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Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Fuer Wunder ist es nie zu spaet

Titel: Fuer Wunder ist es nie zu spaet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Hamberg
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steht offen, und man hört ein
deutliches Schnarchen. Karin zögert nicht, Altherrenshorts und Schnarchen sind
ihr egal. Wie ein Kind, das schlecht geträumt hat, kriecht sie ins Bett und
schmiegt sich an den warmen, schlafenden Körper von Jens. Sie saugt seinen
Geruch ein, der genauso ist wie immer. Er ist schwer zu beschreiben, aber Jens
riecht wie ein frischer Wind, der kurz vorbeiweht. Nicht nach Parfüm, nicht
nach Blumen, nichts als dieser frische Wind.
    Karin schließt die Augen, legt einen Arm um den zuverlässigen, tief
schlafenden Bauch von Jens und schläft augenblicklich selbst ein. Kein
Herzrasen mehr.

     
    45
    N ein, jetzt frage ich, und du
antwortest, okay?«
    »Okay.«
    Sie liegen nackt auf dem zerknitterten, verschwitzten Betttuch in
Alex’ Zimmer. Alle Fenster zum Schlosshof sind geöffnet, wo Pelle und die
anderen immer noch lachend und fluchend trockenes Reisig zusammentragen.
    »Dein . . . Lieblingsessen?«, fragt Alex eifrig.
    »Mein Lieblingsessen? Haha, das willst du wissen?«
    Maja dreht sich auf den Rücken, winkt Alex mit ihren braunen Zehen
zu und sieht zur Decke.
    »Ich esse gern Moules frites.«
    »Muhl was?«
    »Das sind Muscheln, die man in Weißwein kocht, und dann isst man
Pommes frites dazu.«
    »Pommes, die mag ich auch! Am besten mit Fleisch dazu. Und
Mayonnaise! Dein Lieblingsfilm?«
    Alex stützt sich auf die Ellenbogen, Maja lacht leise über seine
Pommes-frites-Begeisterung.
    »Schwer zu sagen, es gibt so viele. Sag du zuerst.«
    »›Tom und Jerry‹ find ich echt gut.«
    »Aber . . . ist das nicht eine Kinderserie?«
    Alex gibt Maja einen sanften Klaps auf die Hüfte.
    »He, das war ein Witz, okay? Locker bleiben! Nein, aber mir gefällt
ein Film, der gerade im Kino läuft, der mit Will Smith, wo am Ende fast alles
gesprengt wird, da sind wirklich abgefahrene Szenen dabei, wo der einfach nur
noch losballert, da gibt es nämlich irgendwelche Weltraumwesen, die . . .«
    »Pssst . . .«
    Maja legt den Finger auf den Mund und versucht, Alex zum Schweigen
zu bringen, denn draußen direkt vor dem Fenster steht ihr Mann. Ihr Mann.
Autsch, der Bauch, jetzt zieht es wieder.
    Alex knufft Maja und flüstert: »Jetzt sag du, welchen Film du
magst.«
    »›Shine – Der Weg ins Licht‹. Hast du den gesehen?«
    »›Shine‹? Ist das der mit Jack Nicholson, der verrückt wird und alle
Leute in einem Hotel umbringt? Der ist echt krass.«
    »Nein, das ist ›Shining‹. ›Shine‹ handelt von einem Jungen, der von
seinem Vater so misshandelt und unterdrückt worden ist, dass er am Ende
verrückt wird, und zwar richtig. Aber er ist ein Naturtalent, was klassische
Musik und Klavierspielen betrifft. Er kann einfach alles spielen. Und eine Frau
verliebt sich in ihn, obwohl er verrückt ist. Das ist ein schöner Film.«
    »Aber er ist doch verrückt. Ist sie auch so ein bisschen neben der
Spur?«
    »Nein, sie ist wohlhabend, schön und erfolgreich. Aber sie verliebt
sich in ihn, trotz aller Unmöglichkeiten.«
    »So wie wir!«
    Alex küsst Maja unendlich sanft auf die Wange, dann weiter den Hals
hinunter bis zu den Schultern. Maja hört Pelle unten im Garten reden. Sie hat
einen Mann. Sie ist verheiratet. Und sie liegt hier . . . mit einem Jungen,
einem Grünschnabel. Mit einem Jungspund, dessen Herz wild in alle Richtungen
schlägt und der so jung ist, dass er den Unterschied zwischen der großen Liebe
und ein bisschen gutem Sex nicht kennt. Maja ist älter und klüger. Nein, sie
ist dümmer, aber sie sollte eigentlich klüger sein. Sie sollte stopp sagen,
bremsen. Sie muss die Bremse einlegen, sonst geht alles zum Teufel, und zwar
richtig.
    »Ich muss jetzt gehen.«
    Schnell steht sie auf.
     
    Es ist ein großer Haufen geworden, sicher drei Meter hoch,
aus knochentrockenem Reisig, Laub und Ästen. Pelle wischt sich mit dem
Hemdärmel den Schweiß von der Stirn, hinter ihm baden die Freunde unter
fröhlichem Rufen im See. Jetzt tut ihm auch der Bauch weh, nicht nur das Herz,
sondern auch der Bauch. Es zieht und reißt. Die Tränen wollen raus, aber er
wird nicht weinen. Er erinnert sich noch, wie es war, als Fatima Pugh verlassen
hat. Erst saß Pelle auf dem Sofa, und sein ganzes Hemd war durchnässt von Fatimas
Tränen. Und zwei Stunden später hat er mit Pugh in der Scheune Tee getrunken
und musste ihm andauernd die Rolle Haushaltspapier reichen, weil Pugh so heulen
musste. Nein, Pelle wird nicht weinen, er wird nicht erzählen, was er weiß. Er
wird einfach nur tun, was er sich

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