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Für Nikita

Für Nikita

Titel: Für Nikita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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her. Simkin klopfte sich eine Zigarette aus seiner Schachtel, zündete sie
     gemächlich an, wischte unsichtbare Tabakkrümel vom Tisch, schwieg noch eine Weile und sagte schließlich sehr leise, hastig
     und lässig: »Wir waren auf dem Flughafen, Informationeneinholen über die Passagiere des bewußten Fluges. Darunter war, wie vermutet, Sinaïda Resnikowa, auf dem Platz neben Ihrer
     Frau. Dann hab ich mich für alle Fälle noch auf dem Parkplatz umgesehen und den Saporoshez gefunden. Solche alten Karren gibt’s
     ja kaum noch. Nach einer Stunde kam der Besitzer. Wir haben seine Personalien festgestellt: Konstantin Wladimirowitsch Sudartschenko,
     wohnhaft in Sinedolsk. Wir beschlossen erst mal, ihn in Ruhe zu lassen, keinen Staub aufzuwirbeln. Über die Verkehrspolizei
     erfuhren wir, daß Sudartschenko vor kurzem eine Vollmacht ausgestellt hat auf einen gewissen Iwan Pawlowitsch Jegorow, geboren
     1957 in Sinedolsk, gegenwärtig wohnhaft in Moskau. Adresse und Personalien haben wir. Und das Interessanteste: Jegorow stand
     ebenfalls auf der Passagierliste.«
    »Finden Sie die Stewardeß«, quetschte Russow nach einer Pause hervor.
    »Schon geschehen.« Simkin nickte. »Sie erinnert sich gut an Veronika Sergejewna und die Resnikowa. Die beiden saßen nebeneinander
     und haben sich fast den ganzen Flug über unterhalten. Jegorow saß in der Nachbarreihe und hat nach den Worten der Stewardeß
     weder mit Ihrer Frau noch mit der Resnikowa Kontakt aufgenommen.«
    »Ah-ha«, sagte Russow gedehnt, »sonst noch was?«
    »Nein, das ist alles.« Simkin zuckte die Achseln. »Sagen Ihnen diese Namen etwas, Grigori Petrowitsch?« fragte er gleichgültig.
    »Ja … Nein. Unwichtig«, murmelte Russow.
    »Irgendwelche Anweisungen in bezug auf Sudartschenko? Ich hab für alle Fälle noch in Erfahrung gebracht, daß er ein entfernter
     Verwandter von Jegorow ist. Arbeitet als Ingenieur im Kombinat. Verheiratet, zwei Kinder.«
    »Schön, gut.« Russow verzog das Gesicht.
    »Also keine Anweisungen in bezug auf Sudartschenko?«vergewisserte sich Simkin. »Genauere Informationen über diesen Jegorow einholen? In Moskau?«
    »Nicht nötig.«
    Im Büro klingelte leise das Handy.
    »Du kannst gehen, Igor.« Russow winkte ihn ungeduldig hinaus und sagte in den Hörer: »Ja, bitte!«
    Hättest dich wenigstens mal bedanken können! Mann, bist du nervös, dir zittern ja die Hände, dachte Simkin und schloß leise
     die Tür hinter sich.
     
    »Wieder drei Leichen«, sagte ein schwerfälliger Baß am Telefon zu Russow, »die sterben wie die Fliegen. Bald ist keiner mehr
     übrig. Wir bräuchten neue.«
    »Wo soll ich die denn hernehmen?«
    »Bald ist keiner mehr da zum Arbeiten.«
    »Sie sollen ein bißchen schonend umgehen mit denen, die da sind. Besseres Essen, wärmere Kleidung.«
    »Ob man die füttert oder nicht, die machen’s eh nicht lange. Wir brauchen eine frische Lieferung. Die letzte ist lange her.
     Und noch was. Haben deine Leute den Kerl gefunden, der am Fluß das Papier verloren hat?«
    »Ja, schon alles geklärt.«
    »Ja? Wer war denn dieser Fotograf?«
    »Ach, nur ein kleiner Journalist aus Moskau.«
    »Das Problem ist also erledigt? Bist du sicher?«
    »Ganz sicher.«
    »Na schön. Also, sieh zu, daß du neue Leute ranschaffst. Sonst steht die Mine heute oder morgen still.«
    »Gut, ich denk drüber nach.«
    »Aber ein bißchen fix, Mann!« Ein paar Sekunden blieb Russow noch mit dem tutenden Hörer am Ohr sitzen.
    Niemand durfte sich erlauben, so mit dem Boß des GebietsSinedolsk zu reden. Niemand – bis auf den anderen Boß: das Kriminellenoberhaupt Spely.

Sechzehntes Kapitel
    »Kommen Sie herein, nehmen Sie Platz. Darf ich kurz Ihre Papiere sehen?« Die Cheflektorin des Verlags »Kaskad«, Soja Anatoljewna
     Astachowa, eine kräftige, jugendlich wirkende Rothaarige, empfing Hauptmann Leontjew nicht übermäßig freundlich.
    »Soja Anatoljewna, ich habe Sie gestern gebeten, mir Rezensionen und andere Veröffentlichungen über Viktor Godunow herauszusuchen.«
    »Wollen Sie den Mörder unter den Kritikern und Journalisten finden?« fragte die Lektorin spöttisch.
    Dieser Ton mißfiel dem Hauptmann. Er hatte zumindest elementare Freundlichkeit erwartet. Auf mehr konnte er vorerst nicht
     hoffen. Formal war noch kein Ermittlungsverfahren eingeleitet, er hatte also keinerlei Handhabe für eine Vernehmung der Verlagsmitarbeiter.
    »Mich interessiert die Persönlichkeit des Toten«, sagte er so sanft wie möglich, »und wo

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