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Fürchtet euch

Fürchtet euch

Titel: Fürchtet euch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiley Cash
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bloß um den Geist, Sheriff«, sagte Chambliss. »Ich bin sicher, selbst ein Mann wie Sie weiß, dass Christus Kranke geheilt hat.«
    »Ja, ich weiß, das hat er«, sagte ich. »Aber Sie sind nicht Christus.« Er lächelte und sah zu mir hoch und kniff die Augen zusammen. »Rufen Sie mich an, wenn Sie meinen, Sie würden gern das Richtige tun. Wenn nicht, garantiere ich Ihnen, dass Sie von mir hören.«
    Ich drehte mich um und ging von der Scheune über den Hof zum Streifenwagen.
    »Wir brauchen alle irgendeine Art von Heilung, Sheriff«, rief er hinter mir her.
    Ich öffnete die Wagentür und stieg ein und sah ihm nach, wie er wieder in der Scheune verschwand. Die ersten Regentropfen klatschten auf die Windschutzscheibe. Ich dachte darüber nach, was er gesagt hatte, und stellte fest, dass ich voll und ganz seiner Meinung war.

18
    Ich konnte die Schweinekoteletts riechen, die in der Pfanne brutzelten, als ich die Tür öffnete und ins Haus ging. Sheila war in der Küche und hatte das Radio an, und ich ging den Flur hinunter ins Schlafzimmer. Ich hängte Gürtel und Holster an die Schranktür, knöpfte dann die Hose auf und zog das Hemd aus dem Bund. Ich streifte meine Stiefel ab, ließ sie am Fußende des Bettes stehen und setzte mich. Ich hörte Sheilas Schritte den Flur heraufkommen. Sie blieb an der Schlafzimmertür stehen.
    »Kommst du essen?«, fragte sie.
    Ich drehte mich um und sah sie über die Schulter an.
    »Du weißt genau, wie ein Mann begrüßt werden möchte«, sagte ich. Sie lächelte.
    »Na, komm, sonst wird’s kalt«, sagte sie. Mein Hemd war vom Regen fast durchnässt, und ich zog es aus und ließ es neben dem Bett fallen. Ich ging im Unterhemd ins Esszimmer und setzte mich an den Tisch.
    »Ich habe vergessen, mir die Hände zu waschen«, sagte ich.
    »Ist schon gut«, sagte Sheila. »Du wirst es überleben, wenn du mal mit schmutzigen Händen isst, zumindest heute Abend.«
    Ich spießte mit der Gabel zwei Koteletts auf und ließ sie auf meinen Teller fallen, und dann nahm ich etwas Salat dazu.
    »Willst du ein Bier?«, fragte Sheila.
    »Willst du ein Bier?«, fragte ich zurück. Sie lächelte mich an und stand auf und ging in die Küche, und ich hörte, wie sie den Kühlschrank öffnete, und dann hörte ich, wie die Flaschen gegeneinanderklimperten. Sie kam zurück ins Esszimmer und stellte mein Bier vor meinen Teller. Sie setzte sich und nahm ihre Gabel.
    »Und? Was hast du bis jetzt?«, fragte sie. Ich trank einen Schluck Bier, stellte die Flasche wieder hin und starrte einen Moment darauf. Ich sah zu, wie das Schwitzwasser von der Flasche auf das Tischtuch rann, und dann nahm ich sie und wischte sie mit meiner Serviette ab. Ich stellte sie wieder auf den Tisch.
    »Also, ich habe einen toten Jungen, der sein Leben lang kein Wort gesprochen hat, eine Mutter, die jetzt kein Wort sagen will, einen Prediger, der mehr daran interessiert ist, meine Seele zu retten, als mir die Wahrheit zu sagen, und eine alte Frau, die solche Angst vor ihm hat, dass sie so gut wie nichts sagen will. Ich weiß, das hört sich an, als hätte ich eine ganze Menge, aber wenn du es dir genau ansiehst, ist es eigentlich gar nichts oder sogar noch weniger.« Ich griff nach dem Bier und nahm wieder einen Schluck. Sheila lächelte mich über den Tisch an.
    »Irgendwas wird sich schon tun«, sagte sie. »Ist doch immer so.«
    Und damit hatte sie den Nagel weiß Gott auf den Kopf getroffen.

19
    Jess Hall
    Am Donnerstagnachmittag, nachdem mich der Schulbus abgesetzt hatte, ließ ich meine Tasche auf der Veranda neben der Haustür liegen und ging rüber zu Joe Bill. Bei mir zu Hause war keiner, und ich wollte nicht allein dort sein.
    Ich klingelte bei Joe Bill, und er riss schon die Tür auf, bevor das Läuten aufhörte. Er kam auf die Veranda und zog die Tür hinter sich zu, als wollte er nicht, dass ich sah, was er im Haus gemacht hatte.
    »He«, sagte er.
    »Kannst du rauskommen, spielen?«
    »Ja«, sagte er. »Aber du kannst nicht reinkommen. Meine Mom ist nicht da. Ich darf keinen mit reinnehmen, wenn sie nicht da ist.«
    »In Ordnung«, sagte ich. »Was sollen wir machen?«
    »Egal«, sagte er. Er drehte den Kopf nach links und blickte die Straße runter, als würde er damit rechnen, irgendwen zu sehen. »Ich war vorhin im Garten und hab mit Scooters Luftgewehr geschossen.«
    »Worauf denn?«
    »Alles Mögliche«, sagte er.
    »Kann ich auch mal?«
    »Nein«, sagte er. »Ich hab’s schon wieder zurückgelegt, und ich hol

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