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Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Titel: Fuer Wunder ist es nie zu spaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Hamberg
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Wie
heißt noch die junge neue Gartenbaumeisterin im Botanischen Garten? Katja?
Vielleicht möchte sie ein paar Gurken.«
    »Ich weiß nicht. Sieht das nicht ein bisschen komisch aus?«
    »Es ist eher komisch, wenn man nichts mitbringt, wenn man zu Besuch
kommt.«
    »Besuch? Ich gehe doch nur zu einer Sitzung.«
    »Aber jeder freut sich über Gurken und Honig. Soll ich noch ein
bisschen Milchreis einpacken? Den könnte diese Katja als Snack zwischendurch
essen.«
    »Was?«
    »Haha, das war jetzt ein Witz, Junge.«
    Jens lacht sein heiseres Lachen. Jetzt noch schnell unter die
Dusche, ehe er zum Botanischen Garten fährt.
    Das Haus von Jens liegt auf dem Hügel neben dem Einfamilienhaus mit
der hässlichen weißen Klinkerfassade von Mutter Gun und Vater Svein. In den
Sechzigerjahren haben sie einen der alten Höfe abgerissen und ein für damalige
Begriffe schickes neues Haus hingestellt. Alles in Kiefer. Decke, Wände, Möbel.
Kiefer, Kiefer, Kiefer. Und im Keller einen riesigen Backofen, damit Gun für
ihre Familie Brot backen konnte.
    Aber das alte Häuschen auf dem Hügel durfte bleiben, zumindest die
Außenschale. Es sieht so gewöhnlich aus, eine kleine rote Hütte, aber wenn man
die quietschende Verandatür öffnet, dann öffnet man zugleich die Tür zu Jens’
Welt. Alle Wände sind weg, auch die obere Etage. Alles offen, grün, große
Bilder mit handgemalten Orchideen, massenhaft Blumentöpfe mit überbordenden
Pflanzen, ein schöner großer Sessel, ein kleiner Fernseher. Von den Balken an
der Decke baumelt eine Hängematte, eine schmale Stiege führt zu dem winzigen
Schlafboden, eine Spiegeltür lädt ins Badezimmer ein. Klein, aber grün, warm
und einladend wie ein feuchter Dschungel. Und Bücher. Überall Bücher über
Stauden. Neue Bücher, alte Bücher. Bücher mit Texten, Bücher mit schönen
Bildern.
    Jens zieht seine erdverschmierten Arbeitskleider aus und legt sie
sorgfältig in den Wäschekorb. Holt ein sauberes Handtuch aus dem Schrank, legt
es auf den Klodeckel und steigt in die Dusche. Sanft und gründlich seift er
seinen Körper ein. Atmet den Duft von Lavendel ein. Er neigt den Kopf, lässt
das warme Wasser den Rücken entlangfließen und umarmt sich selbst.

     
    9
    P elle putzt sich die Pantoffeln ein
wenig nachlässig ab und marschiert mit großen Schritten durch die Diele und
schräg durch den Speisesaal. Während er die Bibliothek durchquert, mustert er
neugierig das schwere Paket, das er auf dem Arm hat. Schließlich öffnet er die
Flügeltür, die in hellem Pistaziengrün gehalten ist, und betritt Majas Atelier.
    Der alte Plattenspieler sondert »Tropical summer« von Agnetha
Fältskog ab. Maja schlummert auf dem Affendiwan. Pelle klopft sanft an den
Türrahmen und räuspert sich. Verschlafen schaut Maja hoch und blinzelt.
    »Oje, ich bin wohl eingeschlafen. Wie spät ist es?«
    »Gleich zwei. Josefin war eben hier.«
    »Heute?«
    »Ja. Offenbar was Wichtiges, hat sie gesagt. Was du bestellt hast.
Hier.« Pelle geht sachte über die knarrenden Dielen zu Maja und legt ihr das
schwere und harte Paket in den Schoß.
    Das Paket. Es ist gekommen. Die Anleitungen zu Majas neuem Leben.
    »Was ist das?«
    Pelle lässt sich in einer der tiefen Fensternischen nieder und
angelt einen Zigarillo aus der Brusttasche. Er öffnet das Fenster mit einem
Ruck, zündet den Zigarillo an, nimmt einen tiefen Zug, pflückt sich etwas Tabak
von der Zunge und betrachtet derweil Maja, die so erwartungsvoll wie ein Kind
an seinem Geburtstag mit dem Paket auf dem Schoß dasitzt.
    »Das ist der Anfang . . . von etwas ganz Neuem.«
    Pelle zieht die Augenbrauen hoch, krempelt die fleckigen Ärmel des
Leinenhemds auf, nimmt noch einen Zug und bläst den Rauch aus dem Fenster.
    »Wie das?«
    »Ich habe das Gefühl, dass ich es . . . selbst versuchen muss.
Eigenes Geld verdienen und . . . was Wichtiges tun.«
    »Aber du musst nicht wegen mir . . .«
    »Es geht hier nicht um dich, Pelle. Es geht um mich! Verdammt, in
diesem Atelier funktioniert es eben nicht für mich. Ich liege den ganzen Tag
auf diesem Diwan und schlafe. Und höre dir zu, wie du im hinteren Saal lärmst
und arbeitest. Das ist die reinste Folter. Ich hab das Gefühl, als müsste ich
mal aufwachen. Mich von diesem Diwan erheben und was tun.«
    »Okay.«
    »Und deshalb habe ich mir einen Sommerjob organisiert.«
    Maja fängt an, das Klebeband aufzureißen.
    »Hier!«
    Pelle wirft ihr eine kleine Schere zu, die auf dem Eisbärenfell zu
ihren Füßen

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