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Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Titel: Fuer Wunder ist es nie zu spaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Hamberg
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landet. Eifrig schneidet Maja das Klebeband auf, öffnet den Karton
und nimmt die Bücher heraus. Pelle lächelt ihr vom Fenster aufmunternd zu und
bläst den Rauch über den Pool.
    »Bücher. Herrlich. Also, ich habe dir ja schon von diesem Sommer in
Paris erzählt, damals habe ich Kafkas ›Prozess‹ gelesen. Das hat mein ganzes
Leben verändert. Ich habe den nächsten Zug nach Hause genommen und mit meinem
Vater aufgeräumt. Und dann hat es, lass mich mal nachrechnen, genau zehn Jahre
gedauert, ehe ich wieder mit ihm gesprochen habe.«
    »Das ist aber nicht Kafka. Das sind Schwimmbücher.«
    »Schwimmbücher?«
    »Ja.«
    »Schwimmende Bücher? Wie soll denn das gehen? Jetzt begreife ich
gerade nichts.«
    »Nein, ich werde schwimmen lernen. Oder besser gesagt, ich werde
lernen, wie man anderen das Schwimmen beibringt.Ich werde eine Schwimmschule
aufmachen. Für Erwachsene.«

     
    10
    E s ist ein strahlend schöner
Frühlingsabend. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern aus reiner Freude, das
Gras ist so grün, dass niemand es mehr aufhalten kann, und unten am Hunnebostrand
bei Duvköping findet ein großes Fest mit einem Lagerfeuer statt. Alle sind da.
Na ja, nicht wirklich alle. Alex nicht. Er liegt mit nacktem Oberkörper auf dem
Bett und spielt Internetpoker.
    Wenn er wollte, könnte er bis morgen früh um vier am Strand
herumspringen. Aber er will nicht. Er kann nicht. Denn er weiß, wie das läuft.
     
    1. Alle
     saufen. Das ist eklig.
    2. Alle
     werden mit allen rummachen. Das ist auch eklig.
    3. Alle
     werden nachts besoffen schwimmen gehen. Und das geht gar nicht.
     
    Alex würde sterben, wenn er nachts schwimmen ginge. Weil
er nicht schwimmen kann. Weil dann alle besoffen wären und niemand merken
würde, wenn Alex anfängt, mit den Armen zu fuchteln und um Hilfe zu rufen.
Selbst wenn sie ihn fuchteln sähen, würden sie sich nicht darum scheren, denn
Alex muss doch schwimmen können. Er, der krasse Sportstyp. Klar kann der
schwimmen.
    Nein, gar nichts ist klar. Alex kann nicht schwimmen. Und
ausgerechnet Alex soll Ende des Sommers mit auf einen Segeltörn nach
Griechenland fahren.
    Eigentlich der totale Traum. Für diese Reise macht Alex den
Wochenendjob. Für diese Reise hat Alex sich durch den ganzen Scheißherbst, den
Scheißwinter und den Scheißfrühling gearbeitet. Um mit einem Zweimaster übers
Mittelmeer kreuzen zu können. Um mit geschlossenen Augen auf dem Vorschiff zu
liegen, den Wind in den Haaren zu fühlen, richtig braun zu werden . . .
    Verdammt, hatte der eben ein Full House? Alex hatte mit seiner
Straße alles gesetzt. Fuck. Wütend knallt er den Laptop zu. Trinkt den Rest
Kakao aus und sieht nach, ob noch ein Stück Schokolade von der Tafel übrig ist,
aber die Packung ist leer. Neben dem Stanniolpapier liegt die Anzeige, die
seine Mutter in der Zeitung gefunden hat. Eine hässliche Anzeige mit komischen
bunten Illus. Wenn er nicht komplett panisch wäre, würde er so was niemals
anschauen. Aber jetzt. Jetzt sehen die Dinge gerade anders aus. Jetzt ist es
so, dass Alex verdammt noch mal bis August schwimmen können muss. So ist es
einfach.
    »Sind Sie erwachsen und würden gern schwimmen lernen? Lernen Sie es
bei mir. Zwei Wochen Intensivkurs in wunderbarer Umgebung auf Hjortholmen,
einer Insel direkt vor Duvköping. Sie verfügen über ein eigenes Zimmer in dem
traumhaft schönen Sommerschloss. Frühstück, Mittag- und Abendessen (Zutaten
rein biologisch) werden im Schlosspark eingenommen, geschwommen wird in dem
alten Mosaik-Pool hinter dem Schloss. Sie lernen schwimmen und machen
gleichzeitig eine ganzheitliche Erfahrung für Körper und Seele in einer
inspirierenden Umgebung.«
    Verdammte Scheiße, soll er jetzt etwa bei so einer Seniorenfreizeit
mitmachen? Er will doch einfach nur schwimmen lernen, muss er denn dafür in
einem alten Schloss wohnen? Und teuer ist es auch noch. Höllisch teuer. Ja, ja,
Mama hat gesagt, sie zahlt . . . Aber auf einer Insel? Zwei Wochen lang? Das
klingt echt öde. Obwohl. Zumindest wird wohl kaum jemand da sein, den er kennt.
Und er wird garantiert schwimmen lernen.
    Denn das Schwimmen wird die Hauptsache sein, und es wird ihn nichts
anderes ablenken. Mal abgesehen von irgendwelchen Omas, die sich Biogurken
reinziehen. Bio? Ist das dasselbe wie vegetarisch? Zwei Wochen kein Fleisch,
oder was? Nur Spargel und irgendwelche verdammten Nüsse? Das geht nicht, er
braucht Fleisch! Das muss Mama noch mal checken. Wenn es Fleisch gibt, fährt

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