Fuerchte nicht das tiefe blaue Meer
Gehirn.
Es war die reinste Folter.
Und je heftiger ich dagegen anzukämpfen versuchte, umso unbarmherziger drückten die Klauen zu. Sie pressten meinen Geist zusammen, bis er zu Brei wurde. Zu dickem, ölig quellendem Brei.
Ich ergab mich.
Mein Kopf fiel vornüber und ich blickte an mir herab. Ich sah auf die Bluse meiner Mutter, aber es kam mir vor, als würde jemand anderes sie tragen. Plötzlich brannte der weiche Stoff auf meiner Haut, als stünde er in Flammen. Als würden die Fäden zusammenschmoren und mit meinem Fleisch verschmelzen. Meine Hände flogen zu den Knöpfen, ich riss daran, musste den Fetzen loswerden. Vor Schmerz biss ich die Zähne zusammen. Meine Haut war feuerrot. Ich zerrte am Stoff, hörte, wie River meinen Namen rief, aber seine Stimme klang wie aus weiter Ferne, und ich riss weiter an der Bluse, bis ich es endlich geschafft hatte, sie mir vom Leib zu reißen und zu Boden zu werfen.
Das Brennen ließ augenblicklich nach und ich atmete erleichtert auf. Der Klammergriff entspannte sich. Mein Geist sickerte nicht mehr flüssig zwischen den Klauen der Stahlhand hindurch und ich konnte wieder denken. So lange ich tat, was die Hand wollte, war ich in Sicherheit. So lange ich an das glaubte , was die Hand mich glauben machen wollte, hörte der Schmerz auf.
Jetzt trug ich nur noch ein dünnes schwarzes Unterhemd, das ich vorigen Sommer in Freddies Schrank gefunden hatte. Letzte Nacht hatte ich darin geschlafen und es anbehalten, als Jack mich geweckt hatte, um mich zu dem toten Jungen zu führen. Ich trug nichts außer dem durchsichtigen Hemdchen, meinem grünen Rock und den auf meinen Beinen getrockneten Schlammspritzern.
Am liebsten hätte ich die Arme schützend um den Oberkörper geschlungen und mich in einer Ecke verkrochen.
Aber die Hand erlaubte es mir nicht. Also gehorchte ich.
Ich hörte Brodies heisere Stimme, die dunkel klang und so, als stünde er meilenweit entfernt. »Jungs, ihr habt noch nicht alles gesehen«, sagte die Stimme. »Dass sie sich auszieht, ist erst der Anfang der Vorstellung. Als Nächstes werde ich ein bisschen mit meinem Messer an ihr herumspielen und mir dabei Zeit lassen. Ich werde die Klinge sanft in ihr Fleisch eindringen lassen, als würde sie durch Butter gleiten. Schau genau hin, River. Du wirst es lieben.«
»Lass sie in Ruhe, Brodie.« Rivers Stimme driftete aus genauso weiter Ferne zu mir wie die von Brodie. Sie klang erschöpft, flehend und traurig, als hätte ihr Besitzer jeden Kampfgeist verloren. »Gib sie frei und ich … schließe mich dir an. Ich tue, was du willst. Du wirst noch nicht einmal deinen Blitz bei mir anwenden müssen. Ich werde so friedlich sein wie ein neugeborenes Lamm.«
Brodie lachte. »So gefällst du mir schon viel besser, Bruderherz.«
Plötzlich entließ mich die Stahlhand aus der Umklammerung, als wäre nie etwas gewesen. Mein freigelassener Geist streckte sich und dehnte sich wieder aus, während ich mir die Augen rieb und immer wieder tief Luft holte. Als ich die Augen wieder öffnete …
… stürzte River sich auf Brodie und stieß ihn seitlich gegen den Tisch. Eine Flasche Olivenöl zerschellte auf den Fliesen. Brodie und River rangen miteinander, zogen sich zu Boden, wälzten sich auf den grünen Glasscherben. Brodie kicherte hysterisch und trommelte mit den Absätzen seiner Stiefel auf den Boden, als bekäme er vor Lachen kaum noch Luft. River gelang es, sich auf Brodie zu setzen, die Hand zu packen, in der er das Messer hielt, und sie ihm auf den Rücken zu drehen. Gott sei Dank , dachte ich. Gleich ist es vorbei …
Aber ich irrte mich, denn im nächsten Augenblick wandte Brodie den Kopf zur Seite und hieb seine Zähne in Rivers Unterarm.
Als er wieder losließ, waren seine Lippen blutverschmiert.
River sank zu Boden. Sein Blick wurde leer.
Brodie sprang so geräuschlos und geschmeidig auf wie eine Katze.
Warum ist er so verdammt flink?, dachte ich in einem entfernten Winkel meines Kopfs. Wie schafft er das? Weil er der Teufel ist?
Brodie trat über Rivers reglosen Körper hinweg, ging zur Spüle und spuckte Blut ins Becken. »Siehst du, Violet?«, sagte er, nachdem er sich mit dem Lamm-Geschirrtuch den Mund abgewischt hatte. »Deswegen benutze ich sonst immer mein Messer. Ist eine viel sauberere Angelegenheit. Und Sauberkeit ist mir sehr wichtig. Manche würden es vielleicht Eitelkeit nennen, aber was soll’s. Andere Menschen zu beißen, ist nicht mein Ding. Ist mir einfach zu barbarisch.«
Ich sah
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