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Fuerchte nicht das tiefe blaue Meer

Fuerchte nicht das tiefe blaue Meer

Titel: Fuerchte nicht das tiefe blaue Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: April Genevieve Tucholke
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Zeiger.
    ES
    WIRD
    JEMAND
    KOMMEN
    Luke und Sunshine starrten mit angehaltenem Atem auf das Brett. River lächelte sein träges Lächeln und schien das alles für einen großen Spaß zu halten.
    »Wer wird kommen?«, fragte ich schaudernd. »Sag uns, wer bist du?«
    Der Zeiger erzitterte einen Augenblick unter unseren Fingern, bevor er sich erneut bewegte.
    T
    E
    U
    F
    E
    L
    Ich verpasste dem Brett einen so heftigen Stoß, dass es gegen die Wand flog.
    »Hey! Was soll das, Vi?« Luke boxte mich in den Oberarm. »Das Brett ist mindestens achtzig Jahre alt und damit eine Antiquität. Also sei gefälligst vorsichtig damit.«
    »Über den Teufel macht man keine Scherze.«
    Luke sah mich an. »Wieso unterstellst du mir so was? Glaubst du wirklich, dass ich nach allem, was Freddie uns ständig über den Teufel erzählt hat, so tun würde, als ob er über ein Ouija-Brett zu uns sprechen würde?«
    Wieder duellierten wir uns mit Blicken.
    »Gott, kommt mal wieder runter, Zwillinge.« Sunshine klang völlig ungerührt, von dem, was gerade passiert war. Sie ließ sich auf den Rücken fallen und legte einen Fuß auf Lukes Bett. Dabei rutschte ihr gelbes Kleid hoch und entblößte ihren weißen Schenkel, aber sie tat so, als hätte sie es nicht bemerkt. »Es ist zu spät, um zu streiten.«
    »Okay«, sagte ich.
    »Okay«, sagte Luke.
    Ich wedelte mit der Hand und deutete dabei auf Sunshines Schenkel. »Bitte schön. Tu, was du nicht lassen kannst, Bruder.«

Vierzehntes Kapitel
    River und ich gingen zum Gästehaus hinüber. Nachdem er Jack nach Hause gefahren hatte, war er noch einmal einkaufen gewesen, um seine Ankündigung wahr zu machen, für mich zu kochen. Diesmal gab es einen Caesar Salad und dazu Pommes frites aus Süßkartoffeln. Durch die offen stehenden Fenster wehte eine frische Meeresbrise, die sich mit dem erdigen Geruch von alter Ölfarbe und dem Duft des köstlichen Essens zu einem unvergleichlichen Aroma vereinte. River trug immer noch die Sachen, in denen er aussah wie ein italienischer Landbursche, und ich das schwarze Audrey-Hepburn-Cocktailkleid. Während des Essens fiel plötzlich der Strom aus, und River zündete Kerzen an und verteilte sie in der ganzen Küche. Die Atmosphäre im Raum war so intensiv, dass es mir beinahe vorkam, als könne ich sie auf der Zunge schmecken.
    Es war das erste Mal, seit dem Vorfall beim Baumhaus, dass wir allein waren.
    Ich wartete nervös auf das, was er mir zu sagen hatte – auf die Antworten, die er mir auf dem Dachboden versprochen hatte. Und um ehrlich zu sein, sorgten das liebevoll bereitete Essen, die süße Brise und die knisternde Atmosphäre nicht gerade dafür, dass meine Nervosität sich legte.
    »Als wir Casablanca geschaut haben, bist du plötzlich aufgestanden und warst eine Zeit lang verschwunden«, sagte ich und wischte meine von den Süßkartoffel-Fritten fettigen Finger an dem mit dem Lamm bestickten Geschirrtuch ab. »Wo warst du?«
    Während des Essens hatte ich die ganze Zeit darauf gewartet, dass River mir sein Geheimnis erzählte. Vergeblich. Ich hätte ihn lieber nicht selbst danach gefragt, weil ich den Eindruck hatte, dass es bei ihm eher eine gegenteilige Wirkung hatte, wenn man ihn drängte. Aber zur Hölle, das war ich bereit, zu riskieren. Ich musste wissen, ob der Junge, der in unserem Gästehaus wohnte und gerade für mich gekocht hatte, sich auf Friedhöfe schlich und Kindern einredete, er sei der Teufel. Ich brauchte Antworten. Und zwar schnell.
    River räumte den Tisch ab und stellte das benutzte Geschirr ins Spülbecken. »Geduld, Vi. Geduld.«
    Er machte uns Espresso und das würzige Aroma des Kaffees mischte sich unter die anderen herrlichen Düfte. Ich nippte nur ganz vorsichtig an dem heißen schwarzen Getränk, obwohl ich schon von klein auf eine Nachteule gewesen bin. In einer meiner frühesten Erinnerungen spiele ich noch spätnachts bei meinen Eltern im Atelier auf dem Boden, während sie malen und Luke schon seit Stunden im Bett liegt. Mom und Dad waren sicher keine perfekten Eltern – nicht einmal dann, wenn sie zu Hause und für uns da waren –, aber es gab ein paar Dinge, die sie richtig gemacht hatten, dazu gehörte zum Beispiel, dass sie mir erlaubten, lange aufzubleiben, wenn mir danach war. Trotzdem wusste ich, dass es nicht besonders klug war, um diese Uhrzeit noch Espresso zu trinken, und stellte mich deswegen auf die Zehenspitzen, während ich ihn trank.
    »Ich möchte aber wissen, wo du hingegangen bist. Warst du auf

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