Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fuerstin der Bettler

Fuerstin der Bettler

Titel: Fuerstin der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
Vom Netzwerk:
der Gang endete.
    Sie erinnerte sich an die Brucharbeiten, die sie gehört hatte, als sie am Grundstück vorübergegangen waren. Die Arbeiter hatten wohl nur die Mauer einreißen müssen, mit der dieser Gang bislang verschlossen worden war.
    Hannah wurde durch einen Stoß in die Rippen aus ihren Überlegungen gerissen. Die Schwarze Liss deutete zum Haus hinüber.
    »Sieh dir das an, Röttel«, flüsterte sie, Angst in der Stimme.
    In der Türöffnung des Lusthauses erschien eine Gestalt, ganz in Schwarz gekleidet und das Gesicht halb verdeckt mit einer schwarzen Kapuze. Was davon zu sehen war, das Kinn und die untere Hälfte des Gesichts, glänzte weiß wie polierter Marmor.
    Die Männer zuckten zusammen, als der Mann auftauchte. Er bedeutete ihnen durch ein Winken, dass sie das Haus betreten sollten. Die Hand, die sich aus der schwarzen Kutte schälte, steckte in einem hellen Handschuh. Die Männer nickten, schulterten die Säcke und verschwanden einer nach dem anderen imHaus. Der Dürre drehte sich auf der Schwelle noch einmal um und ließ seinen Blick erneut über das Gelände vor dem Lusthaus schweifen. Dabei blieb er länger an dem Gebüsch hängen, aus dem das Knurren ertönt war und in das Hilgert den Stein geworfen hatte. Schließlich drehte er sich jäh um und ging ebenfalls ins Haus. Hinter ihm schloss sich die Tür.
    »Erinnerst du dich an die Geschichte, die der Mönch erzählt hat?«, fragte Hannah beinahe tonlos. »Ich habe ihm nicht geglaubt, als er von diesem Geistwesen, dieser Schwarzen Kapuze, gesprochen hat. Mönche sind einsam, so ganz ohne Frauen, da spinnt man sich schon mal etwas zusammen. Aber der Kerl dort war echt.« Sie stieß die Luft aus den Lungen und versuchte, ein Flattern der Stimme zu verhindern. Was sie gesehen hatte, hatte ihr Angst gemacht. Schlimmer noch. Der Blick, den sie auf das Wesen erhascht hatte, war ihr in die Eingeweide gefahren wie ein eisiger Speer und hatte sie von innen ausgekühlt.
    »Was jetzt?«, flüsterte die Schwarze Liss.
    In der Stimme der Bettlerin vernahm sie dieselbe Angst wie bei ihr.
    »Kommen wir an den Schlüssel ran?«, fragte Hannah. »Er hängt weit über unseren Köpfen. Wir haben aber nur eine einzige Möglichkeit. Wenn die Kerle uns sehen, glaube ich nicht, dass es uns gelingen wird, in die Stadt zu gelangen. Sie wären zu schnell bei uns.«
    Auch Hannah sah, dass es unmöglich für sie war, den Schlüssel mit der Hand zu erreichen. Sie würden nur über eine Räuberleiter darankommen, und das brauchte zu viel Zeit. Andererseits vermutete sie, dass die Männer, wenn sie in die Stadt hineingingen, den Schlüssel mitnehmen würden, denn sie mussten die Türe wieder hinter sich absperren, sonst würde der Nachtwächter Alarm schlagen. Sie konnten aber nicht bis zum Abend hier hocken. Ihre Blase drückte, und Hunger hatte sie auch.
    Hannah spähte aus ihrem Versteck zum Haus hinüber. Wenn sie von dort aus nicht beobachtet wurden, dann könnten sie es vielleicht schaffen. Hannah überlegte noch, als die Schwarze Liss sie erneut am Ärmel zupfte.
    »Schau mal zum Fenster!«, flüsterte sie nur.
    Hannah wandte den Blick zum Fenster. Von dem einzigen Fenster, das in ihre Richtung zeigte, war das Pergament entfernt worden, mit dem es verschlossen gewesen war. Es wirkte jetzt dunkel wie eine schwarze Pupille. Dennoch schien darin etwas zu glänzen, ein heller Fleck. Es dauerte eine Weile, bis Hannah begriff, dass das kein Lichtfleck war, sondern das weiße Gesicht der Schwarzen Kapuze, die die Männer ins Haus geholt hatte. Der unheimliche Kerl stand am Fenster und spähte offenbar in den Garten hinaus, ob sich dort jemand bewegte. Sie hatte das Gefühl, als würde er das Dickicht mit seinen Augen durchdringen und sie dort hocken sehen.
    Hannah saß starr und steif da und hoffte inständig, der Hellgesichtige würde sie nicht bemerken.
    Wie lange es gedauert hatte, bis das Pergament wieder das Fenster verschloss, konnte Hannah nicht sagen, so lange saßen sie beide regungslos da und warteten. Dabei kam Hannah ein Gedanke. Der Schlüssel hing an einer Schnur, die von einer der Scharten herabhing. Wenn ihr Warner ihn hochziehen würde, dann könnte er ihnen die Tür von innen öffnen. Dazu musste sie ihn nur auf sich und den Schlüssel aufmerksam machen, wenn er noch auf der Mauer stand. Doch solange die Schwarze Kapuze sie jedoch beobachtete, konnte sie kein Zeichen geben.
    Sie erzählte der Schwarzen Liss von ihrem Plan, dann lehnte sie sich langsam gegen

Weitere Kostenlose Bücher