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Fuerstin der Bettler

Fuerstin der Bettler

Titel: Fuerstin der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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Mönch machte eine Pause, in der er die beiden Frauen aufmerksam betrachtete. »Dann bleibt nur noch eine Möglichkeit ...«
    Hannah sah den Mönch erschrocken an. Plötzlich füllten ihre Augen sich mit Tränen. Obwohl Bruder Adilbert ihre Tochtermit keinem Wort erwähnt hatte, stand ihr Geras Bild plötzlich vor Augen, schmerzverzerrt und leidend. Sie schluchzte kurz auf, bekam sich aber wieder in die Gewalt.
    »Bruder Adilbert«, sagte sie mit brüchiger Stimme, »Ihr glaubt doch nicht, das Mädchen, das wir bei unserer Flucht gefunden haben, und die Kleine, die Euch bedienen sollte und dann getötet wurde, sowie das Kind, das zu uns in den Fledermausturm ...«, Hannah stockte, weil ihr einfiel, dass das Mädchen immer noch im Turm lag. Wenn sie mittlerweile wieder zu sich gekommen war, konnte man vielleicht mit ihr reden. »Wir müssen die Kleine sprechen, die im Turm liegt. Sie kann uns bestimmt erzählen, was ihr zugestoßen ist.«
    Der Mönch sah sie verständnislos an, deshalb erklärte Hannah kurz, was geschehen war, bevor sie aufgebrochen waren.
    »Ihr wisst, was das bedeutet?«, fragte er Hannah.
    Diese nickte. Sie wusste es sehr wohl. Die Ware, die man in Säcken in die Stadt lieferte, waren ... Sie traute sich nicht, es zu denken. Sie sah die Schwarze Liss an und wusste, dass sie dieselbe Überlegung anstellte. Das Wort, dieses eine Wort lastete auf ihrer Brust wie ein Mühlstein.
    »Kinder!«, sagte die Liss an ihrer Stelle. »Junge Mädchen vor allem, aber auch junge Knaben.«
    Bruder Adilbert nickte. »Sie holen Kinder in die Stadt. Und damit es niemandem auffällt, damit es heimlich geschehen kann, brauchen sie den Tunnel.«
    »Aber wofür brauchen sie die Kinder?«
    Bruder Adilbert sah die Schwarze Liss an, und die Schwarze Liss nickte wiederum Hannah zu, sagte aber nichts.
    »Nein«, entfuhr es Hannah. »Sagt, dass das nicht wahr ist. Sagt, dass ich mich irre.« Wieder schossen ihr die Tränen in die Augen. In ihren Gedanken kreiste der Name ihrer Tochter. »Gera«, schluchzte sie.
    Bruder Adilbert schwieg weiter, nickte jedoch langsam und bedächtig.
    Hannah schauderte bei diesem Gedanken. Der Patrizier Aigen ließ junge Mädchen und Knaben in die Stadt bringen und bot sie dort an, wie er Bruder Adilbert bereits ein Mädchen angeboten hatte. Damit diese nicht redeten, damit sie nicht erzählten, wen sie getroffen, wem sie zu Willen sein mussten, wurden die Kinder getötet.
    Das Bild der Kleinen, die mit halb durchgeschnittener Kehle vor ihr auf dem Tisch gelegen und um deren Leben sie gekämpft hatte, raste ihr durch den Kopf.
    »Ihr wisst«, unterbrach Bruder Adilbert ihre Überlegungen, »Ihr wisst, dass wir uns das alles nur zusammenreimen. Nichts davon können wir beweisen. Nicht eine Überlegung hält vor einem Gericht stand. Keiner wird uns glauben.«
    Hannah nickte und sah den Mönch durch einen Tränenschleier an. Sie spürte plötzlich seine Hand auf der ihren und fühlte, wie wohl ihr das tat, wie sehr ihr diese Berührung half.
    »Wie beschafft er die Kinder?«, fragte sie plötzlich.
    Hannah überlegte, wie viele junge Wesen dieser Unmensch womöglich schon in die Stadt geschleust hatte. Sie fragte sich zugleich, wer die Dienste in Anspruch nahm? Noch dringender aber war die Überlegung, wie man diesem Scheusal das Handwerk legen konnte.
    »Das frage ich mich auch!«, sagte der Mönch und lehnte sich zurück. Erst jetzt wurde Hannah gewahr, dass sie die letzten Überlegungen laut ausgesprochen hatte.
    »Wir sollten uns Gedanken darüber machen und uns den Rat der anderen Frauen einholen. Kopf hoch. Wir haben den Roten zur Strecke gebracht, wir müssen uns vor Aigen nicht fürchten.«
    Die Schwarze Liss beugte sich vor und fasste nach HannahsHänden. Sie drückte sie so fest, dass Hannah beinahe aufgeschrien hätte.
    »Wir müssen wegkommen von unseren Hirngespinsten«, sagte die Liss eindringlich, »und uns vergewissern, dass wir keinen Fehler machen. Vor Aigen selbst brauchen wir uns vermutlich wirklich nicht zu fürchten, aber vor seinen Kreaturen. Hast du die Schwarze Kapuze gesehen? Den Weißen? Und den behaarten Teufel mit der vorstehenden Schnauze. Was ist das und wofür ist der da?«
    Bruder Adilbert hob die Hand. Seine Augen blitzten. »Das Wesen kenne ich aus Illustrationen. Gesehen habe ich bis heute noch keines, aber die Zeichnungen sind genau genug, dass ich es wiedererkennen kann.«
    Hannah und die Schwarze Liss warteten, was der Mönch ihnen zu sagen habe, doch er sagte

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