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Fuerstin der Bettler

Fuerstin der Bettler

Titel: Fuerstin der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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sich etwas zu essen besorgt und waren dann durch das Holzlager in das Haus des Handwerkers zurückgekehrt. Jetzt aßen und beratschlagten sie. Hannahs Bedürfnis, alles, was sie gesehen hatte, zu einem Ganzen zusammenzufügen, war größer als ihre Müdigkeit.
    Der Wohnraum, der sich an die Küche anschloss, sah zum kleinen Garten hinaus, sodass sie, sollte sich jemand vom Haupteingang her nähern, immer zum Holzschuppen hinaus verschwinden und das Haus verlassen konnten.
    Natürlich bemerkte sie die Blicke des Mönchs, die er ihr zuwarf, wenn sie ihn nicht direkt ansah, und für ein paar Augenblicke hätte sie gern einen Spiegel gehabt, um zu sehen, wie sehr sie sich durch die Brandnacht verändert hatte. Doch sie schüttelte den Gedanken ab. Über diese Dinge konnte sie nachsinnen, wenn ihr drängendstes Problem gelöst war.
    »Glaubt ihr, Hartmut Aigen wollte das Grundstück deshalb unbedingt haben, damit er den Gang unter der Mauer hindurch benutzen kann?«, begann sie.
    »So weit waren wir schon«, warf die Schwarze Liss ein.
    »Wenn er überhaupt etwas von diesem Gang wusste«, entgegnete Bruder Adilbert. »Aigen kauft auf, was günstig liegt. Und wenn es ihm kostenlos in die Hände fällt, umso besser.«
    »Er hat den Gang öffnen lassen, bevor der Brandschutt ganzweggeräumt war. Es muss einen Grund geben, warum er das gemacht hat.« Hannah blieb hartnäckig. »Er wusste also von diesem Gang.«
    »Wir haben keinen Beweis dafür«, sagte Bruder Adilbert ruhig.
    »Er und seine Kumpane sind Schmuggler«, setzte die Liss nach. »Schmuggeln ist aber ein Wagnis. Ein gewaltiges Wagnis. Außerdem verliert man nicht nur Männer, weil sie in die Hexenlöcher wandern, wenn sie erwischt werden, man verliert auch die Ware und damit Geld.«
    »Geld ist ein großer Antrieb«, sagte Hannah.
    »Aigen lässt deshalb Waren durch diesen Gang in die Stadt bringen. Das bringt zusätzlich fünfzehn bis zwanzig vom Hundert Gewinn«, warf die Schwarze Liss ein.
    Hannah pfiff durch die Zähne. Wer den Torzoll und die Marktabgaben nicht zu zahlen brauchte, der konnte allein von diesem Zugewinn gut leben.
    »Allerdings muss er seine Leute bezahlen und geht ein Wagnis ein, das nicht unterschätzt werden darf. Je mehr Menschen von diesem Schmuggelweg wissen, desto schwieriger wird es, das Geheimnis zu bewahren. Ich glaube nicht, dass die anderen Händler nicht Wind davon bekommen, wie Aigen es anstellt, die Ware in die Stadt zu schaffen, Liss.«
    Hannah stützte den Kopf in die Hände. Ihre Überlegungen gingen über einen bestimmten Punkt nicht hinaus. Sie spürte diesen Widerstand der Gedanken geradezu körperlich.
    »Es gibt noch einen Einwand, dem wir uns stellen müssen: Rechtfertigt der heimliche Warentransport einen Mord an einem Mönch und an einem Mädchen?«, warf sie ein.
    Die Schwarze Liss schüttelte den Kopf.
    Sie nahm ein Stück Brot und kaute lustlos darauf herum. Auch Hannah griff zu und schob sich ein Stück Brot in denMund, auf das sie Öl geträufelt und ein wenig klein geschnittenen Knoblauch gestreut hatte. Aufgeschnittene Soleier lagen vor ihnen. Die grünlich geränderten Augen des gekochten Dotters sahen sie vorwurfsvoll an.
    »Vielleicht gehört auch der Tischler, der hier gewohnt hat, zu Aigens Opfern. Schließlich hat er an dem besagten Mauerabschnitt gewacht. Wir sind ihm begegnet, als der Schlüssel angebracht worden ist. Vielleicht hat er ja etwas gesehen, was er nicht hätte sehen sollen«, sagte die Liss.
    Hannah nickte. »Das würde seinen ›Unfall‹ erklären.«
    »Nichts rechtfertigt den Tod eines Menschen«, sagte Bruder Adilbert.
    Hannah kam es so vor, als würde er sich in seiner Handwerkerkleidung wohlfühlen. Jedenfalls hatte er sie nicht mehr gegen seine Kutte getauscht. Hannah gefiel der Mönch in dieser Aufmachung besser. Er wirkte zupackend und war, das musste sie zugeben, geradezu gut aussehend.
    »Die Tötungen werden nur erklärlich, wenn die Ware zu heikel ist, als dass sie öffentlich bekannt werden darf.« Der Mönch sah die beiden Frauen an. »Was war in diesen Säcken, die die beiden Schmuggler den Berg heraufgetragen haben?«
    Hannah schluckte. Ihr Denken weigerte sich, das zu beenden, was der Satz des Mönchs in ihr angestoßen hatte.
    »Etwas hat sich darin bewegt«, sagte die Schwarze Liss leise. Ihren Augen war anzusehen, dass sie dasselbe dachte wie Hannah. »Lebende Ware also.«
    »Sie werden kaum Ferkel oder gar Kälber in die Stadt holen. Hunde und Katzen ebenso wenig.« Der

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