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Fuerchte nicht das tiefe blaue Meer

Fuerchte nicht das tiefe blaue Meer

Titel: Fuerchte nicht das tiefe blaue Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: April Genevieve Tucholke
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Espresso und nach Stürmen und Geheimnissen.
    Und dann nahm er an Fahrt auf, wurde drängender und leidenschaftlicher …
    … und war plötzlich vorbei.
    River ließ mich einfach so los. Genau in dem Moment, in dem ich angefangen hatte, zu vergessen, wer ich war, und begonnen hatte, zu glauben, wir beide wären ein einziger glühender, bebender Ozean aus Küssen, statt zweier eigenständiger Individuen … genau in dem Moment ließ er die Arme sinken, trat einen Schritt zurück und holte zitternd Luft.
    »Bleibst du heute Nacht hier?« Sein Atem ging schneller, genau wie meiner. Er fuhr sich durch die Haare, die daraufhin wieder auf diese unglaublich sexy Art zerzaust abstanden, die mich irgendwie wütend machte.
    River sah aus dem Küchenfenster, wo der violett-schwarze Himmel in das violett-schwarze Meer überging. »Seit ich vierzehn bin, habe ich Albträume, sobald ich mich zum Schlafen hinlege. Aber vor ein paar Tagen, als du dich neben mich gelegt hast, da hatte ich zum ersten Mal keine. Und kaum bin ich einen Tag weg, sind sie – zack – wieder da.« Er sah mich an. »Du weißt, was das bedeutet, oder?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Es bedeutet, dass du für den Rest meines Lebens neben mir schlafen musst.«
    Ein paar Sekunden verstrichen, dann legte River mir eine Hand in den Nacken und die andere um meine Taille und zog mich fest an sich.
    »River?«, fragte ich.
    »Ja, Vi?«
    »Was hat Jack gemeint, als er sagte, dass du ihm zeigen sollst, wie du es gemacht hast?«
    River ließ die Arme sinken. Mir wurde schlagartig kalt, und ich dachte daran, das Fenster zuzumachen.
    »Bevor ich darauf antworte, möchte ich dich etwas fragen. Hast du die letzten Tage mit mir als angenehm empfunden? Warst du glücklich?«
    Mir kam der Verdacht, dass das eine Fangfrage war, und ich betrachtete ihn prüfend. »Ja. Nein. Meistens nicht, glaube ich. In unser Gästehaus ist ein Lügner eingezogen, der Kinder dazu anstachelt, nach dem Teufel zu suchen, und verschwindet, nachdem sie ihn gefunden haben. Meine Nachbarin hat Halluzinationen in einem Tunnel und ich werde auf einem Friedhof geküsst. Ich würde das nicht unbedingt als angenehm bezeichnen, sondern eher als beunruhigend.«
    River zuckte mit den Achseln. »Unwissenheit kann auch ein Segen sein. Was spricht dagegen, die Dinge einfach so zu nehmen, wie sie kommen? Statt dich von all diesen Fragen in deinem blonden Kopf blockieren zu lassen, könntest du sie einfach beiseiteschieben und dich zu mir legen, Vi. Ich würde die Arme um dich schlingen und wir beide könnten den Schlaf der Gesegneten und Unwissenden schlafen. Ich ohne Albträume und du ohne Antworten.«
    Ich dachte darüber nach. Das tat ich wirklich. Aber nur ein paar Sekunden lang. »Nein. Ich möchte wissen, was hinter all dem steckt. Ich meine es ernst, River.«
    Er seufzte. »Okay. Aber vergiss nicht, dass du es so gewollt hast.« Er sah mit seinen braunen fest in meine blauen Augen. »Ich habe ein Geheimnis, Violet. Ich kann etwas, das andere Menschen nicht können.«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Es … ich nenne es das Funkeln.« Der Ausdruck in seinen Augen war so aufrichtig wie kurz zuvor auf dem Dachboden. Aber um seinen Mund spielte gleichzeitig sein schiefes Lächeln, und ich wusste nicht, welchem von beiden ich glauben sollte.
    »Ich nenne es deswegen so«, fuhr er fort, »weil es mich irgendwie funkeln lässt, wenn ich es tue. Von innen heraus. Es fühlt sich an, wie wenn man aus einem Mittagsschlaf erwacht – man hat intensiv geträumt, und dann wacht man auf, und die Sonne scheint, und man streckt sich, und der ganze Körper kribbelt. So ungefähr ist es – nur noch tausendmal besser.«
    Er zögerte kurz. »Dasselbe Gefühl habe ich übrigens, wenn ich dich küsse, Vi. Und es gibt nichts, absolut nichts, das sich jemals zuvor so gut angefühlt hat wie das Funkeln. Ich dachte nur, dass du das wissen solltest.«
    Er redete hastig, fast so, als wäre es ihm peinlich. Aber dann nahm sein Gesicht plötzlich wieder den gewohnt spöttischen Ausdruck an, und ich wusste nicht mehr, welche Regung echt war. Außerdem kreisten meine Gedanken immer noch um das Wort Funkeln , sodass es mir schwerfiel, mich zu konzentrieren. Ich presste beide Hände auf meine Schläfen, weil ich das Gefühl hatte, mein Hirn würde aus dem Schädel platzen wie das Fruchtfleisch einer überreifen Pflaume, die jemand in der Faust zerquetscht.
    »Das Funkeln , River? Was soll das sein? Verdammt noch mal, was meinst du

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