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Fürchte dich nicht!

Fürchte dich nicht!

Titel: Fürchte dich nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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feuchten Laubhaufen. Da sie nicht trinken können, benötigen sie eine Umgebung mit hoher Luftfeuchtigkeit, um mithilfe eines salzigen Speichelsekrets Wasserdampf aufzunehmen. Wenn sich Zecken bewegen, dann in der Vertikalen, sie klettern auf einen Halm oder Strauch und warten auf einen Wirt. Je größer der Wirt, desto besser für die Zecken. Wo es viele Rehe und Hirsche gibt, tummeln sich massenhaft Zecken. Innenstädte sind normalerweise ziemlich zeckenarm.«
    »Am Ende der Straße rechts abbiegen!«, kommandierte eine etwas zickige Frauenstimme. Viola hätte schon längst auf die männliche Version des Navigators umgeschaltet. Aber anscheinend stand Geis auf dominante Damen.
    Der suspendierte Hauptkommissar stoppte vor einer Ampel. Sie waren auf der Schnellstraße, die von Münster aus nach Nordwesten führte, sehr schnell vorangekommen. Vertraute man den Angaben des Navigators, würden sie die Ochtruper Mäuseklinik in wenigen Minuten erreichen.
    »Dann verstehe ich den Sinn der Aktion nicht«, sagte Geis, während er wieder anfuhr und einem Lkw durch die flache Ackerlandschaft folgte. »Wenn es diese Terroristen auf den Europäischen Gipfel abgesehen haben, wäre es am effektivsten, alle Zecken nach Norderney zu bringen und sie nicht in irgendwelchen Innenstädten abzuladen.«
    »Die Terroristenthese stammt nicht von mir.« Viola schaute aus dem Fenster. Einzelne Bauminseln und Bauernhöfe sprengten die Eintönigkeit der Mais- und Weizenfelder. Eine funktionslose Brücke neben der Straße wirkte wie von Kinderhand abgestellt.
    »Und was denkst du, wer dahintersteckt?«, bohrte Geis weiter.
    »Keine Ahnung. Klar ist nur, dass Wissenschaftler und hochwertige Laborausstattung beteiligt gewesen sein müssen, Gentechnik lässt sich nicht im Hobbykeller betreiben.«
    Der Navigator lotste sie zu einem Gewerbegebiet und einem im Jugendstil errichteten ehemaligen Industriegebäude, das inzwischen, nach den Anglizismen auf der Adressentafel zu urteilen, von einer Reihe Start-up-Unternehmen bevölkert wurde. Die Mäuseklinik war in der dritten Etage untergebracht, neben etlichen anderen Firmen, deren Leistungskatalog sich nicht auf Anhieb erschloss.
    »Unter Klinik habe ich mir etwas Größeres vorgestellt«, bemerkte Geis.
    »Die Patienten brauchen nicht viel Platz«, grinste Viola. »Außerdem gelten Mäuse, im Vergleich zu Menschen, als extrem pflegeleicht.«
    Viola hatte am Morgen mit Professor Walter telefoniert und ihn gebeten, ihren Besuch in Ochtrup anzukündigen. Walters Reaktion ließ darauf schließen, dass er ihr nach wie vor vertraute. Die Frage war, wie lange sie noch unter dem Deckmantel eines offiziellen Auftrags ermitteln konnte. Besser, sie fanden schnell etwas heraus.

     
    Eine Tierärztin namens Schmitt-Holstenbrock, die zu allen sinnigen und unsinnigen Anlässen herzhaft kicherte, nahm sie in Empfang und verpasste ihnen erst einmal sterile Overalls, Hauben für die Haare und jeweils einen Mundschutz. »Ist Vorschrift«, kicherte Schmitt-Holstenbrock, »die Mäuse sollen ja keine Krankheiten bekommen, die sie nicht sowieso schon haben.«
    Als Nächstes mussten sie eine Luftdusche passieren, die ihnen saubere Luft in Orkanstärke um die Ohren blies. Und dann standen sie in einem weiß gestrichenen Gang, der zu den einzelnen Abteilungen der Klinik führte. Viola las Kardiologie , Orthopädie und Neurologie .
    »Hier drin herrscht leichter Überdruck«, erklärte die Tierärztin. »Damit wird verhindert, dass verunreinigte Luft von draußen hereinkommt. Wobei wir uns …«, Kicherpause, »… nicht als Klinik im eigentlichen Sinne verstehen. Bei uns werden die Mäuse nicht geheilt, wir wollen nur feststellen, wie krank sie sind.«
    »Wo kommen die Mäuse her?«, fragte Viola.
    »Aus ganz Europa. Es gibt ja nicht viele Einrichtungen dieser Art. Zurzeit haben wir dreitausend Mäuse hier. Die meiste Zeit verbringen sie gruppenweise in Käfigen. Es sei denn …«, Schmitt-Holstenbrock öffnete eine Tür, »… sie müssen gerade zur Untersuchung.«
    Viola und Geis sahen, wie zwei Forscher versuchten, eine fiepende Maus auf einer kleinen Bank festzuschnallen.
    »Wir haben einen Computertomografen, der speziell für Mäuse konstruiert wurde. Das Gleiche gilt für Geräte, mit denen wir Blutdruck und Herzfrequenz messen. Wir können hier sogar Doppler-EKGs machen.«
    »Und feststellen, ob Mäuse zur geistigen Verwirrung neigen?« Viola zeigte auf die Tür mit der Aufschrift Neurologie .
    »Ach das.« Die

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