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Fürchte dich nicht!

Fürchte dich nicht!

Titel: Fürchte dich nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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Selbstversuch mit entsprechender Wesensveränderung beschließt er, Zecken gezielt auszusetzen.«
    »Hältst du das für wahrscheinlich?«
    »Nein. Wahrscheinlicher ist These zwei: Der Professor arbeitet mit jemandem zusammen, der über das Wissen und die Geräte verfügt, um Viren gentechnisch zu verändern.«
    »Jemand aus Eichkorns Labor?«
    »Möglich. Ich habe ein Real-Time-PCR-Gerät gesehen.«
    Geis stöhnte: »Ein was?«
    »Polymerase-Kettenreaktion, eine Technik, bei der Virus-Gene so oft dupliziert werden, bis man sie in einem Gel sichtbar machen kann. Bei der Real-Time-PCR lässt sich zudem die Menge der Viren bestimmen. Was nichts anderes heißt, als dass man bei Dia-Lab mit Viren umgeht. Vermutlich gilt das aber auch für die Mäuseklinik.«
    »Aha. Und der wissenschaftliche Kumpel des Professors bringt die Zecken dann unters Volk.«
    »Oder er verkauft sie. An die Terroristen deines Chefs, zum Beispiel.«
    »Meines Exchefs.«
    »Da fällt mir ein«, sagte Viola, »es gibt noch eine dritte These: Der Professor ist in Wirklichkeit gar kein trotteliger Mäusepfleger, sondern ein verkappter, hoch qualifizierter Mikrobiologe.«
    »Am besten, wir finden ihn«, meinte Geis. »Lebend.«

     
    Südlich von Amelsbüren, einem dörflichen Vorort am Rande von Münster, tauchten sie in die Davert ein. Kilometerlang erstreckte sich ein dichtes Waldgebiet, feucht und dunkel, nur von wenigen Lichtungen unterbrochen, in denen einzelne Höfe nisteten. Der Kontrast zur hellen münsterländischen Parklandschaft, die sie bislang durchquert hatten, schien Viola zu deprimieren.
    Die Navigatorstimme verkündete, dass sie in dreihundert Metern ihr Ziel erreichen würden. Geis ging vom Gas, der Wagen rollte fast lautlos über die schmale Waldstraße. Auf der rechten Seite traten die Bäume zurück und gaben den Blick auf drei Häuser frei, die mit gehörigem Abstand zueinander in Form eines Halbkreises angeordnet waren.
    »Das da muss es sein«, sagte Viola und zeigte auf das kleinste der drei Häuser, eine im Rotklinkerstil gebaute Kate mit anderthalb Stockwerken und grünen Fensterläden. Im Gegensatz zu den beiden anderen Häusern, bei denen Türen und Fenster geöffnet waren und spielende Kinder zwischen aufgehängter Wäsche herumrannten, machte die Kate einen unbelebten Eindruck. Die Fenster waren verrammelt, auf der Steintreppe vor der Haustür lagen mehrere leere Blechdosen.
    Ein mit schwarzer Asche bestreuter Weg endete vor der Haustür. »Schauen wir uns das Haus mal an!«, schlug Geis vor.
    Ohne große Hoffnung drückten sie auf die Türklingel, der Dreiklang im Inneren blieb erwartungsgemäß ohne Folgen.
    »Katzenfutter«, sagte Geis und stieß mit dem Schuh gegen eine leere Blechdose. »Sieht so aus, als habe er ein Abschiedsgeschenk für seine Katze dagelassen.«
    Zur Straßenseite verhinderten engmaschige weiße Gardinen hinter den Fenstern jeglichen Einblick ins Vorderhaus, trostloser sah es auf der Rückseite des Hauses aus: Einige Fenster waren mit Holzplatten vernagelt, andere mit schwarzer Farbe bestrichen.
    »Sehr gemütlich«, ätzte Viola.
    »Wohnkomfort ist wohl nicht sein Ding«, stimmte Geis zu.
    Als sie zur Vorderseite zurückkehrten, stand eine Frau in der Tür des nächstgelegenen Hauses. Mit in die Hüften gestemmten Fäusten beobachtete sie die Fremden.
    »Entschuldigung!«, rief Geis. »Wir suchen Herrn Wesseling.«

    »Der ist nicht da.«
    »Wissen Sie denn, wo er ist?«
    »Nein.«
    Viola im Schlepptau, schritt Geis auf die Nachbarin zu, quer über eine mit Löwenzahn gesprenkelte Wiese. »Wann haben Sie Herrn Wesseling zuletzt gesehen?«
    »Vor knapp drei Monaten.« Unsicher schaute sich die Frau um. »Dennis, komm mal her!«, befahl sie einem blonden, halb nackten Jungen, der im Sandkasten spielte.
    Dennis tat so, als habe er nichts gehört.
    Geis blieb stehen. »Könnte ihm nicht …«, er zeigte auf die Kate, »… etwas zugestoßen sein?«
    »Nein, bestimmt nicht.« Die Frau stampfte mit dem Fuß auf. »Dennis, du sollst sofort herkommen!«
    Dennis warf das Eimerchen in den Sand und trottete langsam zu seiner Mutter.
    »Und warum nicht?«, fragte Geis.
    »Weil ich gesehen habe, wie er weggefahren ist. Er hat sich noch von mir verabschiedet.«
    Dennis kam endlich in Reichweite, die Frau packte ihren Sprössling am Arm und zog ihn in den Hausflur. »Tut mir leid, ich habe zu tun.«
    »Eine Frage noch«, rief Geis. »Hat Herr Wesseling eine Handynummer hinterlassen?«
    »Herr Wesseling hat

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