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Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Titel: Fuer Wunder ist es nie zu spaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Hamberg
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und dann trinken wir unten am Steg ein Glas Roséwein, okay? Und dir
noch mal herzlichen Glückwunsch, Maja, das war richtig gute Arbeit.«
    Maja steht da und schluckt und schluckt. Er kann es nicht wissen.
Pelle kann nicht wissen, was geschehen ist. Sie waren völlig allein, es war
niemand in der Nähe, das geht gar nicht. Er muss sich über irgendwas anderes
ärgern. Er kann es nicht wissen. Maja holt tief Luft und schaut hinter Pelle
her, der Hand in Hand mit Channa zum Reisighaufen schlendert.
     
    »Ach, hier seid ihr!«, ruft Maja schon von Weitem und
winkt Jens und Karin zu. Jens winkt zurück, Karin lächelt erschöpft.
    »Alex kann schwimmen! Ihr hättet ihn sehen sollen, er konnte gar
nicht wieder aufhören, er ist geschwommen und geschwommen . . . Meine Güte,
Karin, du siehst blass aus.«
    Maja unterbricht sich und sieht Karin an, deren sonst so
sonnengebräunte Haut bleich und durchsichtig wirkt. Ihre Augen sind glanzlos,
und ihr Körper sieht so zerbrechlich aus, wie sie da zusammengekauert auf dem
Steg sitzt.
    Karin versucht zu lächeln. »Wie schön für ihn. Da kann er ja gleich
nach Hause fahren.«
    »Öh, nein . . . er muss schon noch bleiben und etwas an der
Feinmotorik arbeiten. Ich will ihn nicht zu früh gehen lassen.«
    »Nein, schon klar.«
    Karin nimmt einen Schluck von ihrem inzwischen völlig kalten Tee.
Maja lächelt nervös und fährt sich mit den Händen durchs Haar. Keiner kann es
wissen. Ganz ruhig bleiben. Was Freundliches sagen.
    »Hattet ihr einen schönen Abend gestern?«
    Karin trinkt weiterhin kalten Tee. »Doch, es war nett.«
    Jens taucht die Zehenspitzen in das warme Wasser und betrachtet
Karin und versucht herauszufinden, wie sie sich wohl fühlt. Maja fängt an, sich
nervös die Haare zu flechten.
    »Und du, Jens? Pedro und du, ihr saht so aus, als hättet ihr Spaß.
Er ist ein netter Typ. Obwohl, ich kenne ihn ja nicht, aber er scheint nett zu
sein. Und du bist ja auch nett und . . .«
    »Es ist aber nichts zwischen uns.«
    Karin sieht zu Jens hinüber, und Maja sieht zu Karin. Schweigen.
    »So habe ich das auch nicht gemeint, ich dachte nur . . . Und du,
Karin? Wie hat es dir gefallen? Ich habe dich kaum gesehen.«
    »Nein, ich wollte ein bisschen allein sein, deshalb habe ich mich
nach dem Tanzen zurückgezogen.«
    »Du siehst sehr müde aus.«
    »Ich bin müde.«
    »Meinst du, dass du heute ein bisschen trainieren kannst?«
    »Nein. Ich weiß nicht, ob ich überhaupt noch will.«
    »Aber natürlich willst du!«
    »Warum denn?«
    »Weil du nicht aufgeben solltest. Du wirst es schaffen, ich
verspreche es dir.«
    Maja beugt sich hinunter und legt die Hände auf Karins magere
Schultern. Demonstrativ schüttelt Karin die Schultern, und Maja nimmt die Hände
sofort weg.
    »Nein, ich werde es nicht schaffen.«
    » Ich werde es ihr beibringen.«
    Jens sagt das in einem so bestimmten Ton, dass Karin und Maja in
ihren Bewegungen erstarren. Ja, sogar Jens erstarrt vor seiner eigenen Stimme,
die völlig ohne Vorwarnung einen solchen Raum eingenommen hat.
    »Maja, du kannst Alex bei der Feinmotorik helfen, und ich kümmere
mich um Karin.«
    »Aber . . .«
    »Nein, ich mache das, weil ich es will. Du brauchst kein schlechtes
Gewissen zu haben, lass mich einfach machen.«
    »Klar, also wenn das für dich okay ist, Karin, eben wolltest du ja
nicht, aber . . .«
    Karin streckt den Rücken durch, wie ein Soldat, der in den Krieg zieht,
obwohl er Todesangst hat.
    »Aber ich will jetzt. Ich will, dass Jens es mir beibringt.«
    Maja steht auf und betrachtet die beiden komischen Vögel, die da auf
dem Steg hocken. Was sind das nur für seltsame Menschen?

     
    44
    M aja blickt durch die großen Balkontüren
auf den Schlosshof hinunter. Von hier oben kann sie sehen, wie das Laub in den
Baumkronen von der immerwährenden Hitze gelb wird. Es sieht aus wie Herbst,
obwohl es noch nicht mal Ende Juli ist. Auf dem Hof kann sie die Gäste
erkennen. Sie zählt, ja, alle sind da. Pelle, Mads, Channa, Fatima, Pugh und
Pedro, hinten am Steg kann sie Karin und Jens erahnen, und Josefin ist in der
Küche, das weiß sie. Jetzt kann absolut niemand sie sehen, niemand kann wissen,
was sie tut, alle sind mit sich selbst beschäftigt.
    Schnell dreht sie sich um und eilt zu Alex’ Zimmer. Sie klopft, und
Alex macht sofort auf. Er ist frisch geduscht, das weiße T -Shirt hängt lässig
über den hellen Shorts.
    »Weiß er was?« Alex fährt sich nervös mit der Hand durchs Haar.
    »Nein, kann er nicht,

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