Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Titel: Fuer Wunder ist es nie zu spaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Hamberg
Vom Netzwerk:
Er nimmt Anlauf und springt vom Steg direkt ins Wasser. Karin
beobachtet das ganz ruhig. Maja und Alex schreien panisch: »Jens!
Nein!«
    Maja zögert keine Sekunde, sie springt sofort hinterher, der
Sonnenhut fliegt ihr im Sprung vom Kopf und platscht aufs Wasser, dann schwimmt
sie schon. Irgendwie kommt Jens voran, sie begreift nicht, wie er das macht,
aber er hat ein Tempo drauf, als ob er schwimmen könnte. Aber sie hat keine
Zeit zum Nachdenken, sie muss ihn einfach zu packen kriegen, ihn retten, er
darf nicht ertrinken. Wenn er ertrinken würde, wenn einer ihrer Schüler
ertrinken würde! Mein Gott, guter, guter, guter Gott.
     
    Karin setzt sich auf die Bank, nestelt eine Zigarette aus
der Tasche, zündet sie an und nimmt einen tiefen Zug. Sie sieht Alex zu, der
auf dem Steg auf und nieder hüpft und sich heiser schreit. Und Maja, die voller
Panik schwimmt, schwimmt, schwimmt und versucht, Jens zu erreichen.
    Will der nach Hause schwimmen, oder was? Karin schüttelt nur den
Kopf und nimmt noch einen Zug.
    »Aber verdammt! Er schwimmt ja! Maja, er schwimmt! Maja! «
    Alex wedelt mit den Armen in Richtung Jens, der Maja längst hinter
sich gelassen hat und mit sicheren Zügen davonschwimmt. Doch Majas Puls rast,
und der Stress peitscht sie voran, weshalb sie fast nichts hört. Das Einzige,
was sie sieht, aber nicht verstehen kann, ist, dass Jens tatsächlich schwimmt.
Er krault. Schneller als sie und direkt aufs Festland zu.
    Maja versucht hinterherzuschwimmen, er soll ihr nicht entkommen.
Jens soll zurückkommen, das ist einfach so. Keiner büxt aus ihrer Schwimmschule
aus, und schon gar nicht schwimmend. Wobei das vielleicht eigentlich ganz gut
wäre, aber so fühlt es sich überhaupt nicht gut an. Das Wasser ist lauwarm, und
Maja gibt Stoff. Hinter sich hört sie Alex vom Steg irgendwas rufen, aber Maja
ist total fixiert auf das dunkle Haar ungefähr fünfzig Meter vor ihr. Der
Herzschlag dröhnt ihr in den Ohren. Poch. Poch, poch. Schwimmen. Poch, poch,
poch.
    Jetzt hört sie Motorengeräusche. Ein Motorboot, das näher kommt.
Maja dreht sich um. Josefin sitzt in Hemd, Schürze und Rock in dem kleinen Boot
und tuckert auf Maja und Jens zu. Erst fährt sie zu Jens, geht in den Leerlauf,
schaukelt in der Bugwelle. Maja sieht, wie sie mit ihm redet. Worüber reden
sie? Josefin beugt sich vor, Jens hält sich an der Reling fest, sagt etwas . .
. Und dann nimmt er ihre Hand und lässt sich ins Boot ziehen. Gut gemacht, Josefin.
    Maja strampelt im Wasser hin und her und wartet auf das Boot, das
jetzt auf sie zutuckert.
    Karin raucht nervös ihre Zigarette. Sie versucht sich mithilfe des
Nikotins zu beruhigen, doch das wirkt bei ihr nicht mehr. Da sind stärkere
Sachen angesagt. Der Puls rast, und das Herz hämmert.
    »Er kann schwimmen.« Alex wendet sich erstaunt an Karin.
    »Ich weiß.«
    »Wie kannst du das wissen?«
    »Weil ich ihn kenne.« Karin nimmt einen tiefen Zug von ihrer
Zigarette.
    »Aber, aber . . . wie das denn?«
    »Darüber reden wir wann anders.«
    Alex hält sich die Hand über die Augen und sieht dem Boot hinterher.
»Und was macht er hier, wenn er schon schwimmen kann?«
    »Eine verdammt gute Frage. Ich denke, die solltest du ihm selber stellen.«
     
    Es ist still, niemand sagt etwas. Alle tropfen, keuchen
und schnaufen. Sie haben ihn an Land bekommen. Josefin hat ihn an Land
bekommen.
    »Josefin! Josefiiin! Hallo!«
    Pelles Stimme schallt bis zum Steg herunter. Jetzt hat er aufgehört
zu rufen. Stille. Nur Möwen und schweres Atmen sind zu hören. Tropfen und
Herzschläge.
    »Josefiiin!«
    Ah, da ist es wieder. Jetzt kann Maja ihn oben stehen sehen. Die
Haare zerzaust, eine Schürze aus Kunststoffgewebe umgebunden und völlig
verdreckt steht er vor dem Schloss und schaut zu ihnen herab. Dann reißt er
sich die Schürze runter und kommt schnell in Richtung Steg gelaufen. Auf dem
Weg dreht er die wilden Haare zu einem Knoten und öffnet ein paar Knöpfe vom
Hemd. Seine Augenbrauen sind gerunzelt, er wirkt beunruhigt.
    »Was ist denn passiert? Maja?«
    Pelle weiß nicht richtig, was er tun soll, irgendetwas liegt in der
Luft, es riecht nach Streit, und das ist ein schwerer und anstrengender Geruch.
Maja und Jens sind nass und bleich. Alex und Karin sitzen auf der Bank, während
Josefin das Boot anständig festmacht.
    »Jens, bist du ins Wasser gefallen? Oder habt ihr Schwimmen in
Kleidern geübt?«
    »Es ist meine Schuld.«
    Karin zieht alle Blicke auf sich.
    »Ich bin ein bisschen

Weitere Kostenlose Bücher