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Fürchte deinen Nächsten!

Fürchte deinen Nächsten!

Titel: Fürchte deinen Nächsten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Benahm sich aber sehr seltsam. Mit einem Sprung setzte er über den Tisch hinweg. Es sah so aus, als wollte er zum Fenster laufen, überlegte es sich aber anders, fuhr herum und drehte sich im Kreis.
    Marcella blieb liegen. Sie tat nichts, sie sagte nichts. Sie wußte, wie knapp sie dem Tod entronnen war. Ihr Herz schlug wahnsinnig schnell, und auf ihrem Körper hatten sich kleine Rinnsale aus Schweiß gebildet.
    Der Killer begann zu sprechen. Ob er Marcella meinte oder nur sich selbst, das war nicht klar. Jedenfalls redete er davon, die Tür offenzulassen. »Sie haben ihr Versprechen gehalten. Sie kommen, das weiß ich. Das spüre ich auch. Sie sind schon nahe, aber sie werden sich wundern.« Er lachte. Dann drehte der seinen Kopf und starrte zu Marcella hin, die wieder den Eindruck hatte, von den Blicken seziert zu werden. »Du wirst hier auf der Couch bleiben. Du wirst dich nicht entfernen, denn denke immer daran, daß ich stets in deiner Nähe bin, obwohl du mich nicht siehst. Ich bin immer bei dir, verstehst du?«
    »Ja…«
    »Und meine Waffe auch.« Er sprang doch zum Fenster, erweiterte die Lücke zwischen den starren Falten des Rollos und schaute in geduckter Haltung hinaus.
    Nicht lange. Er drehte sich wieder um und ging einige Schritte. Einen Kommentar gab er dabei nicht ab und ließ die liegende Frau weiterhin in Ungewißheit.
    Nahe der offenen Tür blieb er stehen. Er hatte seine Arme jetzt vor dem Körper gespreizt, ohne allerdings die Machete loszulassen. Beide Hände umklammerten den Griff. Das Interesse für Marcella Ash war bei Delany erloschen. Es ging nur um ihn, und die Frau konnte sehen, wie er sich quälte. Er verzog das Gesicht, er schüttelte den Kopf, er sackte in sich zusammen, stemmte sich wieder hoch, und dieser Vorgang wiederholte sich einige Male. Seinen Mund hielt er ebenso weit offen wie die Augen, die zu starren Kugeln geworden waren.
    Dann drehte er sich.
    Marcella wußte, was passieren würde. Sie hatte es erlebt, zusammen mit John Sinclair. Judas Delany war dabei, den Gesetzen der Hölle zu folgen und damit auch dem Ruf des Teufels. Dessen und sein Blut waren miteinander vermischt worden, und so steckte auch die Kraft der anderen Seite in ihm.
    Er drehte sich schneller.
    Seine Gestalt verwandelte sich dabei. Die Konturen begannen sich aufzulösen, aber Judas war noch vorhanden, ebenso wie seine Stimme. Er sprach nicht mehr, er stöhnte nur und ächzte dabei schwer.
    Das war Marcella Ash neu. In der Zelle war alles leichter und lockerer gegangen. Hier nicht. Er hatte seine Schwierigkeiten. Die Verwandlung mußte mit wahnsinnigen Schmerzen verbunden sein. Er war nicht mehr in der Lage, sie zu kontrollieren, weil die Kräfte der Hölle die Kontrolle über ihn bekommen hatten. Eine Spirale, eine graue Pirouette tanzte über den Fußboden hinweg. Nur entfernt war für Marcella zu erkennen, daß es sich dabei um einen Menschen handelte.
    Weiter – immer weiter!
    Kein Halten, kein Stoppen. Die Hölle diktierte das Geschehen. Aus der Spirale drangen die Schreie hervor. Der Mann mußte unter den Schmerzen leiden, und Marcella wunderte sich darüber, wie lange diese Verwandlung schon dauerte.
    Klappte es nicht mehr so? War die magische Blutmischung etwa verdünnt worden? Alles war möglich. Die Schmerzen blieben, und die Drehungen auch. Schon längst waren sie für Marcella nicht mehr zu verfolgen. Sie hoffte inständig, daß er es nicht schaffte, und sie hatte sich mittlerweile auch aufgesetzt.
    Wann erschienen die Schatten? Sie hoffte nie. Als sichtbarer Gegner war er besser zu bekämpfen als anders. Noch waren die beiden Geisterjäger nicht da, und die Schwierigkeiten hielten bei Delany an.
    Bis zu dem Zeitpunkt, als seine Gestalt zu wandern begann. Sie huschte plötzlich über den Boden hinweg, und jetzt sah Marcella auch die ersten Schatten.
    Flecken und große Punkte huschten darüber hinweg. Die Gestalt war zu einem Puzzle geworden. Die Schreie gab es noch. Sie aber klangen bereits mehr aus dem Unsichtbaren oder einer anderen Welt. Auch die Waffe war nicht mehr zu sehen. Sie hatte den festen Verbund ihrer Materie ebenfalls aufgegeben.
    Ein Schattentänzer huschte durch das Zimmer. Zackig, ständig die Richtung wechselnd, wie von heftigen Windstößen angetrieben. Ein Spiel, das sich auf den Möbeln abzeichnete und als rasch laufendes Muster auch über die Wände lief.
    Bis es weg war.
    Von einem Moment zum anderen war es passiert. Marcella Ash wußte nun, daß Judas es geschafft

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