Fürchtet euch
solchen Küchen gesessen und Fragen beantwortet hatte, während ich in Gedanken schon woanders war, bei meiner Vorfreude auf ein warmes Abendessen und ein kaltes Bier, auf ein gemütliches Kaminfeuer und auf den Augenblick, an dem ich endlich die Stiefel ausziehen und die Beine hochlegen konnte. Aber jetzt war für derlei tröstliche Annehmlichkeiten kein Platz in meinem Kopf, und ich konnte an nichts anderes denken als an die Angst in Sheilas Gesicht, während ich stotternd erzählte, was ich erzählen musste, und jeden Moment damit rechnete, Jeffs Schlüssel in der Haustür zu hören, den Klang seiner Schritte in der Diele, seinen Körper im Eingang zur Küche zu sehen. Seine Stimme fragen zu hören: »Mama, warum weinst du denn?«
Doch die Erinnerung an Jeffs Körper, der am Straßenrand schwelte, drängte sich mir in den Kopf und verdrängte solche Vorstellungen, und unter dem Geräusch des Automotors und dem stetigen Strom warmer Luft aus dem Gebläse konnte ich immer noch hören, wie der Dampf unter der blauen Plane zischte. Ich schlug den Hinterkopf gegen das Beifahrerfenster, um die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken.
Es kam mir vor, als wären Stunden vergangen, als ich hörte, wie unter dem Streifenwagen Metall gegen Metall schlug. Ich öffnete die Augen und sah fahles, trübes Licht durch die beschlagene Scheibe schimmern. Eine Faust schlug fest gegen das Fahrerfenster, und ich rutschte den Sitz hoch und wischte den Beschlag weg. Helles Licht strömte durch die freie Stelle, und ich kniff die Augen zusammen.
Jimmy Halls Gesicht drückte sich auf der anderen Seite gegen das Glas. Beide Augen waren bereits dunkel angeschwollen, und am Nasenbein hatte er von dem Schlag mit meiner Pistole eine blutende Platzwunde. Ich saß da und starrte ihn an, und ich fragte mich, ob er irgendwas in den Händen hatte, was ich nicht sehen konnte.
»Machen Sie den Motor aus, und lassen Sie den Leerlauf drin«, sagte er.
Ich war zu verblüfft, um irgendwie zu reagieren, und ich sah, wie er sich umdrehte und zu seinem Transporter zurückging, bis er aus dem Scheinwerferlicht verschwand. Kurz darauf heulte der Motor des Transporters auf, und ich spürte, wie irgendwas vorn an meinem Wagen zog. Ich stellte den Motor ab und öffnete die Tür und kämpfte mich nach draußen in den Schnee. Der Streifenwagen schwankte im Graben hinter mir.
»Was soll das?«, brüllte ich über den Lärm hinweg. Die grellen Scheinwerfer verbargen sein Gesicht hinter der Windschutzscheibe, und ich lief zu dem Transporter und schlug auf die Kühlerhaube. Der Schnee war gleißend hell, doch ich konnte sein Gesicht ausmachen, sobald mir das Licht nicht mehr in die Augen schien. Er starrte mich durch die Scheibe an. »Ich will Ihre Hilfe nicht!«, brüllte ich.
Hinter mir hörte ich das Fahrgestell des Streifenwagens ächzen, als das Abschleppseil aus dem Schnee hochschnellte und sich spannte. Hall setzte den Transporter langsam von mir zurück, und die Scheinwerfer trafen mich wieder in die Augen, und ich konnte nur noch das grelle Licht durch den fallenden Schnee sehen. Ich stand da und starrte in die zurückweichenden Scheinwerfer.
Die Unterseite des Streifenwagens schob sich über den Grabenrand, und das Gestell schabte über den festen Schnee. Als ich mich umdrehte, sah ich, wie der Wagen vollständig aus dem Graben kam und auf die Straße rollte. Das Abschleppseil schwenkte mit ihm zur Seite und riss mir das Hosenbein und den Oberschenkel auf. Ich fiel auf die Knie. Ich griff mir mit der Hand an den schmerzenden Schenkel und spürte, dass meine Hose an der Stelle schon warm von Blut war.
Der Motor von Halls Transporter ging aus, und Hall zog die Handbremse und öffnete die Tür. Ich rappelte mich hoch und sah seine Silhouette in dem Licht auf mich zukommen. Er stolperte an mir vorbei und bückte sich tief und hakte das Abschleppseil aus.
»Ich hatte einen Ersatzschlüssel«, sagte er auf dem Weg zurück zu seinem Transporter.
»Ich habe Ihre Hilfe nicht gebraucht.«
»Sie haben sie trotzdem gekriegt«, sagte er. Er drehte die Windenkurbel, und ich sah, wie das Seil durch den Schnee glitt und an der Stoßstange zum Stillstand kam. Er hakte es fest. »Sie haben mir die Nase gebrochen.«
»Ich wünschte, ich hätte Sie da oben erschossen«, erwiderte ich.
»Ich schätze, daran wird sich jetzt auch nichts ändern«, sagte er.
»Richtig.«
»Hab ich mir gedacht.«
Er sah auf, und wir starrten einander an, und ich merkte, wie still es
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