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Fuerstin der Bettler

Fuerstin der Bettler

Titel: Fuerstin der Bettler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Dempf
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schon geraume Zeit und hörte der Auseinandersetzung zu.
    Der Mönch zuckte zusammen, als er ihr blasses Gesicht sah.
    »Ein Gesindel unterstützt das andere«, rief Aigen vom Balkon herunter. Doch an seiner Stimme bemerkte Hannah den Schrecken, der dem Patrizier in die Glieder gefahren war.
    »Ihr solltet Euch etwas zusammennehmen gegenüber einerDame, Aigen«, entgegnete Hannah. »Vor allem, wenn Ihr das Haus der Dame betreten habt.«
    Das Lachen blieb Aigen im Halse stecken. Dagegen erhob sich das Gemurmel der Männer erneut, die im Innenhof standen und sich einen Becher Wein nach dem anderen bringen ließen.
    »Was soll das heißen? Wer seid Ihr?«, tönte es aus der Menge.
    »Gebt nichts auf das Geschwätz«, griff Aigen ein. Er warf einen Blick über die Schulter, doch er hatte wohl die Rechnung nicht mit den Frauen gemacht. Sie versperrten die Tür zum Geheimgang.
    »Ich, Aigen, ich bin Hannah Meisterin, die Gattin des Apothekers Jakob Meister, der hier an dieser Stelle bei einem Brand ums Leben kam. Ich bin die rechtmäßige Erbin der Apotheke und des Grundstücks und aller Gebäude, die auf diesem Grundstück errichtet worden sind.« Hannah sprach langsam und so laut, dass jeder in diesem Atrium sie hören konnte.
    Es war, als würde jegliches Geräusch von diesen Sätzen verschluckt werden.
    Wie ein schrilles Wiehern wehte die Reaktion Aigens von der Balustrade herab.
    »Die Meisters sind allesamt verbrannt«, warf Aigen ein. »Vater, Mutter und die Tochter. Ihr lügt demnach.«
    »Ich lüge nie. Ich sage die Wahrheit, Aigen!«
    »Wer könnte das bezeugen? Niemand.«
    Ein Gemurmel erhob sich unter der Menge, als ein Mädchen in hellem Sackleinen vortrat, bis zur Mitte des Atriums ging und zu Aigen hochsah.
    Man konnte sehen, wie der Patrizier erbleichte.
    »Ich kann das bezeugen. Ich bin Gera Meisterin, die Tochter dieser Frau.«
    Schlagartig verstummten die Gespräche. Unruhig sahen die Leute von einem zum anderen.
    »Außerdem sind nicht alle Meisters verbrannt. Man hat zwei Männerleichen gefunden und die Leiche einer alten Frau«, sagte eine weitere Stimme. »Die Frau hier ist Hannah Meisterin!«
    Die Luderin musste sich auf ein Mädchen stützen, denn allein fiel es ihr offenbar noch schwer, sich auf den Beinen zu halten. Die Menschen, die sie sahen, schlugen bestürzt die Hände vor den Mund. Die Luderin hielt sich nur ein Tuch vor die Brust. Der von Peitschenstriemen übersäte Rücken war entblößt. »Außerdem hat er mich gefoltert, damit dieses Wissen verborgen bleibt.«
    Sie deutete zu Aigen hinauf, der gehetzt in die Runde sah.
    Schließlich trat Bruder Adilbert vor, und sogleich wandten sich alle Köpfe ihm zu.
    »Ich bin Bruder Adilbert, Mönch des Benediktinerkonvents zu Sankt Ulrich und Afra hier in Augsburg. Ich habe den Auftrag ausgeführt, die Urkunde, die den Vorbesitz dieses Grundstücks bestätigte, zu fälschen.« Er deutete zur Balustrade hoch, auf die sich der immer blasser werdende Aigen stützte. »In seinem Auftrag.«
    Ein Sturm der Entrüstung erhob sich.
    »Außerdem hat er versucht, mich töten zu lassen, ebenso wie er die rechtmäßige Besitzerin, Hannah Meisterin, in den Hexenlöchern hat ertränken wollen. Es ist ihm allerdings nicht gelungen, wie man sieht – doch der Versuch hat mich auf seine Spur geführt.«
    Mit jedem Satz, der das Ungeheuerliche dieser Intrige aufdeckte, wandte sich die Stimmung mehr gegen Aigen. Dieser suchte nach einem Ausweg, versuchte den Mönch oder Hannah zu unterbrechen, doch die Zuhörer schrien Aigen nieder und spornten Hannah und Bruder Adilbert an, alles, aber auch alles ganz genau zu berichten.
    Punkt für Punkt zählte Hannah auf, schilderte genau und ausführlich, was sich ereignet hatte, bis sie schließlich zur eigentlichen Frage kam. Lange hatte sie damit hinter dem Berg gehalten, lange hatte sie diese Frage vorbereitet, so lange, bis sie sich schon fast von selbst stellte.
    »Warum wurde dies alles in die Tat umgesetzt? Warum wollte Hartmut Aigen sowohl das Lusthaus und als auch dieses Grundstück hier für sich haben?«
    Sie warf die Frage unter die Menge, so wie man würfelt: scharf und genau. Und sie warf die Sieben!
    »Haltet den Mund!«, schrie Aigen von oben herunter, doch Hannah hatte bereits die Kinder auf das Atrium hinausgewunken. Einzeln stellten sie sich vor Hannah.
    Erneut begann ein Gemurmel und Getuschel, und Hannah, die den Patrizier auf der Balustrade scharf beobachtete, sah, wie Aigen in sich zusammenzufallen

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