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Fuerchte nicht das tiefe blaue Meer

Fuerchte nicht das tiefe blaue Meer

Titel: Fuerchte nicht das tiefe blaue Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: April Genevieve Tucholke
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einfach drauflos. »Sie handelt von einer Frau namens Emily, die sich in einen Mann verliebt, der ihre Liebe jedoch nicht erwidert. Eines Tages ist er wie vom Erdboden verschluckt und bleibt verschwunden. Jahre später stirbt Emily und man findet die verweste Leiche des Mannes in ihrem Bett und neben ihm auf dem Kissen eine lange graue Haarsträhne.« Ich schwieg einen Moment, bevor ich fortfuhr. »Emily hatte ihn mit Arsen vergiftet und ihn dann in ihr Bett gelegt, damit sie ihn für immer an ihrer Seite haben konnte.«
    Wieder schwieg ich. »Mir ist klar, dass das eigentlich eine Horrorgeschichte ist«, sagte ich schließlich. »Aber ich fand sie schon immer irgendwie traurig und wunderschön. Emily hat diesen Mann wirklich geliebt. Ich glaube, das gibt es im Leben viel seltener, als man denkt. Alle hielten sie für geisteskrank, aber ich glaube, dass sie einfach wahre Liebe empfunden hat.«
    River legte seine Ukulele zur Seite und sah mich an.
    »Gott, Vi!« Luke verpasste mir einen Tritt gegen das Schienbein. »Bitte sag mir, dass du nicht durch Echo läufst und den Leuten so einen Mist erzählst. Kein Wunder, dass hier keiner mit uns redet. Wohlhabenden alten Familien wird schon immer gern nachgesagt, dass ihre Dynastien auf Inzucht beruhen, weshalb sie grundsätzlich ein paar Wahnsinnige in der Familie haben. Ist das wirklich die Rolle, die du spielen willst, Vi? Die verrückte reiche Erbin?«
    »Wir sind nicht mehr reich, schon vergessen, Luke? Es wird also niemanden interessieren, ob ich wahnsinnig bin.«
    Luke drehte sich zu River um. »Sag mal, was findest du eigentlich an meiner Schwester? Ich frage nur aus Interesse …«
    »Hört auf, euch zu streiten, Zwillinge.« Sunshine fischte einen Eiswürfel aus ihrem Glas und strich sich damit über ihren Hals und ihr Dekolleté. »Es ist viel zu heiß hier oben, um sich zu streiten.«
    »Es ist nicht heiß«, sagte ich. »Wir haben höchstens achtzehn Grad.«
    Sunshine hielt mitten in der Bewegung inne und grinste mich an, dann schob sie sich den Eiswürfel lasziv in den Mund und zerkaute ihn geräuschvoll.
    Ich stand auf und kurbelte am Grammofon, um die Platte noch einmal von vorn zu spielen. »Es gibt Leute, die glauben, dass Robert Johnson vergiftet wurde«, erzählte ich. »Und zwar mit Strychnin. Er war bei seinem Tod erst siebenundzwanzig, und es wurde nie herausgefunden, woran er genau starb, also könnte es durchaus sein, dass die Gerüchte stimmen. Wer mit Strychnin vergiftet wird, stirbt langsam und qualvoll, was bedeutet, dass irgendjemand ihn abgrundtief gehasst haben muss. Sonst hätte er Arsen oder Zyanid benutzt. Wenn ich jemanden umbringen wollte, würde ich Zyanid nehmen.«
    Mit vierzehn hatte ich eine Agatha-Christie-Phase durchlebt, in der ich sämtliche ihrer Krimis verschlang.
    Luke warf mir einen wütenden Blick zu. »So langsam gehst du mir wirklich auf die Nerven. Hör bitte mit deinem exzentrischen Getue auf, Vi. Das war schon nicht süß, als du ein kleines Mädchen warst, und jetzt ist es einfach nur noch verstörend. Das ist der Grund, warum du keine Freunde hast.«
    »Apropos Freunde«, gab ich zurück. »Sei doch so nett und bitte ein paar deiner Freunde, diesen Dachboden zu verlassen, Luke. Es wird allmählich etwas voll hier oben.«
    River lehnte sich ins Sofa zurück und verschränkte grinsend die Hände hinter dem Kopf. Mein Streit mit Luke schien ihn zu amüsieren, obwohl er mir selbst ein bisschen peinlich war – wenn auch nicht so sehr, dass ich Luke seine blöden Bemerkungen hätte durchgehen lassen.
    »War Robert Johnson nicht dieser Blues-Musiker, der dem Teufel an einer Straßenkreuzung seine Seele verkaufte, um wie ein Gott Gitarre spielen zu können?«, fragte River.
    »Doch, genau der«, antwortete ich. »Es war ein Pakt mit dem Teufel, wie in Goethes Faust . Angeblich hat Johnson die Geschichte nie dementiert. Aber so wie es aussieht, wollte der Teufel nicht allzu lange auf seine Seele warten und hat ihn mit gerade mal siebenundzwanzig in die Hölle hinabgezerrt.«
    » Goethes Faust. « Luke schnaubte verächtlich. »Wir wissen, wie viel du dir auf deine Belesenheit einbildest, aber bitte spar dir deine Klugscheißersprüche.«
    »Aufhören!«, schimpfte Sunshine. »Alle beide. Wenn ihr euch so zankt, kann ich nicht in Ruhe flirten.«
    »Ich wünschte, man würde sich über mich auch solche Gerüchte erzählen.« Ich beugte mich vor und nahm Sunshines Hand aus Lukes Haaren. »Dass ich einen Pakt mit dem Teufel

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