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Fürchte deinen Nächsten!

Fürchte deinen Nächsten!

Titel: Fürchte deinen Nächsten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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noch.«
    »Warum?«
    »Ich möchte nicht mit in die Klinik fahren. Du wirst dich zwar wundern, aber ich werde mich ins Büro setzen und mir die Unterlagen kommen lassen, die es über Judas Delany gibt. Vielleicht finde ich dort einen Hinweis, während du dich mit dieser Psychologin unterhältst. Einer von uns muß ja etwas finden.«
    »Das ist mir egal. Ich fahre auch allein zu ihr.«
    »Okay, dann setze mich an der nächsten U-Bahn- Station ab. Ich bin sicher, John, daß dieser Judas einen Nachahmer hat.«
    »Ich leider nicht, Suko…«
    ***
    Marcella Ash war fünfunddreißig und stand mit beiden Beinen mitten im Leben. Sie war Psychologin und beschäftigte sich mit den Abgründen der menschlichen Seele. Was sie in ihrer Berufspraxis schon erlebt hatte, war unvorstellbar, aber sie gehörte glücklicherweise zu den Menschen, die sich nicht in den Abgründen verloren hatten. Sie führte das Leben einer modernen Frau, und sie wohnte allein, denn vor zwei Jahren war ihre letzte Beziehung mit einem Musiker zerbrochen. Da war sie schon angeknickt gewesen, doch sie hatte es geschafft, sich durch harten beruflichen Einsatz wieder aufzurichten und kümmerte sich in der Klinik um die harten Fälle.
    Besonders um Judas Delany, den Killer.
    Sie wollte herausfinden, was ihn zu dieser fürchterlichen Tat getrieben hatte, doch bereits nach den ersten Gesprächen mit ihm war ihr Weltbild auf den Kopf gestellt worden, denn Judas hatte nicht nur weitere Taten angekündigt, er hatte sie sogar selbst durchgeführt. Er bestand darauf, die Morde begangen zu haben, obwohl er die Klinik nicht verlassen konnte.
    Im Moment saß er in einem Seitentrakt der Klinik in ihrem Büro und schaute auf das halbvolle Whiskyglas. Ihr Blick fiel durch das Fenster in den frühwinterlichen Park, in dem nichts mehr auf die blühenden Bäume des Frühjahrs oder Sommers hinwies.
    Sie brauchte den Schluck. Erstens wollte sie das kratzige und bedrückende Gefühl aus ihrem Magen vertreiben, und zweitens sollte ihr Gesicht wieder etwas Farbe bekommen.
    Was sie vor einer Viertelstunde gehört hatte, war furchtbar gewesen. Es gab wieder eine Leiche. Man hatte die Frau auf einem Altar in einer Kirche gefunden, und sie war auf die gleiche Art und Weise umgekommen wie die drei ersten.
    Judas!
    Sie flüsterte den Namen einige Male vor sich hin, kippte dann einen Schluck in ihre Kehle und schüttelte den Kopf. Es war unmöglich, es konnte nicht sein. Dieser Killer saß hier fest. Er war sehr schnell nach der ersten Tat gefaßt worden, und die drei anderen konnte er nach allen Gesetzen der Logik und nach menschlichem Ermessen nicht umgebracht haben.
    Aber was war bei einem Menschen schon logisch?
    Marcella Ash zweifelte selbst daran. Es hing mit ihrem Beruf zusammen. Sie hatte die menschliche Psyche nie logisch erklären können. Wäre es so gewesen, dann gäbe es auf der Welt keine Verbrechen mehr. Dann würden die Menschen friedlich zusammen leben, aber das traf einfach nicht zu. Es gab die Kriege. Es gab das Grauen, es war einfach alles da, und der Mensch war das schlimmste aller Lebewesen. Er handelte nicht logisch. Er verhielt sich nicht wie ein Tier, das nur dann tötet, wenn es hungrig war – nein, er killte seinen Nächsten aus oft primitiven Instinkten. Aus Rache, aus Habgier, aus Haß, aber auch aus Motiven, die kaum faßbar waren.
    Da brauchte sie nur an die Kindermörder zu denken, die ganze Landstriche in Angst und Schrecken versetzt hatten. Sie als Psychologin saß ihnen oft ratlos gegenüber, denn sie konnte ihre Taten einfach nicht begreifen. Auch durch noch so intensive Befragungen war es ihr nie gelungen, in die Abgründe ihrer Seelen einzutauchen, und nun kam noch ein Problem hinzu.
    Judas Delany!
    Beinahe schon ein passender Name für diesen fünfundzwanzigjährigen Killer. Judas der Verräter, aber nicht Judas der Mörder. Hier schon. Delany wollte den Tod. Er freute sich über seine Taten, das hatte er ihr selbst erzählt.
    Sie trank auch den letzten Rest und stellte das Glas hart auf ihren Schreibtisch zurück.
    »Verdammt noch mal, was ist das nur?« Sie schüttelte den Kopf und fuhr mit den gespreizten Fingern durch das braunblond gefärbte Haar. »Das kann nicht sein! Er kann es nicht gewesen sein. Er sitzt hier fest. Ausbruchsicher…«
    Und trotzdem…. dachte sie. Die drei weiteren Taten hatten der ersten in allem geähnelt. Genau das war das Problem. Ein Nachahmungstäter hätte das nicht schaffen können. Er hätte dafür die Einzelheiten

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