita

Titel: Für Nikita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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Ehe geführt. Und plötzlich gehen merkwürdige
     Dinge vor. Ich entdecke, daß meine Natascha einen« – Viktjuk zögerte einen Augenblick, dann sagte er in entschuldigendem Ton:
     »einen Liebhaber hat. Ich kann das Wort nicht leiden, es ist so geschmacklos, aber egal. Jedenfalls, Natascha ist wie ausgewechselt.
     Sie bleibt ganze Abende weg, ein paarmal ist sie erst gegen Morgen nach Hause gekommen und hat mir, errötend wie ein Schulmädchen,
     etwas vorgeschwindelt von einer Freundin, die einen Schlaganfall gehabt hätte. Ich kenne alle ihre Freundinnen, ich hab mich
     natürlich sofort ans Telefon gesetzt, und was stellt sich heraus? Keine hatte einen Schlaganfall. Eine ihrer Freundinnen erzählte
     mir unterm Siegel der Verschwiegenheit, meine Natascha habe sie um den Schlüssel zu ihrer Datscha gebeten. Nun, ich bin Jurist
     und arbeite zudem in letzter Zeit als Privatdetektiv. Es war für mich also kein großes Problem, die Identität meines Nebenbuhlers
     herauszufinden. Und was mußte ich feststellen? Er ist jung, sieht gutaus … Na schön, das läßt sich noch irgendwie verschmerzen. Aber stellen Sie sich vor, was in mir vorging, als ich erfuhr,
     daß er zehn Jahre gesessen hat wegen des Mordes an einer Frau, die er liebte. Ehebruch kann man in meinem Alter verzeihen,
     aber ich möchte meine Natascha auf keinen Fall verlieren.«
    »Er wird so etwas nie wieder tun«, flüsterte die Astachowa hastig, »das war ein schrecklicher, dummer Zufall.«
    »Ja, ja, meine Liebe, das will ich gern glauben. Aber für mich war es ein enormer Schock. Nein, ich bin meiner Frau nicht
     böse, ich kann sie verstehen – die letzte Chance, noch einmal jung zu sein, verliebt … Es ist ein wenig lächerlich, aber eine
     Frau bleibt immer eine Frau, selbst in ihrem Alter. Erst zweifelte ich an der Aufrichtigkeit von Antons Gefühlen, ich dachte,
     der Junge will nur Geld aus ihr rausholen, und vor allem hatte ich Angst um ihr Leben. Doch dann beruhigte ich mich ein wenig
     und kam zu dem Schluß, daß man einen Menschen nicht dafür verurteilen darf, daß er krank ist. Er ist doch krank, Ihr Anton,
     oder? Und völlig harmlos, nicht wahr?«
    »Ja, genau so ist es. Krank und harmlos«, echote die Astachowa.
    »Na sehen Sie. Ich würde Sie auch nicht belästigen, aber es ist etwas geschehen. Meine Natascha ist seit drei Tagen verschwunden
     und hat einen aberwitzigen Brief hinterlassen. Hier, sehen Sie.« Er nahm eine zerknitterte Seite aus einem Schulheft aus seiner
     Jackettasche und reichte sie der Astachowa. »Felix, verzeih mir!« stand da in akkurater runder Schrift. »Es tut mir weh, aber
     ich kann nicht anders. Es ist stärker als ich. Anton und ich lieben uns – trotz des Altersunterschieds, trotz allem. Eine
     Scheidung ist nicht nötig, das wäre dumm und unwürdig; was mit der Wohnung werden soll, entscheiden wir später. Verzeih mir.
     Natascha.«
    Die Astachowa las den Text mehrmals, dann starrte sie Viktjuk aus geröteten Augen schweigend an.
    »Sie haben Russow also schon lange nicht mehr gesehen?« fragte sie, und er begriff, daß sie die ganze Zeit ihren eigenen Gedanken
     nachgehangen hatte.
    »Wir kannten uns ohnehin nur flüchtig.« Er zuckte verständnislos die Achseln. »Hören Sie, ich sehe, Sie haben ernsthafte persönliche
     Schwierigkeiten. Vielleicht komme ich völlig ungelegen mit meinem Eheproblem?«
    »Sie sind Privatdetektiv? Jurist?« Der betrunkene Schleier war verflogen, ihre Augen funkelten. »Ich habe beobachtet, daß
     Sie sich mit Anton getroffen haben. Ich bin ihm gefolgt. Warum haben Sie sich mit ihm getroffen?«
    »Was meinen Sie wohl?« Er lächelte traurig. »Ich wollte mit ihm reden, wollte verstehen, was er von meiner Natascha will.
     Und wissen Sie, ich habe ihm geglaubt. Ich habe in meiner langjährigen juristischen Praxis schon viele Menschen erlebt, ich
     kann sehr wohl Lüge und Wahrheit unterscheiden. Also, ich begriff, daß er meine Frau wirklich liebt. Mag dieses Gefühl auf
     einen Außenstehenden auch lächerlich und krankhaft wirken, aber es gibt so wenige Menschen auf der Welt, denen es beschieden
     ist. Verstehen Sie, das Alter läßt mich die Dinge philosophisch betrachten …«
    »Haben Sie irgendwelche Papiere bei sich? Ausweis, Lizenz?« frage die Astachowa, die noch immer stumpfsinnig vor sich hin
     starrte.
    »O ja, natürlich!« Viktjuk holte aus der Innentasche seines Jacketts einen Wehrpaß und ein dunkelblaues Büchlein, das ihn
     als Privatdetektiv

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