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Für Nikita

Für Nikita

Titel: Für Nikita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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ausgerechnet in diesem glücklichen Augenblick wurde er so
     reingelegt!
    Bei einer Flasche Wodka war ihr schließlich aufgegangen, daß ihr langjähriges Verhältnis mit Russow keineswegs eine Zusammenarbeit
     gleichberechtigter Partner gewesen war. Er hatte sie manipuliert wie eine Schachfigur. Hatte sie benutzt, ihr dann quasi die
     Unannehmlichkeiten vom Hals geschafft, in Wirklichkeit aber wieder nur seine eigenen Probleme auf ihre Kosten gelöst.
    Soja Astachowa war zwar eine zynische Person, doch es wollte ihr nicht in den Kopf, daß jemand so absolut skrupellos sein
     konnte. Dieses Schwein, schließlich wußte er genau, daß sie niemanden hatte außer Anton. Hätte er sich für seine Zwecke nicht
     einen anderen suchen können? Statt dessen hatte er einfach Antons Krankheit ausgenutzt: Seine Leute hatten in dem Haus, in
     dem sich Rakitin versteckte, eine geeignete alte Frau ausfindig gemacht und ihr Waffen und Drogen mit Antons Fingerabdrücken
     in die Wohnung geschmuggelt, um den Auftragsmord als gewöhnlichen Mord zu tarnen. Er hatte Rakitin nicht getötet. Nach der
     alten Geschichte mit Xenija tat der Junge keiner Fliege waszuleide, er hatte im Lager so viel durchgemacht, daß eine Rückkehr dorthin für ihn schlimmer war als der Tod.
    Ihr reichte es. Anton würde sie Russow nie verzeihen. Es gab offenbar doch eine Gerechtigkeit auf der Welt. Im Augenblick
     der größten Verzweiflung tauchte wie bestellt dieser naive, nette dicke Jurist auf, gebildet, altmodisch höflich, dabei nicht
     dumm und, was das erstaunlichste war – ehrlich. So schien es Soja Astachowa zumindest, und sie hielt sich für eine gute Psychologin.
    Sie entspannte sich endgültig. Der Rausch vernebelte ihr noch ein wenig den Kopf. Alle unverdienten Kränkungen brachen aus
     ihr hervor, sie redete und redete und konnte nicht aufhören. Viktjuk hörte zu, nickte und dachte, was für ein erstaunliches
     Ding doch die Intuition war. Wie ein mystischer sechster Sinn hatte sie ihn veranlaßt, diese Dame zu besuchen, die für ihn
     vor einer Stunde lediglich die Tante des verschwundenen Anton gewesen war. Er war nur für alle Fälle hergekommen, nur zur
     Überprüfung, und dabei auf eine gefährliche Zeugin gestoßen, die über gewichtige Informationen verfügte.
    Sie wußte so viel, daß Viktjuk ganz feuchte Hände bekam. Und das band sie obendrein dem erstbesten auf die Nase. Nur gut,
     daß ausgerechnet er, Viktjuk, dieser erstbeste war.
    »Ich habe geredet wie ein Buch, ich habe ihn gewarnt: Jeder andere, bloß nicht Godunow!« schrie die Astachowa. »Aber er ist
     ja so verbohrt, das Schwein! Er hört auf keinen, nur auf sich selbst, für ihn sind alle Idioten, nur er ist klug! Doch ich
     bin auch nicht erst seit gestern auf der Welt, mir war klar, daß er Godunow irgendwie gezwungen hat, und anschließend hat
     er wegen seiner idiotischen Laune erst mich benutzt, dann Anton, und das auf eine Weise – nicht zu fassen! Bei Godunow, da
     ging’s nicht nur um Geld. Erhat ihn irgendwie erpreßt, bedroht, was weiß ich. Der Godunow, der tut nur so bescheiden, in Wirklichkeit hält er sich für
     ein Genie, der Mistkerl, der läßt sich niemals als Ghostwriter mißbrauchen, der gerät garantiert außer Kontrolle und gräbt
     Shanli aus. Ich hab ihn gewarnt, ich hab’s ja geahnt!«
    »Wer ist denn Shanli?« fragte Viktjuk und hielt den Atem an.
    »Ein Scharlatan, ein unbegabter, arroganter Idiot! Er hat behauptet, er arbeite mit Hypnose, mit extrasensorischen Methoden.
     Alles Schwindel! Ich hab gleich begriffen, wie das bei ihm läuft. Er hat die Leute einfach betäubt, er hat Sachen gemacht,
     da standen mir die Haare zu Berge. Massive Technik, Elektroschocks, Infraschall, Ultraschall, Ultrahochfrequenzbestrahlung
     …«
    »Ultraschall?« unterbrach Viktjuk vorsichtig.
    »Ja, Ultraschallbestrahlung. Beeinflußt das Gehirn und das Zentralnervensystem, bewirkt irreversible Verhaltensstörungen,
     bis zur totalen Lahmlegung aller Instinkte. Die Wellen modulieren die Frequenz des Alpha-Rhythmus des Gehirns«, ratterte sie
     wie auswendig gelernt herunter, »der Mensch wird zum Roboter, zur ergebenen, hirnlosen Maschine. Zum steuerbaren Idioten.«
    »Und wofür brauchten sie steuerbare Idioten?«
    »Das ist das interessanteste« – die Astachowa lachte böse auf –, »ich habe alles riskiert, meine Karriere, meinen Ruf, mein
     Arztdiplom, meine Freiheit, vielleicht sogar mein Leben, aber sie haben mir nie erklärt, wofür. Ich weiß

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