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Fürchte deinen Nächsten!

Fürchte deinen Nächsten!

Titel: Fürchte deinen Nächsten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Jemand hatte mir das Kreuz weggenommen. Ich schaute nach vorn, sah Marcella, die noch lebte und auf deren Gesicht das Nichtbegreifen stand. Dann fiel mein Blick auf Suko. Er hielt sich hinter ihr auf, dicht vor einem hellen Regal, in dem Bücher und CDs standen.
    Er schaute mich an.
    Und ich sah mein Kreuz.
    Er hielt es in seiner rechten Hand, die er leicht vorgestreckt hatte, aber beide suchten wir vergeblich nach dem Killer. Es war kein Umriß mehr zu erkennen, und deshalb befürchtete ich das Schlimmste. Möglicherweise hatte er es wieder geschafft, in seinen richtig unsichtbaren Zustand zurückzukehren, und deshalb konnte sich die Gefahr durchaus erhöht haben.
    Er war nicht zu sehen, auch für Suko nicht, denn von ihm erntete ich nur ein Schulterzucken.
    Ich lief zurück zum Lichtschalter. Ein kurzer Kick, dann wurde es doppelt so hell, denn die Lampe unter der Decke war mit drei starken Birnen bestückt.
    Nein, die Spannung löste sich nicht bei uns, und wir blieben auch an den verschiedenen Seiten des Zimmers stehen, wo wir etwas Rückendeckung hatten, aber keiner von uns wollte glauben, daß Judas Delany verschwunden oder vernichtet war.
    Auf der Couch richtete sich Marcella Ash auf. Sie tat es sehr vorsichtig und stützte sich an der Rückenlehne ab, um in die Höhe zu kommen. Ihr Blick flatterte, sie atmete durch den offenen Mund. Als sie saß, ging es ihr nicht besser. Wahrscheinlich dachte sie noch immer an den Killer oder hatte in der letzten Zeit Schlimmes erlebt.
    Zuerst schaute sie Suko an, dann mich. Ein heftiges Zittern durchlief ihren Körper. Sie hatte Mühe, die Frage zu stellen. »Ist er… ist er weg?«
    »Das wissen wir nicht.«
    »Er ist unsichtbar, John.«
    »Ja. Aber nicht mehr so wie sonst. Ich habe ihn gesehen, als er hinter Ihnen stand. Er malte sich als Umriß ab. Er schien unfreiwillig dabei zu sein, die Seiten zu wechseln, und dann hat ihn Suko mit dem Kreuz angegriffen.«
    »Kann es ihn getötet haben?«
    »Das ist zu hoffen.«
    »Ich glaube es nicht«, sagte Suko.
    »Warum nicht?«
    »Als ich ihn erreichte, John, oder seinen Umriß, den habe ich schließlich auch gesehen, da spürte ich plötzlich einen kurzen Widerstand und schaute in einen hellen Lichtblitz hinein.«
    »Was war mit Delany?«
    »Nichts mehr. Weg, verschwunden, abgetaucht. Ich habe wirklich nichts mehr von ihm gesehen.«
    »Dann hat er es also wieder geschafft«, flüsterte Marcella, »und wir müssen weiterhin Angst haben.« Sie schlug die Hände vors Gesicht.
    »Müssen wir das, Suko?«
    »Du stellst Fragen. Ich sagte dir doch, auf mich kannst du jetzt nicht zählen. Aber ich rechne damit, daß wir ihm Schaden zugefügt haben. Wie auch immer. Dein Kreuz ist auch ohne Aktivierung verflixt stark, John. Da muß einfach etwas passiert sein. Wir können es so sagen, daß er zu einem kleinen Teil ein Teufel gewesen ist, wie auch immer. Und du weißt selbst, wie sehr Asmodis dein Kreuz haßt. Ich glaube nicht, daß er sich noch weiterhin um einen Diener kümmert, der mit diesem Gegenstand in Berührung gekommen ist.«
    »Mag sein, aber diese Hoffnung ist mir zu schwach.«
    »Mir auch. Nur sollten wir versuchen, Marcella aus der Gefahrenzone zu schaffen.«
    Als sie ihren Namen hörte, ließ sie die Hände sinken. Ihr Gesicht sah jetzt verweint aus. Dann brach es aus ihr hervor. »Es war so schlimm für mich. So demütigend. Nicht zu fassen. Er hat mich gezwungen, mich auszuziehen. Er wollte zuschauen, wie ich verblute. Mein Gott, was hat er mir nicht alles gesagt. Er war wie ein großes Faß, in dem sich der Haß gesammelt hat. Plötzlich brach es auf, und da strömte dann alles aus ihm hervor.«
    »Bitte, Marcella, Sie sollten sich wieder anziehen«, bat ich sie mit leicht drängender Stimme.
    »Natürlich, das mache ich.«
    Sie stand auf, ging zu ihren Kleidungsstücken, aber auch da schaute sie sich immer wieder um. Das gleiche taten auch wir, denn weder Suko noch ich glaubten daran, daß wir Judas Delany endgültig vernichtet hatten. Er war hier. Er hatte die Wohnung weder durch die Tür noch durch das Fenster verlassen. Wir hätten es mitbekommen, da er sich als Schatten schon abzeichnete. Nicht weit von mir entfernt hörte ich ein Geräusch. Sehr leise, aber ich hatte mich nicht getäuscht. Ich konnte es auch irgendwo zuordnen, aber es wiederholte sich.
    Ich drehte den Kopf nach rechts.
    Es war hell genug, um viel oder alles sehen zu können. Auch die Blutstropfen, die auf den Teppichboden klatschten und sich dort

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