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Fürchtet euch

Fürchtet euch

Titel: Fürchtet euch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiley Cash
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paar Bücher. An der Decke hing eine einsame Glühbirne. Von dem Raum zu meiner Linken konn- te ich lediglich ein uraltes Stoffsofa mit Polstern erkennen, die mit Klebeband provisorisch zusammengehalten wurden. »Hallo«, sagte ich wieder. Ich hörte nichts außer dem alten Hund, der mich von draußen im Hof anknurrte.
    »Du versuchst, einen von den Guten zu verscheuchen, du alte Töle«, sagte ich zu ihm, als ich die Verandastufen wieder hinunterging. Er hörte auf zu knurren, blickte mich lange an und legte den Kopf schief, als ob er versuchte zu verstehen, was ich gesagt hatte.
    Ich stand im Hof und sah zu, wie der letzte Rest Sonne durch die Rotahornbäume fiel, und als ich aufblickte, sah ich die Gewitterwolken in der Ferne. Der Wind frischte auf und bewegte die Butternuss- und Amberbäume unten am Fluss auf der anderen Seite der Straße. Ich hob die Nase und witterte den Geruch des dunklen Uferschlamms, und er roch gut, sauber und kalt, und ich dachte an das Wetter, das kommen würde, und an die immer kürzer werdenden Tage. Nicht mehr lange, und ich würde im Wohnzimmer abends den Kamin anzünden müssen. Dann wieder der Schnee.
    Ich ging zur Seite des Hauses, blieb vor dem Streifenwagen stehen und blickte über den Hof und betrachtete einen Moment lang die alte Scheune. Sie war von der Sonne verbrannt und fast weiß gebleicht und schien sich zu einer Seite zu neigen, als würde sie bald ins hohe Grass kippen. Ich ging über den Hof, um einen Blick hineinzuwerfen. Ich halte nichts vom Rumschnüffeln, weil man sich damit in meinem Beruf ziemlich schnell Ärger einhandeln kann. Aber eins kann ich sagen: Es schadet nie, sich mal genauer umzusehen, wenn die Zeit dafür reicht. Und es kam mir so vor, als wäre Zeit so ungefähr alles, was ich in dem Moment hatte.
    Die Scheune hatte keine Tür mehr, und ich ging zu der Öffnung, blieb knapp davor stehen und schaute in die Dunkelheit im Inneren. Ich konnte die feuchte Erde des Scheunenbodens riechen, und ich sah zu, wie die Staubkörnchen aufstoben und durch das Licht wirbelten. Ich stand da und lauschte, wie der Wind auf dem Bergkamm hinter der Scheune zunahm und auf mich zufegte und weiter über die Straße zum Fluss vor dem Haus wehte. Ich meinte, weiter hinten vor der rückwärtigen Wand eine Bewegung zu sehen, und ich kniff die Augen zusammen und ging einen Schritt hinein, damit sie sich an die Dunkelheit gewöhnten.
    »Kommen Sie herein, Sheriff«, sagte eine Stimme. »Ich habe Ihren Wagen gehört. Verzeihen Sie, dass ich nicht rausgekommen bin, um Sie zu begrüßen.«
    »Macht nichts«, erwiderte ich. »Ich schnüffle nur ungern herum, aber ich hatte gehofft, Sie hier zu finden.«
    »Tja, hier bin ich«, sagte Chambliss.
    Meine Augen hatten sich endlich umgewöhnt, und ich konnte die Umrisse seines Körpers sehen und erkennen, dass er mit dem Rücken zu mir stand und seine Hände sich bewegten, als würde er an irgendwas arbeiten. Ich hörte den Wind durch die Ritzen in den Wänden pfeifen, und irgendwo in der Scheune war ein Geräusch, als würden getrocknete Blätter rascheln, doch ich konnte nicht sehen, was das war. Er knipste eine kleine Lampe auf dem Tisch vor sich an, und die Umrisse seines Körpers leuchteten auf. Ich fragte mich, ob er die Lampe ausgemacht hatte, als er mich kommen hörte.
    »Ich störe Sie nur ungern«, sagte ich. »Ich wollte Ihnen bloß ein paar Fragen zu dem Vorfall am vergangenen Sonntagabend in Ihrer Kirche stellen.« Ich hielt kurz inne. »Ich muss nur ein paar Punkte klären, und dann sind Sie mich auch schon wieder los.«
    »Was für Fragen haben Sie denn?«
    »Es geht um den Jungen, den wir gestern Abend beerdigt haben.«
    Er hörte auf zu arbeiten und stand einen Moment lang völlig reglos da. Dann sah ich, wie sein Körper sich bewegte, und er drehte sich zu mir um. Die kleine Lampe hinter ihm leuchtete rings um ihn herum. Der Wind frischte erneut auf und piff noch lauter durch die Wände und bewegte das, was nach Blättern klang, irgendwo an der Scheunenwand.
    »Ich merke gerade, wie schrecklich dunkel es hier drin ist«, sagte er. »Mich stört das nicht, aber Sie können doch bestimmt so gut wie nichts sehen.«
    »Macht nichts. Ich muss ja hier nichts suchen. Will mich bloß unterhalten.«
    »Aber es ist schrecklich dunkel«, sagte er wieder. »Direkt über Ihnen an dem mittleren Balken hängt eine Glühbirne. Machen Sie die doch bitte an, dann haben wir ein bisschen Licht.«
    Ich blickte hoch zu den Balken über meinem

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