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Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Titel: Fuer Wunder ist es nie zu spaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Hamberg
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ist das schön hier! Sie müssen wissen, vorigen Sommer
war ich mit ein paar Freunden in Berlin, und da gibt es ein paar Kilometer
nördlich der Stadt ein kleines Schloss, und das hier ist fast eine Kopie von
dem Schloss dort. Oder vielleicht ist es ja umgekehrt? Und ich habe gehört,
dass der Garten großartig sein soll.«
    »War. Er war großartig. Jetzt ist er ein einziges Gestrüpp.«
    »Aha. Verstehe. Es muss schwer sein, eine ganze Insel zu versorgen.«
    »Das geht gar nicht. Der Garten war schon schlecht gepflegt, als wir
hierherzogen, und jetzt hat alles ungehindert wuchern dürfen. Sehen Sie die
Bäume dahinten, das ist so ein Arboretum . . .«
    »Richtig, davon habe ich gelesen.«
    »Und früher war zwischen den Bäumen Freiraum, kein Gestrüpp, nichts,
sondern nur schöner Rasen und dazu all die Bäume. Aber jetzt kann man das arme
Arboretum kaum noch erkennen.«
    »Ich weiß noch, dass diese Insel im Schulunterricht vorgekommen ist.
In Biologie, wegen all der Pflanzen. Es wird spannend sein, das alles mal zu
sehen.«
    »Kommen Sie, lassen Sie uns raufgehen.«
    Maja streckt den einen Arm aus und lässt Karin vorbei. Behände
bewegt sich Karin vorwärts. Sportlich und cool, so wie Maja es nie werden wird.
Ihres Stils und ihrer selbst so sicher, sie strahlt Selbstvertrauen aus. Die
enge schwarze Bluse, die über jeden Zweifel erhaben absolut perfekt sitzt. Und
schwarze, schmal geschnittene Jeans, die unterhalb des Knies enden. Ohne dabei
blöd auszusehen. Schwarze, schlichte Sandalen, der Silberschmuck, das dunkle,
glänzende Haar. Ein kleiner, fester Po. Eine Körperhaltung wie eine Tänzerin.
    Majas Haltung ähnelt der eines alten Mannes. Und ihr eigener Hintern
ist breit und platt. Von der Seite sieht man das kaum, aber von hinten breitet
er sich aus wie ein riesiger Schmetterling. Ein großer hautfarbener
Schmetterling. Maja lacht still in sich hinein und muss an einen großen Hautschmetterling
denken, der in die Wolken flattert.
    Pelle ist schon in Fahrt, er steht auf dem Kiesplatz, und die Gäste
scharen sich wie beeindruckte Vogeljunge um ihn herum. Sogar der Halbwüchsige
sperrt den Schnabel auf. Es wird vom Schloss erzählt. Pelle gestikuliert,
spricht von Prinzessinnen, von Adligen, Festen, Bauherren, von der Rutsche, von
Möbeln, schwarz verhüllten spukenden Damen, vom Garten, dem Vänersee und dem
Essen. Er redet und redet, alle lauschen, nicken, lachen, summen, lassen sich
verführen. Josefin kommt mit einem Tablett voller kalter Getränke, alle
probieren, ach, wie lecker, lauschen weiter.
    Maja nimmt sich ein Glas, lehnt sich an die warme Schlosswand und
tut so, als würde sie auch zuhören. Lacht an den richtigen Stellen, betrachtet
aber hauptsächlich ihre Schüler-Gäste. Mit denen sie zusammen sein wird. Mit
denen sie fast nackt sein wird, die sie kennenlernen wird.
    Jens sieht ein wenig verkleidet aus. Genauso wie Maja vorhin. Als
würde er sonst niemals so gut gebügelte, in der Taille etwas zu gut festgezurrte
Khakihosen und ein feines Hemd tragen. Sieht alles sehr gebügelt und
wohlgeordnet aus. Er muss eine Frau haben, die ihn versorgt. Oder nein, er hat
keine Frau . . . Er ist schwul. Er wirkt ziemlich schwul. Zwar nicht tuntig,
aber . . . Wie ein untuntiger Schwuler. Vielleicht hatte er sein Coming-out
noch nicht. Die Frisur ist wild. Eine dunkle, dichte Haarmähne mit Locken, die
wirr um den Kopf herumstehen. Und dann die schwarzen, ebenso dicken
Augenbrauen, die ein Eigenleben zu führen scheinen. Grüne Augen, starke Arme,
etwas hängende Schultern, Arbeitshände mit braunen Fingern. Als ob er in den
letzten zehn Jahren damit in der Erde gegraben hätte. Er steht mit den Händen
hinter dem Rücken da und hört sehr interessiert zu. Tritt ein wenig von einem
Fuß auf den anderen. Nervös. Ja, er scheint nervös zu sein.
    Alexander. Maja nimmt einen großen Schluck von dem eiskalten
Himbeersaft mit Champagner. Ein Jugendlicher. Was weiß sie eigentlich über die
Teenies von heute? Nichts. Beim Wort Teenager muss sie an Handys und eine Menge
Kabel denken, an DVD -Spiele, ein undurchschaubares
Schulsystem, seltsame Drogen und Jeans mit Klempnerdekolleté. Dieser junge Mann
hier sieht genauso aus. Ein ganz normaler junger Mann. Eigentlich noch ein
Junge. Seine Shorts sind viel zu groß und haben sich schon weit über den
Hintern runtergearbeitet. Meine Güte, das sieht doch total gestört aus. Dann
noch lieber die sorgsam hochgezogene Khakihose von Jens. Oder?
    Alexander ist braun

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