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Fürchtet euch

Fürchtet euch

Titel: Fürchtet euch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiley Cash
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es lieber nicht noch mal raus. Er müsste bald nach Hause kommen, und wenn er mich damit erwischt, bringt er mich um.«
    »Dann eben nicht«, sagte ich, aber ich nahm’s ihm nicht übel. Joe Bill hatte einen Mordsschiss vor Scooter, und ich auch. Er war fünfzehn Jahre alt, aber er kam mir viel älter vor. Er hatte einen dicken Freund, der Clay hieß, und vor dem hatte ich besonders Angst, weil er strohdoof war, und das machte ihn noch furchterregender, weil er so gut wie alles machte, was Scooter ihm sagte. Die zwei jobbten in der Autowerkstatt, die Joe Bills Daddy in Marshall hatte. Joe Bill schwor Stein und Bein, dass er mal gesehen hatte, wie sein Bruder Clay überredet hatte, Glasscherben zu essen, von den eingeschlagenen Fenstern in einem alten Schulbus, der auf dem Schrottplatz hinter der Werkstatt stand. Joe Bill sagte, Clay hätte kurz überlegt und dann ein paar Glasstücke vom Schotter aufgehoben, sie sich in den Mund gesteckt, eine Weile drauf rumkaut und runtergeschluckt. Joe Billy sagte, Clays Mund hätte kein bisschen geblutet oder so. Ich wusste nicht, ob ich das glauben sollte oder nicht, aber manchmal dachte ich, dass es so gewesen sein könnte.
    Das Gemeinste, was ich sie je hatte machen sehen, war ein paar Jahre her, als Joe Bill zu Weihnachten ein ferngesteuertes Auto geschenkt bekommen hatte. Wir hatten bei ihm in der Einfahrt eine kleine Rampe gebaut und wechselten uns dabei ab, das Auto ins Gras zu katapultieren. Scooter und Clay kamen auf ihren Rädern angefahren und guckten von der Straße aus zu. Plötzlich kamen sie die Einfahrt hoch, und Scooter schnappte sich das Auto und wollte es nicht zurückgeben, und dann sagte er zu Clay, er sollte auf unserer Rampe auf- und abspringen, bis sie kaputt ging, und schon nach zwei oder drei Sprüngen brach sie in der Mitte durch, weil er so fett war. Joe Bill sagte, er würde seine Mom rufen, und als er losschrie, holte Clay einen Baseballschläger aus der Garage. Scooter warf ihm das Auto hoch durch die Luft zu, und Clay holte aus und traf das Auto wie einen Baseball. Alle Räder sprangen ab, und die Batterien flogen raus. Das Auto landete mitten im Garten, und Joe Bill lief hin und hob es auf und sah es sich an, und dann warf er es wieder hin und rannte in die Garage.
    Er ließ die Garagentür auf, und ich hörte ihn drinnen weinen, aber Scooter und Clay radelten einfach davon, bevor Joe Bills Mom rauskam. Ich wusste, dass Joe Bill jetzt nicht mehr zugeben würde, dass er deswegen geweint hatte, aber ich glaube, ich hätte wahrscheinlich auch geweint. Das war ein prima Auto, und sie hatten es einfach so ohne Grund kaputt gemacht.
    »Und, was sollen wir machen?«, fragte ich.
    »Wir könnten hinterm Haus ein bisschen Basketball spielen«, sagte er.
    »Okay«, sagte ich.

    Bei Joe Bill im Garten war ein kleines Plätzchen, wo sein Daddy einen Basketballkorb aufgestellt hatte, eigentlich bloß ein einfaches Holzbrett, an das ein rostiger Ring genagelt war. An dem Ring war nicht mal ein Netz. Der Boden war festgetretene Erde, und wenn man den Ball prellte, sah es aus, als würde brauner Rauch vom Boden aufsteigen.
    »Was willst du spielen, Kuh oder Pferd?«, fragte Joe Bill. Er wollte den Ball durch die Beine dribbeln, doch der sprang ihm vom Fuß ab und rollte bis zum grasigen Rand des Spielfelds, wo er liegen blieb. Joe Bill ging hin und hob ihn auf.
    »Lieber Kuh«, sagte ich. »Pferd dauert zu lange. Wenn wir fertig sind, ist es dunkel.«
    »Okay«, sagte Joe Bill. Er machte ein paar Schritte auf den Korb zu, und dann beugte er sich ganz weit nach hinten und versuchte zu zielen, als wollte er den Ball rückwärts über den Kopf werfen. »Siehst du?«, fragte er mich. »Ich mach das immer so.« Er blickte mit dem Kopf nach unten auf das Ziel und warf dann mit beiden Händen. Der Ball traf klappernd den Ring, ging aber nicht rein. Ich hörte über dem Berg hinter mir Donner grollen, und ich drehte mich in die Richtung und sah, dass die Wolken dunkler geworden waren. Ich wusste, wenn Mama zu Hause wäre statt bei Miss Lyle, dann würde sie mich längst suchen, aber sie war nicht da, und es wusste auch niemand, wo ich im Augenblick war, außer Joe Bill.
    »Du bist dran«, sagte er.
    »Hast du den Donner gehört?«, fragte ich.
    »Das Gewitter ist noch weit weg«, sagte er. »Du bist dran.«
    Ich ging mit dem Ball ein Stückchen Richtung Wald, und dann schaute ich nach hinten, um zu sehen, wie weit ich vom Korb entfernt war.
    »Von da schaffst du das nie

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