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Fürchte dich nicht!

Fürchte dich nicht!

Titel: Fürchte dich nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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ergibt«, beschwichtigte Viola. »Kann ja sein, dass wir auf der falschen Fährte sind.«
    »Falls er noch bei Dia-Lab arbeitet«, hauchte die Tierärztin. »Ich habe ihn seit ein paar Monaten nicht mehr gesehen.«

     
    Dr. Matthias Eichkorn, der Geschäftsführer von Dia-Lab, ein smarter Enddreißiger mit umgehängtem Kaschmirpullover, dunklem Teint, grau melierten Schläfen und einer schmalen, ovalen Brille lud Geis und Viola zu einem Kaffee in sein Büro.
    »Eigentlich ist das, was wir hier machen, ziemlich harmlos«, entschuldigte sich Eichkorn für die Sicherheitsschleuse am Eingang, »aber weil wir mit Mäusen und noch nicht auf dem Markt befindlichen Medikamenten hantieren, unterliegen wir den gesetzlichen Bestimmungen. Deshalb gilt der komplette Trakt als S-2-Labor.« Er schaute Viola mit einem durchdringenden Blick an. »Irgendwie habe ich damit gerechnet, dass mal jemand auftaucht und sich nach dem Professor erkundigt. Aber dass es ausgerechnet eine Mikrobiologin vom Bundesinstitut für Infektionskrankheiten ist, überrascht mich nun doch.«
    »Und weshalb sollte sich jemand nach dem Professor erkundigen?«, konterte Viola kühl.
    »Weil er seit drei Monaten wie vom Erdboden verschluckt ist.«
    »Wie bitte?«, fuhr Geis auf. »Der Mann ist seit drei Monaten verschwunden und Sie sitzen hier seelenruhig und warten darauf, dass es jemandem auffällt? Warum sind Sie nicht zur Polizei gegangen?«
    »Moment mal!« Eichkorn nahm eine aufrechtere Haltung ein. »Ich habe nicht gesagt, dass ihm etwas zugestoßen ist. Er hat ordnungsgemäß gekündigt und seinen Vertrag bis zum letzten Tag erfüllt. Was er danach macht, ist seine Sache. Einige meiner Mitarbeiter, zu denen er näheren Kontakt hatte, haben immer mal wieder versucht, ihn zu erreichen. Ohne Erfolg. Aber vielleicht ist er ja auf einer Weltreise oder bei Verwandten.«
    »Was Sie nicht ernsthaft glauben.«
    »Ehrlich gesagt: Nein. Der Professor ist kein Typ für eine Weltreise und Verwandte hat er nie erwähnt. Außerdem …«
    »Ja?«
    »… habe ich die Gründe für seine Kündigung nicht verstanden. Sehen Sie, der Mann ist zweiundfünfzig und nicht besonders hell im Kopf, da findet man nicht so leicht eine neue Arbeit. Er hat sich bei uns wohlgefühlt und wir hätten ihn gern behalten.«
    »Was genau hat er bei Ihnen gemacht?«, fragte Viola.
    »Er hat sich um die Mäuse gekümmert. Er hatte ein Händchen für Tiere.« Eichkorn lachte auf. »Als er vor zwei Jahren bei uns vor der Tür stand, dachte ich zuerst, er wäre ein Penner. Die langen grauen Haare, der Bart, schlampige Kleidung – er sah aus, als hätte er die letzten Nächte unter einer Brücke verbracht. Er suche einen Job, sagte er, und würde gerne mit Tieren arbeiten. Da wir gerade expandierten, habe ich ihn probeweise beschäftigt und – wider Erwarten – erwies er sich als fleißig, zuverlässig und umgänglich.«
    »Hat er sich auch für andere Tiere interessiert?«, schaltete sich Geis ein. »Für Zecken, zum Beispiel?«
    Der Geschäftsführer rümpfte seine sonnengebräunte Nase. »Kann sein. Soviel ich weiß, hat er Insekten gesammelt.«
    »Zecken sind keine Insekten«, sagte Viola. »Insekten haben sechs Beine, Zecken acht.«
    »Ich bin Pharmakologe, kein Zoologe.« Eichkorn schüttelte angewidert den Kopf. »Alles, was krabbelt, kriecht und sich in Ritzen versteckt, kann mir gestohlen bleiben. Auch die Mäuse sind nicht mein Ding, aber an denen kommen wir nicht vorbei.«
    »Hatte der Professor Zugang zu allen Geräten des Labors?«

    »Theoretisch schon. Er war manchmal abends allein hier. Allerdings bezweifle ich, dass er die Apparate bedienen konnte, er hatte keinerlei technische Ausbildung. Angeblich hat er die meiste Zeit seines Lebens als Missionar in Afrika verbracht.«
    »Angeblich?«, wiederholte Geis. »Zweifeln Sie daran?«
    »Es ist seine Geschichte, ich habe sie nicht überprüft. Überhaupt weiß ich, wie Sie schon gemerkt haben, recht wenig über die Vergangenheit des Professors.«
    »Noch einmal zurück zur Kündigung. Hat er selbst einen Grund genannt oder gab es einen Anlass?«
    Für Violas Geschmack klang Geis zu sehr nach Polizist, allerdings schien Eichkorn keinen Verdacht zu schöpfen.
    »Nein«, sagte der Geschäftsführer zögerlich. »Nicht direkt. Er war gesundheitlich angeschlagen. Eine schwere Grippe mit hohem Fieber hatte ihn aus der Bahn geworfen.«
    Viola spürte, wie sich die Haare an ihren Unterarmen aufrichteten. Hatte es sich in Wirklichkeit um

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