Fuer Wunder ist es nie zu spaet
die Freunde wirklich da, wenn
man sie braucht, oder kommen sie nur, wenn eine Party angesagt ist und wenn
Pelle sie einlädt, in sein Schloss, zu Champagner und gebratenem Schwein?
Würden sie auch kommen, wenn er ein einsamer Glatzkopf mit Millionenschulden
wäre? Doch, das würden sie. Natürlich würden sie das. Teufel auch, in seinem
besoffenen Kopf dreht sich alles.
Pelle stolpert ins Labyrinth, er hört seine eigenen schwankenden
Schritte auf dem Kies und seinen keuchenden Atem. Verdammt, das Herz tut doch
irgendwie weh. Zum Glück ist da eine Bank. Pelle legt die Hand auf das schnell
pochende, auf Hochtouren laufende Herz und lässt sich nieder. Er versucht,
ruhig zu atmen, schließt die Augen, wendet das Gesicht dem lauen Nachthimmel zu
und . . .
Was ist das? Er öffnet die Augen, macht einen langen Hals und lauscht
in die Hecke hinein. Da kichert jemand. Wer könnte das sein? Moment mal . . .
sollten das Pugh und Fatima sein? Es ist höchste Zeit, dass die beiden wieder
zueinanderfinden. Pelle erhebt sich und geht dem Kichern nach. Er kennt sich
aus im Labyrinth, hier kennt er jede Ecke. Das Lachen kommt aus der Sackgasse,
dahinten in Richtung Seerosenteich.
Nee, erst muss er sich erleichtern. Er zupft an den Schnüren der
altmodischen Hose, meine Güte, gehen die schwer auf. Pelle zerrt so lange daran
herum, bis die alten Bänder nachgeben und zerreißen. Die Erleichterung ist
groß, als er endlich seine volle Blase leert. Zärtlich hält er seinen Penis und
lallt ihm zu: »Wir zwei werden wieder Freunde sein, du und ich. Was meinst du?
Nee, diese Skulptur ist mir scheißegal. Die soll bleiben, wo sie ist.
Vielleicht zünde ich die ganze Bruchbude einfach an. Ich kann nicht mehr. Na
klar, ich werde mit Maja reden und ihr alles erklären. Danach willst du ja
vielleicht wieder zum Leben erwachen. Wäre echt nett, okay?«
Pelle bettet ihn wieder zwischen zerrissene Schnüre, Bänder und
Hosenladen und schaukelt über den Kies in Richtung Sackgasse. Pugh und Fatima –
das wäre höchste Zeit. Schließlich hat keiner von beiden jemand Neues gefunden,
ihre Liebe war einfach zu groß, nichts und niemand konnte sich damit messen.
Und das ist ihr Problem.
Pelle freut sich über die Vorstellung, dass Pugh wieder aus der
Scheune ausziehen und bei Fatima einziehen darf, auch wenn er es sich in der
Scheune wirklich gemütlich gemacht hat. Dass die zwei wieder zusammengefunden
haben, ist wie ein Zeichen, dass auch er und Maja eine Chance haben. Immerhin
haben sie beide einander noch nicht verletzt, sie haben ein reines Gewissen,
wenn Pelle nur seine Sachen mal in Ordnung bringen könnte . . .
Jetzt ist das Lachen ganz nah. Obwohl er betrunken ist, gelingt es
ihm, ganz leise näher zu schleichen. Er versucht, nicht zu laut zu hicksen, und
hält sich die Hand vor den Mund, damit sein Kichern nicht zu hören ist. Meine
Güte, die beiden haben echt Spaß. Dann schaut er hinter der Hecke hervor und
sieht . . .
Nicht Pugh und Fatima. Es ist Maja, seine Frau, die Liebe seines
Lebens, seine beste Freundin. Sie liegt nackt auf dem Kies, die Haare wie einen
Heiligenschein um ihren Kopf ausgebreitet. Ganz offen und glücklich liegt sie
da und lacht glockenhell. Zu ihren Füßen sitzt Alexander. Er hat ein Unterhemd
an, und die grünen Hosen hängen ziehharmonikaartig um seine Waden. Er knabbert
an Majas Zehen, er kitzelt sie, knabbert weiter. Majas Lachen klingt wie Kristalle,
die aneinanderschlagen. Jetzt packt sie Alexanders dickes, blondes Haar und
zieht ihn zu sich hinauf. Sie breitet ihre Beine auseinander, und er gleitet
zwischen ihnen hinein. Ihre Lippen begegnen sich, und das Lachen verstummt.
Alles verstummt.
Josefin gähnt heftig. Sie wandert in der Dämmerung durch
das trockene Gras zum Wasser hinunter, sammelt Flaschen, Müll und Dosen und
steckt sie in einen Plastiksack. Hinter dem Horizont des Festlandes kann man,
obwohl es erst zwei Uhr nachts ist, schon die Sonne erahnen.
Die verwirrte Fotografin hat am Ende noch ein Bootstaxi zu fassen
gekriegt und ist abgereist. Ja, ja. Ein neuer, heißer Tag zieht herauf, wird es
denn niemals regnen? In der Ferne hört sie fröhliches Kreischen. Es ist Channa,
die auf der Rutsche in den Pool saust. Mads, Pugh und Fatima sitzen in
Bademänteln auf den Liegestühlen und sehen kichernd zu. Mit dem Eifer der
Betrunkenen versucht Channa, sie dazu zu bringen, es ihr nachzutun, aber nein,
sie wollen nicht und bemühen sich, ihr etwas von schmerzenden Hüften und
schwachen
Weitere Kostenlose Bücher