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Fuerstin der Bettler

Fuerstin der Bettler

Titel: Fuerstin der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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er hier auf verlorenem Posten.
    »Es wird eine Geschichte, die alles enthält, was für ein Epos nötig ist: Lug und Trug, Brandstiftung, Geldgier, Mord, Sünde, Läuterung und ein Ende ohne Schrecken, an dem der Übertäter bestraft wird«, sagte er bedächtig.
    Aigen lachte lauthals auf, und nicht wenige der Anwesenden fielen in das Gelächter ein.
    »Seid Ihr ein Bauer geworden, der Märchen erzählt?«, sagte Aigen höhnisch.
    »Es ist weit mehr als das. Es ist die lautere Wahrheit.«
    »Die Wahrheit, Mann? Wer kann schon sagen, was wahr ist und was gelogen. Ist nicht vielmehr die Wahrheit das, was alle für eine solche halten wollen, weil sie weniger schmerzt?«
    Damit hatte Aigen die Schwachstelle in ihrem ganzen Plan getroffen. Wer würde die Wahrheit schon glauben? Wer von diesen Männern, denen noch immer die Gier nach Frauenleibern in den Augen stand, würde sich schon für die Wahrheit interessieren? Wenn Bruder Adilbert ehrlich zu sich war, niemand.
    »Wir wollen es versuchen, Aigen, das mit der Wahrheit.«

    Hannah schluckte. Sie brachte kein Wort heraus. Sie starrte das Mädchen an, das, nur mit einem hellen Hemd bekleidet, vor ihr stand. Dann verschwand es hinter einem Schleier von Tränen. Hannah sah nur noch die Umrisse, doch sie hätte sofort sagen können, wer da vor ihr stand.
    »Gera?« Sie schluchzte den Namen beinahe unverständlich hervor.
    »Mutter!«, schrie das Mädchen und warf sich in Hannahs Arme.
    »Gera!«, hauchte Hannah in das Haar ihrer Tochter. »Gera!«
    »Ihr habt den Brand überlebt, Mutter? Ihr habt Euch retten können?«, rief Gera keuchend und barg den Kopf an Hannahs Brust. Hannah konnte das Mädchen gar nicht so fest an sich pressen, wie sie gewollt hätte, weil ihr die Kräfte zu versagen drohten.
    Neben sich hörte Hannah ein Stöhnen, und das erinnerte Hannah daran, dass noch nicht alles vorüber war. Obwohl ihr ganzer Körper noch immer zitterte vor Aufregung und Freude, hatte sie gelernt, solche Zeichen nicht unbeachtet zu lassen.
    »Der Weißfuchs lebt. Er darf nicht entkommen! Helft mir!«, sagte Hannah hastig. Sie schob ihre Tochter sanft, aber entschieden von sich weg. Im Schein der Laterne suchte sie nach ihrem Riegel. Dann sah sie sich um, zog das Messer – der Weißgesichtige hatte tatsächlich ein Messer nach ihr geworfen – aus der Ziegelwand und richtete es auf den Körper des Mannes.
    Der Weißfuchs rührte sich nicht.
    Doch Hannah traute ihm nicht. Mit wenigen Schnitten, und ohne den Weißfuchs aus den Augen zu lassen, hatte sie einen Stoffstreifen von ihrem Rocksaum abgetrennt, ihn gezwirbelt und fesselte dem Weißfuchs die Hände auf dem Rücken. Erst als dieser auch an den Beinen gefesselt vor ihr lag, beruhigte sie sich wieder.
    Erst jetzt bemerkte sie, dass sie die ganze Zeit geweint und geschluchzt hatte.
    Die Kinder standen um sie herum und starrten sie an.
    Hannah wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und betrachtete die Kinder. Es waren sieben Mädchen und drei Jungen. Hannah musste mehrmals ansetzen, bevor es ihr gelang, etwas zu sagen.
    »Ihr seid frei«, verkündete sie nur. »Niemand wird euch mehr zu irgendetwas zwingen. Aber ihr müsst mir noch helfen. Ich will ...« Sie verstummte und suchte Geras Blick. Hannah streckte die Hand aus, fasste die Hand ihrer Tochter und zog Gera wieder zu sich her. So standen sie lange da, bis in Hannah das Zittern ein wenig nachließ, das sie erfasst hatte, seit sie Geras Stimme vernommen hatte.
    »Ihr zerquetscht mir noch die Hand, Frau Mutter!«, sagte Gera.
    Hannah lockerte den Griff ein bisschen, aber sie hielt die Hand ihres Kindes weiter fest.
    »Du glaubst ja nicht, wie sehr ich mich nach diesem Moment gesehnt habe, Gera.«
    Doch Gera war unruhig. Hannah bemerkte, wie sie immer wieder zur Tür des Drachenlochs blickte.
    »Was ist?«, fragte Hannah besorgt. »Kommt noch jemand?«
    »Ich ... wir wissen es nicht.« Ein anders Kind hatte geantwortet.
    Die Kinder waren ängstlich, verschreckt. Sie zuckten zusammen, als Hannah einen Schritt auf sie zu machte.
    »Ich glaube, Ihr braucht euch keine Sorgen mehr zu machen«, versuchte Hannah die Kinder zu beruhigen. »Wo kommt ihr alle her?«, fragte sie dann, um deren Vertrauen zu gewinnen.
    Gera antwortete an deren Stelle. Sie deutete auf einen der Jungen und auf zwei Mädchen. »Die sind aus einem Armenhaus beiOberhausen. Und die beiden«, sie deutete auf zwei weitere Kinder, »wurden direkt vom Feld bei Gessertshausen entführt, als sie Ähren gelesen

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