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Für Nikita

Für Nikita

Titel: Für Nikita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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ausgezeichneter Experte. Du kannst dir
     gern die Ergebnisse ansehen, aus reiner Neugier. Von dem Waffen- und Drogenfall bist du suspendiert. Im Grunde gibt es auch
     gar keinen Fall. Es genügt, daß dein Sliwko zur Fahndung ausgeschrieben ist. Die Kudijarowa wurde vorläufig festgenommen und
     hat gestanden, daß die Sachen alle ihr gehören. Zufrieden?«
    »Absolut.« Der Hauptmann nickte. »Kann ich gehen, Oberstleutnant?«
    »Geh, Andrej, und kümmere dich um deine unmittelbaren Aufgaben.«
     
    Gleich nach diesem Gespräch fuhr der Hauptmann ins Institut für Gerichtsmedizin. Doktor Lukjanow, ein großer,kräftiger Mann mit rauchgrauer Brille und graumeliertem Bart, bat ihn um seinen Dienstausweis.
    »Der Bericht ist noch nicht fertig. Ich warte noch auf die Ergebnisse der Histologie und der Chemiker.«
    »Darf ich mir ansehen, was Sie bisher über die Leiche haben?«
    »Bitte.«
    Leontjew setzte sich an einen Tisch und vertiefte sich in die Papiere. Sie waren allein in dem kleinen Raum. Ein Wasserkocher
     brodelte und schaltete sich aus, der Doktor nahm Tassen und eine Zuckerdose aus einem Schränkchen.
    »Möchten Sie Kaffee?«
    »Danke, gern.«
    Lukjanow stellte ihm eine Tasse Pulverkaffee hin, setzte sich ihm gegenüber und zündete sich eine Zigarette an.
    »Es gibt also keinerlei äußere Verletzungen?« fragte Leontjew leise.
    »Nicht die geringsten. Aber warum interessieren Sie sich dafür? Soviel ich weiß, ist das doch ein anderer Bezirk, ein anderes
     Team.«
    »Die Astachowa war Zeugin in einem Fall, den ich bearbeitet habe. Ich wurde suspendiert, weil sie angeblich nach dem Gespräch
     mit mir Selbstmord begangen hat.«
    »So ist das also … Das kommt vor.« Lukjanow zuckte gleichmütig die Achseln. »Aber es war wirklich Suizid. Ein astreiner Suizid,
     das versichere ich Ihnen.«
    »Sie hatte also Alkohol im Blut?« fragte Leontjew rasch, noch immer in die Dokumente vertieft.
    Der Doktor nickte. »Jede Menge.«
    »Interessant … Wissen Sie, bevor Soja Astachowa Cheflektorin des Verlags ›Kaskad‹ wurde, hat sie zwei Bücher über gesunde
     Ernährung geschrieben. Sie hat sich mit alternativer Medizin befaßt und unter anderem originelleMethoden zum Kampf gegen Alkohol- und Tabakmißbrauch entwickelt.«
    »Das ist tatsächlich interessant.« Lukjanow nahm einen Schluck Kaffee. »Sie hat vor ihrem Tod mindestens einen halben Liter
     Wodka niedergemacht. Und ziemlich viel geraucht. Aber sie war kerngesund. Darf man fragen, weswegen Sie sie befragt haben?
     Natürlich nur, wenn es kein Geheimnis ist.«
    »Nun nicht mehr. Ich habe ihren Neffen gesucht wegen Verdachts auf illegalen Waffen- und Drogenbesitz.«
    »Sonst nichts?« fragte der Doktor erstaunt.
    Leontjew trank einen Schluck Kaffee, schwieg eine Weile, zündete sich eine Zigarette an und fragte dann leise: »Haben Sie
     von dem Schriftsteller Viktor Godunow gehört?«
    »Der vor kurzem umgekommen ist?« fragte der Doktor zurück.
    »Ja. Er ist verbrannt. Sozusagen gleich zweimal. Erst in einer fremden Wohnung, dann im Krematorium, aus Versehen. Es gab
     keinerlei zusätzliche Gutachten, keine Obduktion.«
    »Es war doch wohl ein Unfall, nicht?«
    »Richtig« – Leontjew nickte –, »und im Zusammenhang mit diesem Unfall habe ich den Neffen von Soja Astachowa gesucht.«
    »Merkwürdig.« Lukjanows lange, schlanke Finger trommelten auf dem Tisch einen schnellen Rhythmus. »Nach den Unterlagen zu
     urteilen, hat das Team in der Wohnung der Astachowa sehr gewissenhaft gearbeitet. Es war Suizid.«
    »Ja, natürlich, daran habe ich keinen Zweifel.«
    Einige Minuten lang schwiegen beide. Leontjew studierte weiter die Papiere, Petja Lukjanow rauchte, starrte ins Nichts, durch
     seine rauchgrauen Brillengläser von der Außenwelt abgeschottet,und fragte schließlich: »Und bei Viktor Godunow gab es nicht einmal eine Voruntersuchung?«
    »Nein, praktisch nicht.«
    »Praktisch oder theoretisch?« Lukjanow nahm die Brille ab. Seine hellgrauen Augen waren verquollen, müde. Wie bei den meisten
     Brillenträgern wirkte sein Blick sanft und ein wenig verwirrt.
    »Eine gute Frage.« Leontjew lächelte. »Ich hatte den Verdacht, daß Godunow ermordet wurde.«
    »Und jetzt akzeptieren Sie die offizielle Version?«
    »Nein, das tue ich nicht. Verzeihen Sie, darf ich Sie bitten, bei der Astachowa eine Ultraschalluntersuchung der Halsschlagader
     vorzunehmen?«
    »Dürfen Sie.« Lukjanow lächelte traurig. »Wissen Sie, bei einer Schlafmittelvergiftung gibt

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