Fuer Wunder ist es nie zu spaet
der
Kunstakademie war. Und das ist . . . Wie lange ist das her, Maja?«
»Na ja, so fünfzehn Jahre ungefähr.«
»Danke! Gut, und ich bin Bildhauer. Mein Atelier liegt hier im
Schloss, genau wie Majas. Im Moment arbeite ich an einer Skulptur für einen
Platz in München. Das Ganze ist noch ein bisschen geheim, deshalb könnt ihr
mein Atelier momentan leider nicht besichtigen. Ansonsten seid ihr da jederzeit
willkommen. Ich genieße das Leben. Kochen ist etwas Wunderbares! An einem der
Abende werde ich euch zum Essen einladen, ansonsten ist Josefin fürs
Kulinarische verantwortlich. Ich finde, Josefin hat einen ordentlichen Applaus
verdient!«
Alle applaudieren. Klatsch, klatsch. Josefin verneigt sich.
»Ich liebe die Kunst! Die Kunst, die allem innewohnt. Und das ist
sowohl meine Stärke als auch meine Schwäche. Aber ich bin kreativ und offen,
das ist mein Plus im Leben. Außerdem kann ich sehr konzentriert arbeiten. Und
ich bin meinen erwachsenen Kindern ein schlechter Vater. Das ist meine größte
Schwäche. Manchmal liege ich nachts wach und denke darüber nach, dass ich sie
im Stich gelassen habe. Immer nur gearbeitet habe und . . . Ach, aber das will
ich jetzt nicht länger auswalzen. Und jetzt soll Josefin noch ein paar Worte
über sich sagen!«
Josefin räumt den Tisch ab. Stapelt Geschirr und wirft den gierigen
Bachstelzen, die ein Stückchen weiter bettelnd umherstolzieren, ein paar
Kuchenkrümel zu.
»Ich heiße Josefin. Ich hasse es, still zu sitzen und in der Gegend
rumzuglotzen. Ich brauche immer ein bisschen Action. Ihr müsst also kein
Mitleid mit mir haben, weil ich hier den Laden schmeiße, das macht mir Spaß,
und außerdem krieg ich gutes Geld dafür. Und jetzt geh ich spülen! Ach ja,
Alex, ich weiß, wo du joggen kannst, komm nachher zu mir, dann zeige ich es
dir.«
Alle stehen auf, als Pelle in die Hände klatscht.
»Ach ja! Eine Sache habe ich noch vergessen! Inzwischen ist es schon
eine kleine Tradition, dass ich, nein, ich meine wir, Maja und ich, jedes Jahr
am selben Datum ein paar Freunde einladen und hier im Schloss einen kleinen
Maskenball veranstalten. Dieses Jahr fällt der Termin auf den nächsten Samstag,
und wir hoffen natürlich, dass ihr dabei seid. Das wollte ich nur noch sagen.«
Maja wirft Pelle einen erstaunten und gekränkten Blick zu. Was
sollte das denn? Er wollte doch den Termin für den Maskenball verlegen!
14
R umms! Alex lässt die Sporttasche auf
den Fußboden krachen. Komische Wände mit Bilderrahmen, die irgendwie direkt auf
die Wand gemalt sind. Sehen brutal alt aus und sind es wahrscheinlich auch. Und
in den gemalten Rahmen kleine Zeichnungen, die mit Nadeln direkt auf die Wand
gesteckt wurden. Alex geht zu einem der Bilder und betrachtet es. Ein paar
nackte Tussen in Perücken, die Obst essen. Na ja.
Kein Fernseher auf dem Zimmer. Natürlich. Aber das macht nichts, er
hat schließlich seinen Laptop dabei. Hier lernt er todsicher innerhalb von drei
Tagen schwimmen, denn was anderes kann man hier ja gar nicht machen. Schwimmen,
joggen, schlafen, schwimmen, joggen, schlafen und essen. Noch ein paar Stunden
bis zum Abendessen. Seufz.
Die anderen laufen wahrscheinlich gerade im Schloss rum und
schwärmen von irgendwelchen Stoffen aus dem 13. Jahrhundert. Voll spannend.
Alex tippt die Rosen in der hauchdünnen Vase an, die von seinem etwas
ungestümen Angriff bedrohlich zu wackeln beginnt. Er schafft es gerade noch, sie
aufzufangen, ehe sie auf den Fußboden knallt. Etwas verschreckt lässt er sich
auf dem Bett nieder.
Eigentlich scheinen die alle ganz in Ordnung zu sein. Dieser Jens
sagt keinen Mucks. Und eine abartig hässliche Hose hat der an, die muss ja
krass wehtun im Arsch, die scheuert bestimmt wie blöd in der Ritze. Und dann
diese Karin. Irgendwie voll der Snob. Lacht immer so künstlich. Vor allem über
alles, was Pelle sagt. »Und dann ist dieser Prinz die Rutsche runtergeflitzt,
direkt in den Pool hinein.« Hahaha! Wie kann man so laut darüber lachen, dass
ein alter Sack auf einer Rutsche in einen Pool saust? Das macht doch jedes Kind
im Schwimmbad. Irgendwie hat sie was Nervöses, diese Karin. Pelle dagegen ist
schon echt cool. Maja scheint auch cool zu sein, aber ein bisschen nervös. Und
was hatte die denn für Klamotten an? Die waren ja mindestens fünf Größen zu
groß für sie. Aber das Schloss ist echt hübsch und verdammt groß.
Alex lehnt sich zurück und fällt aufs Bett. Er blickt zu dem
duftigen Betthimmel hinauf
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