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Für Nikita

Für Nikita

Titel: Für Nikita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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Astachowa, die Cheflektorin. Du sollst angeblich von
     dem Fall entbunden werden. Kompetenzüberschreitung. Es heißt, sie hat es getan, nachdem du sie vernommen hast.«
    Während er telefonierte, entdeckte er auf dem Kalender vor sich eine Telefonnummer. Nika Jelagina, las er und schrieb, während
     er weiter mit Kaschin sprach, rasch die Nummer ab.
    Er legte auf und überlegte kurz.
    »Sagen Sie, warum war die Jelagina bei Ihnen?«
    »Woher wissen Sie ihren Nachnamen?« erkundigte sich die Alte mürrisch.
    »Bis jetzt wußte ich ihn nicht, aber sie hat hier ihre Telefonnummer aufgeschrieben.« Mit einem Kopfnicken wies er auf den
     Kalender.
    »Ja? Na, das hätte sie lassen können. Ich werde sie niemals anrufen.« Nadeshda kniff die Lippen ein und wandte sich ab.
    »Trotzdem, warum war sie hier?«
    »Um mir ihr aufrichtiges Beileid auszusprechen«, antwortete Nadeshda, ohne Leontjew anzusehen.
     
    Als Nika und Kostik den Hof betraten, war der graue Mercedes mit Stassik bereits da.
    »Sehr schön. Wartet im Wagen auf mich, alle beide«, sagte Nika zu Kostik.
    »Nein, ich komme mit hoch.« Er tippte den Türcode ein und hielt ihr die Haustür auf. »Sie wissen jetzt Bescheid und müssen
     verstehen, daß ich Sie keinen Augenblick alleinlassen kann. Begreifen Sie doch endlich, er ist gefährlich! Das ist kein Spiel.«
    Das ist wirklich kein Spiel. Sieht ganz so aus, als wäre es die Wahrheit, dachte Nika, während sie mit Kostik im Lift hinauffuhr.
     Das ergibt eine Logik: Der Penner mit dem anonymen Brief, der schweigsame Fahrer des Saporoshez, die Schminke im Gesicht des
     Mannes, der bohrende Blick des Kahlköpfigen im Flugzeug, dann diese Alte … Veranstaltet ein normaler Mensch solche Maskeraden?
     Wohl kaum. Das sind eindeutig Anzeichen von Irrsinn.
    »Na endlich!« Sina saß im Flur auf einer Kommode, fertig angezogen, vor sich ihren Rucksack.
    »Weißt du was?« verkündete Nika mit einem verlegenen Lachen. »Ich werde von einem Irren verfolgt. Er ist ein Fan von Nikitas
     Büchern.«
    »Na Mahlzeit!« Sina war verblüfft. »Das hat gerade noch gefehlt. Woher weißt du das?«
    »Das hat Grischa gesagt.«
    »Aha, so ist das.« Sina runzelte die Stirn und senkte den Kopf. Ihr heller Schopf verbarg ihr Gesicht.
    »Veronika Sergejewna, wir verlieren Zeit«, meldete sich Kostik. »Wir verpassen noch den Flug.«
    »Ach so?« Sina hob das Gesicht. »Flug? Na ja, ist schon richtig.« Sie warf einen vielsagenden Blick auf Kostik. »Na komm,
     du mußt deine Sachen packen.«
    »Ich muß eigentlich gar nichts packen«, sagte Nika leise, als sie hinter verschlossener Tür allein im Zimmer waren.
    »Und dein Abendkleid?« fragte Sina laut und spöttisch. »Das blaue, das du auf dem Herflug anhattest. Das steht dir so gut.
     Du hast schließlich diverse Festveranstaltungen vor dir, Bankette, Empfänge. Obwohl, du hast ja zwei Dutzend Abendtoiletten.«
    »Hör auf.« Nika verzog das Gesicht. »Wenn du malernsthaft und in Ruhe darüber nachdenkst, mußt du zugeben, daß das durchaus stimmen könnte.« Sie nahm einen warmen Pullover
     aus dem Schrank, ein paar T-Shirts, dicke Baumwollsocken und stopfte alles rasch in eine kleine Tasche. »Erst der komische
     taubstumme Penner mit dem Muttermal und den anonymen Briefen, dann …«
    »Du brauchst nicht alles aufzuzählen«, unterbrach Sina, »du hast recht. Es sieht wirklich so aus, als wäre da was dran. Zu
     sehr, um noch Zeit zu verlieren und die Beerdigung abzuwarten. Du hast dein Leben lang immer vernünftig gehandelt. Kluges
     Mädchen.«
    »Aber Sina«, sagte Nika laut und erregt, »weißt du, ich habe tatsächlich große Angst. Ich habe sein Gesicht gesehen, seine
     Augen. Er schminkt sich, verkleidet sich als alte Frau, als Bettler. Er ist verrückt …«
    »Du mußt dich nicht rechtfertigen, Nika. Ich sage doch, es ist alles richtig. Flieg so schnell wie möglich zurück nach Sinedolsk.«
    Nika antwortete nicht und ging ins Bad, Sina folgte ihr.
    »Ja, genau« – Nika schrie fast –, »zu meinem Mann, unter seine Fittiche. Ich habe nämlich Angst. Ich bin erschöpft.«
    »Warum schreist du denn so?« fragte Sina flüsternd.
    »Ich bin nervös!« Nika warf Zahnpasta, Bürste, eine Flasche Shampoo, eine Dose Creme und ein Stück Seife in eine große Kosmetiktasche.
     »Wärst du an meiner Stelle nicht auch nervös?«
    »Doch, natürlich.« Sina nickte. Sie saß auf dem Wannenrand und beobachtete voller Neugier, wie Nika eine komplette Toilettenausrüstung
    

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