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Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Titel: Fuer Wunder ist es nie zu spaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Hamberg
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hierher lege
und dir zuhöre? Von den verschiedenen Sorten und wie man sie gießen muss und
so?«
    Jens lacht.
    »Gut, wenn du das möchtest.«
    Pedro legt seinen Kopf sanft in Jens’ Schoß, schließt die Augen und
lauscht der ruhigen Stimme von Jens, der inbrünstig über den richtigen p H -Wert
des Bodens, über Rebschnitt und Erziehungsformen spricht.
     
    Jetzt tut er es! Jetzt tut er es! Und wie er es tut! Es
ist so schön! Wahnsinn!
    »Maja. Maja! Ich liebe dich! Kapierst du? Ich
liebe dich! Wow, ist das schön!«
    Mit eifrigen Händen hält Alex Maja um die Taille gefasst. Er liegt
mit dem Rücken auf dem Kies und sieht zu der Frau hoch, die ihn wie eine
Besessene reitet. Der Schweiß läuft ihr über den nackten Körper, und sie lacht.
Als sie sich vorhin das Kleid abgestreift und sich auf ihn gestürzt hat, ihm
die Hosen hinuntergerissen und sich an ihn gepresst hat, da ist Alex gleich
gekommen. Es war überhaupt nicht aufzuhalten. So wie wenn man den Lichtschalter
drückt und die Lampe sofort angeht. Aber es gab nichts, wofür er sich schämen
musste, keine Angst, sondern nur Gelächter und jede Menge Küsse und Streicheln,
die Hand zwischen ihren Beinen, es war feucht und absolut samtweich, und ja,
dann hat Maja ihn in den Kies gedrückt und ihn hereingelassen. So richtig. Ihr
Schweiß tropft auf ihn herunter, in den Mund und in die Augen. Es ist so heiß.
Die Sommernacht ist so unendlich stickig, feucht und nass. Der Duft des
Geißblatts umschwebt sie wie kräftiges Räucherwerk.
    Ein Traum. Es ist wie im Traum. Das kann doch nicht Realität sein.
Ihre weiche Haut unter seinen Händen, wohin er auch immer fasst. Alex kann gar
nicht aufhören zu fühlen, er will alles erspüren, einfach nur daliegen, während
ihm der Kies den Rücken massiert, und er fühlt all die Haut.
    Maja schreit laut auf, als sie kommt. Die kleinen Steine scheuern an
ihren Knien, sie sitzt auf Alex und heult den Mond an. Alex kann nicht anders,
als sie anzuschauen. Was für eine Frau. Wie soll er sie mit nach Hause nehmen?
Passt die ins Eigenheim seiner Eltern? Es fällt ihm schwer, sich das
vorzustellen. Sie ist zu phantastisch für Eigenheime und Eltern. Sie ist einfach
total phantastisch.
     
    Das Wasser ist fast so lau wie die Nacht. Karins Herz
schlägt ruhig, so ruhig, als hätte es Monate oder Jahre nicht geschlagen. Sie
ist von dem, was sie tut, überzeugt. Keine Angst mehr, kein Alkohol, keine
Tränen, keine Einsamkeit. Ihre Tochter wird sich keine Gedanken machen müssen,
sondern kann ihr eigenes Leben leben. Ganz zu schweigen von dem Exmann, der die
nächtlichen Anrufe von Karin hasst. Der hat jetzt auch seine Ruhe. Sie gibt
ihnen allen ihre Leben zurück.
    Die Wohnung. Plötzlich muss sie an die Wohnung denken. Es grämt sie
ein wenig, dass Simone nicht mit im Mietvertrag steht und sie deshalb nicht
übernehmen kann. Aber Simone wollte schon immer unabhängig sein, wollte keine
Almosen oder zur Dankbarkeit verpflichtet sein. Jetzt wird sie keine
Schuldgefühle mehr haben müssen.
    Karin hat keine Angst vor dem Wasser, das ihre Haut wie ein sanfter
Atem streichelt. So weit wie jetzt war sie noch nie im Wasser, nicht seit dem
einen Mal am Steg. Damals, als ihr Vater sie nicht sehen wollte. Papa.
Vielleicht stirbt er in diesem Moment. Vielleicht liegt er da und merkt, dass
ihm der Sauerstoff ausgeht, spürt, wie die Krankenschwestern seine Hand etwas
fester nehmen und sagen: »Gehen Sie nur, lassen Sie los, kämpfen Sie nicht
dagegen an.« Aber Karin und ihr Vater werden sich nicht begegnen, denn er wird
niemals in den Himmel kommen. Aber sie vielleicht auch nicht. Vielleicht
begegnen sie einander in der Hölle. Ach was, es gibt keinen Gott, und es gibt
keine Hölle. Aber es gibt ein Ende, eine dunkle, stille Ewigkeit. Und die kommt
jetzt.
    Der Sand kitzelt ein wenig zwischen ihren Zehen, sie lässt die
Handflächen auf der stillen Wasseroberfläche ruhen. In der Ferne Lachen und
Musik. Karin geht vorwärts. Ihr Gesicht ist ganz entspannt.

     
    36
    P elle schwankt. Er ist richtig
betrunken. Auf seinem Weg ins Labyrinth muss er sich an Tischen, Stühlen,
Bäumen und Büschen abstützen. Pelle ist gern im Labyrinth, unter den dichten
Hainbuchen herrscht Ruhe und eine satte Stille, und dann und wann kommt eine
der hübschen gusseisernen Bänke vorbei, auf denen man seinen Gedanken
nachhängen kann.
    Vom See unten ertönt Lachen. Pelle, Mads, Channa, Fatima, Pugh. Sie
sind Freunde, richtige Freunde. Oder nicht? Sind

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